Treibhauseffekt ist dieser verflixte Mechanismus, der die Welt aufheizt und die Menschheit in Gefahr bringt. Im Kleinen kann er aber durchaus praktisch sein: Dank ihm gedeihen auch im kalten Österreich oder in den Niederlanden ganzjährig Gemüse und sogar Südfrüchte im Gewächshaus.

Das Sahara Forest Project aus Norwegen, das auch bei der Klimakonferenz in Glasgow einen Pavillon aufgebaut hat, will diesen Effekt umkehren und in der Wüste, wo es für Gemüseanbau eigentlich zu heiß ist, klimafreundlich Lebensmittel produzieren. Dazu soll Salzwasser in die Sahara gepumpt werden, das in Gewächshäusern verdampft, dort Wärme aufnimmt und die Treibhäuser so kühlt. Am Ende soll dabei, quasi als Nebenprodukt, noch sauberes Süßwasser herausschauen, da der Dampf an den Wänden kondensiert und abgeleitet wird.

Aus Salzwasser mach Trinkwasser.
Foto: Anders Nyobe / Sahara Forest Project

Dieses könnte man nicht nur zur Bewässerung der Gewächshauspflanzen verwenden, sondern damit auch die Wüste begrünen oder nach weiterer Aufbereitung sogar trinken, verspricht das Sahara Forest Project. Die notwendige Energie soll dabei aus Solaranlagen in der Wüste kommen.

Das Projekt machte bereits auf der (politisch wenig erfolgreichen) Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 erste Gehversuche, inzwischen gibt es bereits Pilotprojekte in Katar und Jordanien.

Export nach Europa

Der nächste Schritt sei es, in Nordafrika im großen Stil Gemüse anzubauen und – auf dem See- und Landweg – nach Europa zu exportieren, sagt Geschäftsführer Kjetil Stake dem STANDARD. Warum man sich auf Europa konzentriere, anstatt den lokalen Markt zu versorgen? Man wolle nicht in direkter Konkurrenz zu Kleinbauern stehen, sagt Stake. Der wesentliche Grund sei aber, dass man in Europa höhere Preise verlangen könne.

Das alles erinnert entfernt an das gigantomanisch anmutende Projekt Desertec, das einst Solarstrom aus der Wüste nach Europa exportieren wollte und in der Bedeutungslosigkeit verschwand. "Wir brauchen keine teuren Kabel", sagt Stake. Man verändere einen Markt, der bereits existiert: Bereits heute werden Millionen Tonnen Lebensmittel aus Nordafrika nach Europa exportiert – und in Zukunft soll das eben nachhaltiger passieren. (Philip Pramer aus Glasgow, 15.11.2021)