Der Kühlschrank kann künftig ohne Zutun neue Produkte bestellen.

Illustration: Horst Stein

Dass man nächtens mit knurrendem Magen zum Kühlschrank schleicht und in diesem dann die große Leere gähnt, gehört wohl bald ebenso der Vergangenheit an wie das Einstellen des Raumthermostats: Ersterer wird selbstständig bestellen, was zum leiblichen Wohl fehlt, und Letzteres erkennt, dass man den Raum betritt, und passt die Temperatur genau so an, wie man sie gerne haben möchte.

Ein österreichisches Expertenteam unter der Leitung des Grazer Know-Centers arbeitet übrigens auch daran, die thermische Behaglichkeit in Bürogebäuden für möglichst viele unter Einsatz von KI zu optimieren.

Künstliche Intelligenz – kurz KI – oder auf Englisch Artificial Intelligence (AI) macht uns das Leben bereits in vielen Bereichen einfacher. Und wie bei allen Neuentwicklungen klingelt auch in diesem Segment die Kasse, wenn man sich rechtzeitig umschaut. Dabei muss man gar nicht mit Pennysstocks hasardieren; Geld lässt sich bei KI durchaus auch mit etablierten Namen scheffeln.

25 Akquisitionen

Apple, der Technologie- und Kommunikationskonzern aus dem kalifornischen Cupertino, sieht sich von jeher als Technologieführer. Und so ist es kein Wunder, dass der Gigant, der im Vorjahr 275 Milliarden Dollar Umsatz machte, auch beim Thema künstlich Intelligenz ganz vorn mitspielen will.

Das 1976 von Steve Wozniak, Steve Jobs und Ron Wayne gegründete Unternehmen hat seit 2010 satte 25 Akquisitionen mit Schwerpunkt Artificial Intelligence getätigt und ist dabei, ein KI-basiertes Ökosystem aufzubauen. Bekannt sind zum Beispiel Apples Aktivitäten im Bereich autonomes Fahren oder sein KI-Assistenzsystem Siri am iPhone.

Allein in den vergangenen 24 Monaten machten die Kalifornier ihr Börsel weit auf und kauften KI-Start-ups wie Vilynx für maschinelles Sehen und Bildanalyse, Voysis für natürlich klingende Maschinenstimmen, Xnor.ai für mobil optimierte KI-Algorithmen oder Inductiv, das Daten für KI-Training optimiert. Google kommt bei den KI-Zukäufen übrigens nur auf 14, Microsoft auf zwölf, und Facebook wollte neunmal KI-Know-how zukaufen.

Luft nach oben

Die Apple-Aktie hat in den vergangenen drei Jahren mehr als 150 Prozent zugelegt; über zehn Jahre gerechnet summiert sich der Zuwachs auf mehr als 1000 Prozent. Doch beim aktuellen Kurs von rund 140 US-Dollar sehen Experten noch reichlich Luft überm Apfelbaum. Die Lieferkettenprobleme des iPhone-Herstellers haben zudem nachgelassen, und der Konzern ist laut Analysten damit gut für das starke Weihnachtsquartal positioniert.

Autos fahren selbstständig von A nach B.
Illustration: Horst Stein

Wenn es um Technologie geht, führt wohl auch kein Weg an SAP vorbei. Der Softwarekonzern mit Sitz im baden-württembergischen Walldorf gehört zweifellos zur Weltspitze.

Der größte Anbieter von Unternehmenssoftware in der Cloud betreut bereits 200 Millionen Benutzer rund um den Globus. 1972 von den Unternehmern Dietmar Hopp, Hasso Plattner, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira und Claus Wellenreuther gegründet, zählte der Softwarespezialist schnell Unternehmen wie ICI, Knoll, Burda und Linde zu den Kunden.

Zukunftsmusik

Heute gibt es wohl nur wenige Unternehmen von Bedeutung, die auf Tools von SAP verzichten können. Im Jahr 2020 machte SAP mit mehr als 102.000 Mitarbeitern 27,34 Milliarden Umsatz und lag damit trotz der Corona-Verwerfungen nur wenig unter dem Ergebnis des Jahres davor. Die Aktie verlor in den vergangenen zwölf Monaten zwar rund zehn Prozent. Auf fünf Jahre betrachtet, konnte man mit dem SAP-Papier jedoch deutlich mehr als 50 Prozent ins Depot schaufeln.

Das Unternehmen setzt nun auch stark auf den Ausbau von künstlicher Intelligenz: Die Technik wird bei SAP in Kombination mit maschinellem Lernen und Datenanalysen verwendet, um eine intelligente Entscheidungsfindung zu ermöglichen und mithilfe von Datenanalysen bestimmte Probleme zu verstehen. Zusätzlich winken den Anwendern Vorteile wie Kostensenkung und Erhöhung der Effizienz.

Wasser auf den Mühlen

Dieser Ansatz ist Wasser auf den Mühlen der Finanzexperten: Der Konzern habe überzeugt, sagt etwa Analyst Wolfgang Donie von der NordLB. Das Ziel, die Cloud-Erlöse bis 2025 auf 22 Milliarden Euro zu steigern, bleibe aber anspruchsvoll. Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern stieg im zweiten Quartal übrigens um zwei Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Der SAP-Aktienkurs bewegte sich zuletzt um die 120 Euro.

Eine Aktiengesellschaft, die in der Vergangenheit an der Börse wie wohl nur wenige durchs Feuer gegangen ist, ist die Deutsche Telekom. 1995 mit viel Aufregung und Börsenhype nach der Privatisierung der Deutschen Bundespost und aus deren Bereich Telekommunikation und Fernmeldewesen ("graue Post") gegründet, ist das Unternehmen heute Europas größter Telekommunikationskonzern mit Hauptsitz in Bonn. In der Liste Forbes Global 2000 der weltgrößten börsennotierten Unternehmen belegt die Deutsche Telekom Platz 116.

Mehr als 226.000 Mitarbeiter erzielten zuletzt einen Umsatz von 101 Milliarden Euro. Man setzt in der Entwicklung auf künstliche Intelligenz auf verschiedenen Ebenen, wobei im Unternehmen entwickelte Plattformen auch extern zur Verfügung gestellt werden.

Das 5G-Netz ist für den Bereich der künstlichen Intelligenz jedoch unabdingbar; kein autonom fahrendes Auto wird sich auch nur einen Zentimeter ohne Anbindung an ein hochleistungsfähiges Netz bewegen – für die Telekom ist das in Zukunft wohl mehr als nur ein Körberlgeld.

Die Telekom-Aktie gewann in den vergangenen zwölf Monaten ebenso viele Prozent an Wert dazu und lag zuletzt bei rund 16 Euro pro Anteilsschein. Einen weiteren Anstieg traut man dem Papier durchaus zu. In der neuen Technologie steckt also viel Fantasie. (Reinhard Krémer, Magazin "Portfolio", 2.12.2021)