Daniel Huber landete am Dreikönigstag den ersten österreichischen Sieg bei einer Vierschanzentournee seit Stefan Kraft 2016 in Oberstdorf.

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Schallert schreibt Kobayashis Trainingspläne.

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Bischofshofen – Ungeachtet der unerwarteten Formdelle von Weltmeister Stefan Kraft schnitten Österreichs Skispringer bei der 70. Vierschanzentournee nicht besser oder schlechter als erwartet ab. Podestplätze, ja Siege sind im Olympiawinter nicht unmöglich, wie Daniel Huber am Dreikönigstag in Bischofshofen mit seinem ersten Erfolg im Weltcup bewies. Der 29-jährige Salzburger sprang im Finale von Platz zwei aus an die Spitze, besorgte Österreich damit den ersten Tournee-Tagessieg seit 2016 und stellte ein wenig sogar Ryoyu Kobayashi in den Schatten. Der Japaner gewann seine zweite Tournee nach 2018/19 überlegen, am neuerlichen Gewinn aller Bewerbe einer Tournee scheiterte er aber als Fünfter auf der Außerleitner-Schanze.

Die von Olympiasieger Toni Innauer stets beschworene österreichische Skisprungkultur feiert ihre größten Erfolge gegenwärtig doch auf dem Trainersektor. Die beiden stärksten Mannschaften, Norwegen und Deutschland, haben in Alexander Stöckl und Stefan Horngacher österreichische Cheftrainer. Und ein Österreicher verleiht auch dem aktuell besten Springer Flügel.

Die große Hoffnung

Im April 2019 heuerte Richard Schallert beim Tsuchiya Home Ski Team an. Das Werksteam eines in Sapporo auf Hokkaido ansässigen Wohnbau- und Immobilienunternehmens versammelt eine Handvoll der größten Skisprungpretiosen, die Japan zu bieten hat, unter ihnen Ryoyu Kobayashi und der ewige Noriaki Kasai. Während die mittlerweile 49-jährige Legende derzeit nur auf nationaler Ebene seine Firma vertritt, ist der 25-jährige Weltcupführende die große Hoffnung auf das erste japanische Skisprung-Gold bei Olympia seit 1998.

Bei den Heimspielen in Nagano hatte Kazuyoshi Funaki auf der Großschanze und in der Mannschaft mit den Kollegen Takanobu Okabe, Hiroya Saito und Masahiko Harada triumphiert. 2014 in Sotschi verfehlte Kasai auf der Großschanze im Duell mit dem Polen Kamil Stoch den Olympiasieg um nur 1,3 Punkte.

Im Hintergrund

Der im Absam wohnhafte Vorarlberger Schallert hätte Russland für die Heimspiele einen medaillenträchtigen Kandidaten heranziehen sollen, ein Unterfangen, das schon mit dem Tod von Supertalent Pawel Karelin bei einem Autounfall im Oktober 2011 zum Scheitern verurteilt war. Schallert, dem als Aktiven im Weltcup vier Podestplätze und 1987 im Oberstdorf WM-Bronze mit der Mannschaft vergönnt waren, ging im Jahr darauf seines gut bezahlten Jobs in Russland verlustig, es folgte eine zweite, vierjährige Amtszeit als Chefcoach der Tschechen, ehe der Vater zweier Kinder dorthin zurückkehrte, wo er sich am wohlsten fühlt – in den Hintergrund des Erfolges. Mit der Fahne am Trainerturm wachelt bei den Japanern in Hideharu Miyahira eine weitere Legende des Sports.

"Roy", wie Kobayashi im Team genannt wird, ist für Schallert "ein wertvoller Diamant, der schon schön geschliffen ist". Für diesen Schliff sorgte der Finne Janne Väätäinen, dem Schallert beim Tsuchiya Home Ski Team nachfolgte.

Der 57-jährige Österreicher hält sich mit Sprungvideos aus Sapporo auf dem Laufenden, schreibt Trainingspläne und betreut seine Schützlinge, wenn sie in Europa weilen. Kobayashi und Kollegen trainieren viel und gerne in Bischofshofen. Die Paul-Außerleitner-Schanze bezeichnet der Siegspringer aus Hachimantai gar als seinen Lieblingsbakken.

Daniel Huber sieht es seit Donnerstag ähnlich. "Irgendwie habe ich immer gewusst, dass es in mir steckt. Daheim den ersten Sieg zu feiern bedeutet unheimlich viel." (Sigi Lützow, 7.1.2022)