Teresa Stadlober holt Bronze in Peking.

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"Anscheinend brauche ich ein Drama", sagte Teresa Stadlober nach dem größten Erfolg ihrer Karriere: "Dann läuft es nicht so schlecht." Die 29-jährige Langläuferin holte am Samstag Bronze im Olympia-Skiathlon von Peking. In den letzten vier Jahren war mehr als genug Drama dabei – und drei Tiefschläge.

Bei den Winterspielen von Pyeongchang 2018 lag Stadlober im Rennen über 30 Kilometer auf Kurs zur Silbermedaille, als sie in einer Abfahrt falsch abbog, sich verlief und letztlich Neunte wurde. Nach Dopingfällen bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld warf der damalige ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel den gesamten österreichischen Langlaufsport aus dem Verband. Und als nun die Spiele von Peking anstanden, lieferte Stadlober Tests mit kritischen CT-Werten ab, sodass sich ihre Anreise nach China verzögerte.

Aus der Asche

"Es glaubt mir keiner, aber ich konnte das wirklich abschütteln", sagt Stadlober heute über ihren Fauxpas bei den letzten Winterspielen. Vor vier Jahren tröstete sie sich damit, sich im Weltcup etabliert zu haben. In der Saisonwertung wurde sie damals Achte. "Das hat mich aufgebaut."

Ein Jahr später war Stadlober plötzlich auf sich alleine gestellt. "Wir hatten keinen guten Ruf mehr", sagt sie, und meint damit sämtliche Profis im Land. Max Hauke und Dominik Baldauf sorgten für einen weiteren Dopingskandal: "Aber wir haben nicht aufgegeben. Diese Medaille ist für alle Langläufer in Österreich." Vater Alois, Weltmeister in der Langlauf-Staffel von 1999, übernahm die Leitung des Ressorts. Bruder Luis beendete seine aktive Karriere nach Seefeld, unterstützt Teresa seither als Testpilot für das Material der Schwester.

Verspätung

Stadlober kam erst am vergangenen Dienstag im Wettkampfort Zhangjiakou an, da hatten sich ihre Kontrahentinnen bereits an die eisigen und windigen Bedingungen gewöhnt. "Ich hatte keine Zeit mehr nachzudenken", sagte sie über ihre Vorbereitung. "Das Wetter ist extrem. Ich wusste nicht, was mich erwartet."

Am Samstagmorgen fühlte sie sich noch müde, die Zeitumstellung machte ihr zu schaffen. Im Rennen hielt sie sich bei minus 13 Grad und Sturmböen über 7,5 Kilometer Klassisch in der Spitzengruppe. Beim Skiwechsel hatte sie Probleme, die Bindung des Skatingskis wollte nicht schließen. Ein Rückstand war die Folge, die Steirerin machte ihn schon beim ersten Anstieg wieder wett. Terese Johaug lief derweil allen davon, die Verfolgerinnengruppe zerfiel immer weiter. Stadlober und die Russin Natalja Neprjajewa liefen gemeinsam auf die Zielgerade. Stadlober zog im Sprint den Kürzeren, brach aber ob der Bronzemedaille in Freudentränen aus.

Alleine wird man nicht besser

Stadlober kam 1993 in Schladming zur Welt. Mit zwei Jahren stand sie zum ersten Mal auf Skiern, ihre Mutter ist die ehemalige Weltklasse-Skiläuferin und heutige ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober. Teresa wuchs in Radstadt auf, dort trat sie mit sieben Jahren gemeinsam mit Bruder Luis dem Langlaufklub bei.

2006 wurde sie erstmals Schülermeisterin, vier Jahre später folgte der erste österreichische Meisterinnentitel. Sie maturierte im Gymnasium in Bischofshofen, 2013 wurde sie Jugendweltmeisterin im Skiathlon. Neun Jahre später ist sie Österreichs erste Olympia-Medaillenträgerin im Langlauf.

Doppelstockschub

"Ein Traum ist wahr geworden. Es ist eine große Genugtuung", sagt Stadlober. Ausgerechnet mit Sprint-Kontrahentin Neprjajewa und dem russischen Team hatte sie sich auf die aktuelle Saison vorbereitet. In Österreich fehlt es an Trainingspartnerinnen: "Ich brauche eine Gruppe. Was soll ich alleine tun? Da werde ich nicht besser."

In der Vorbereitung wollte sie "sich einiges abschauen". Vor allem beim Doppelstockschub, bislang eine Schwäche, stellten sich Fortschritte ein: "Es war interessant zu sehen, wie Topleute trainieren. Ich fühle mich stark genug, um aufs Podium zu laufen."

Bei den Spielen von Peking hat Stadlober noch drei Rennen vor sich: 10 Kilometer klassisch (Donnerstag), Team-Sprint mit Lisa Unterweger (16. Februar) und 30 Kilometer Freistil (20. Februar). Stadlober: "Olympia hat gerade erst begonnen. Vielleicht ist noch etwas möglich." (Lukas Zahrer, 5.2.2022)