Jurist Nikolaus Forgó mahnt in seinem Gastblog, die Schutzmaßnahmen gegen Covid nicht zu vernachlässigen.

In einem am 12. Jänner veröffentlichen Paper wird berichtet, dass Hunde an Covid-erkrankte Patientinnen und Patienten - lange nach der Akuterkrankung - am Geruch erkennen können. Eine Twitter-Reaktion darauf fasst die Situation treffend zusammen:

Nicht einfach durchrauschen lassen

Wir wissen weiterhin sehr wenig über Covid-19. Wir wissen aber inzwischen, dass eine Infektion für viele mehr bedeutet, als, zynisch gesagt, einige Tage Fieber und Atemnot, die man überlebt oder nicht. Long Covid ist eine relevante, traurige und in der Gesamtgrößenordnung weiterhin nicht einschätzbare Realität dieser Krankheit. Schon deshalb ist aus Gründen der Vorsicht geboten, eine (Omikron-)Welle nicht einfach "durchrauschen" zu lassen. Judith Kohlenberger hat zu Recht im STANDARD darauf hingewiesen, mit welch weiteren hohen sozialen Kosten, abgesehen von Long Covid, ein "Eh-Wurscht-Plan" verbunden ist.

Man vernimmt auch gute Gründe, dass eine Durchseuchungsstrategie nicht nur unmoralisch und unvorsichtig, sondern auch rechtlich verboten wäre.

Schutzmaßnahmen sind nicht wirkungslos geworden

Vor diesem Hintergrund sind Alternativen wichtig: Dazu ist am 13. Jänner ein von zahlreichen prominenten Wissenschafterinnen und Wissenschaftern verfasstes Dokument im "British Medical Journal" erschienen. Darin wird nachdrücklich dafür argumentiert, Omikron nicht "durchrauschen" zu lassen, sondern die bewährten Maßnahmen der Pandemiebekämpfung weiterhin (angepasst) und europäisch abgestimmt beizubehalten, mit dem Ziel, die Inzidenzen trotz Omikron und auch bei später noch auftretenden Varianten niedrig zu halten.

Die Argumente sind sehr eindrücklich. Neben der Long-Covid-Problematik verweist das Paper auf die mathematische Trivialität, dass sehr viele Infektionen zur gleichen Zeit erst recht zu einer Überlastung von Gesundheits- und Gesellschaftssystem führen können. Es erinnert daran, dass insbesondere Kinder, die (noch) nicht vollständig geimpft sind und schon bisher durch die Pandemie außerordentlich belastet wurden, besonders vulnerabel sind. Und es zeigt, dass es weiterhin und erst recht geboten ist, "Zeit zu kaufen", um gesellschaftliche Reaktionen auf die Pandemie koordinieren und (in einem rechtsstaatlichen Verfahren auch normativ) fassen zu können. Bisher bekannte Schutzmaßnahmen (Impfen, Kontaktreduktionen, Masken, Testen et cetera) sind durch Omikron nicht wirkungslos geworden.

Bekannte Schutzmaßnahmen helfen, Omikron entgegenzuwirken.
Foto: AP/Emilio Morenatt

Das Paper ist auch von prominenten österreichischen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern unterschrieben, wie etwa IHS-Experte Thomas Czypionka, dem Wissenschafter des Jahres Peter Klimek und der Vorständin des Wiener Instituts für Politikwissenschaft (und Mitglied der Bioethikkommission) Barbara Prainsack.

Eine Durchseuchungsstrategie ist nicht alternativlos. Sie ist teuer. Wirksame Gegenmaßnahmen, auch gegen Omikron, sind möglich, geboten und verlangen ein über den Nationalstaat hinausgehendes Denken. Hoffen wir, dass das Paper von Gecko gelesen und diskutiert wird. (Nikolaus Forgó, 17.1.2022)

P.S.: Wer über die Alltagsarbeit in Gecko mehr wissen will, dem sei der folgende Bericht des Gecko-Mitglieds Karl Stöger aus erster Hand empfohlen:

Department of Innovation and Digitalisation in Law

PPS: Mehr zu Long Covid zum Beispiel schon hier:

Department of Innovation and Digitalisation in Law

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