Omid Nouripour und Ricarda Lang sind nun an der Spitze der deutschen Grünen.

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Die Wahl der neuen Führung der deutschen Grünen begann ungewöhnlich. Zwar müssen Ricarda Lang und Omid Nouripour ab sofort eng zusammenarbeiten. Aber es gibt von ihrer Kür am Wochenende kein gemeinsames Foto. Nur Nouripour war beim ohnehin digitalen grünen Parteitag in Berlin. Lang sprach, wegen einer Corona-Infektion, aus der heimischen Quarantäne zu den Delegierten.

Wir haben eine neue Annalena und einen neuen Robert, heißt es nun in der Ökopartei mit Augenzwinkern. Das aber hören die beiden Neuen ungern. Sie wollen nicht in die Fußstapfen von Baerbock und Habeck treten, sondern ein eigenes Profil entwickeln.

Natürlich eint Lang und Nouripour ihr grünes Profil. Und beide haben einen nicht einfachen Weg hinter sich.

Lang stammt aus Filderstadt in Baden-Württemberg. Ihre Mutter war alleinerziehend und arbeitete in einem Frauenhaus. "Ich stehe für Gerechtigkeit", sagt Lang, ihr sei es wichtig, "dass es Menschen wie meine Mutter in Zukunft leichter haben".

Große Ziele

Nouripour kam mit 13 Jahren aus dem Iran nach Hessen, ein Onkel von ihm wurde im Iran hingerichtet. Bei seiner Bewerbungsrede auf dem Parteitag sagte er, er trete auch an, um zu zeigen, dass man "nach Großem streben" solle, "egal wo man herkommt".

Nouripour ist 46 Jahre alt, Lang 28. Politische Erfahrung bei den Grünen haben die zwei seit Jahren. Beide kommen aus der Grünen Jugend, Nouripour war im Beirat der Partei, Lang im Vorstand.

Beide sitzen auch im Bundestag. Nouripour bringt hier aber die deutlich längere Erfahrung mit. Er zog 2006 als Nachfolger des ersten grünen Außenministers, Joschka Fischer, ins Parlament ein. Lang ist erst seit der Wahl im Herbst dort vertreten.

Während Lang dem linken Flügel zugerechnet wird, gilt Nouripour als Realo. Er kümmert sich vor allem um Außen- und Sicherheitspolitik, sie um Sozial- und Frauenpolitik.

Hass und Häme

Nouripour ist verheiratet und hat einen Sohn, Lang ist die erste offen bisexuelle Bundestagsabgeordnete in Deutschland. "Ich bin, wie ich bin", sagte sie in ihrer Bewerbungsrede.

Schon oft wurde sie Ziel von Hass und Häme im Internet. Immer wieder betont sie, sie werde sich niemals davon einschüchtern lassen.

Ihre Schlagfertigkeit bewies Lang, als sie bei einem Interview gefragt wurde, ob sie die "neue Baerbock" werde. Ihre Antwort: "Vielleicht will ich ja der neue Habeck werden." (Birgit Baumann, 30.1.2022)