Bankenaufseher und auch die US-Behörden haben einen wachsamen Blick auf das Institut, das 13 Töchter in Zentral- und Osteuropa hat und in

Foto: Herbert Neubauer

In der Raiffeisenbank International (RBI) wird kräftig auf- und ausgeräumt. Das Institut hat sich im vergangenen Jahr von vielen institutionellen Kunden und Partnerbanken im Ausland getrennt – und sich mit ihren Aktivitäten aus 26 Ländern zur Gänze zurückgezogen. Darunter sind Staaten wie Kirgistan, Argentinien oder San Marino, wo zu wenig Transparenz herrsche, wie es in der Bank heißt. In 52 weiteren von insgesamt 126 Ländern, in denen die Bank geschäftlich tätig ist und die sie unter die Lupe genommen hat, stieg sie auf die Bremse und hat ihr Geschäft "ans identifizierte Risiko angepasst und reduziert", wie das Institut auf Anfrage des STANDARD mitteilt. Zu diesen Ländern zählen etwa Brasilien, China, Zypern oder baltische Länder.

Scheidung auch von vielen Partnerinstituten: Stolze 2884 solcher Geschäftspartner, für die RBI beispielsweise Bonds begibt oder denen sie Kredite gewährt, hatte die börsennotierte RBI bis vor kurzem. Von 180 davon trennte sie sich 2021.

Anti-Geldwäsche-Versprechen

Geschehen ist all das im Rahmen des neuen Compliance-Regelwerks der RBI und gemäß der Anti-Geldwäsche-Deklaration, die die Bank in ihrem Geschäftsbericht für das Jahr 2020 erstmals aufgenommen hatte. Darin verpflichtete sich der Vorstand unter Johann Strobl (mit persönlicher Unterschrift) beispielsweise, die Anzahl der Offshore-Kunden deutlich zu reduzieren, bis Ende 2021 die Geschäftsbeziehungen zu mehr als 130 Partnerinstituten zu beenden (geworden sind es dann die erwähnten 180).

Zudem werde man das Geschäft mit "Kunden mit hohem Reputationsrisiko" bereinigen und "keine neuen Geschäftsbeziehungen mit Kunden ohne einwandfreien Ruf eingehen".

Reputationsprobleme

Was die sechs Vorstandsmitglieder zudem versprachen: enge Zusammenarbeit mit Behörden und anderen Finanzinstituten. All das, um eine höhere Effizienz bei der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung zu bewerkstelligen.

Das ist das Problem: Immer wieder in den vergangenen Jahren kam das Institut, das Töchter in 13 zentral- und osteuropäischen Ländern hat und einen Großteil seines Gewinns in Russland lukriert, im Zusammenhang mit Leaks und Geldwäscherei-Verdachtsfällen in die Schlagzeilen. Zwar kam es nie zu Verfahren, aber: Die Bankenaufseher passen auf wie die Haftlmacher und auch die US-Behörden sind höchst aufmerksam. Letztere haben vor allem die Geschäfte der RBI in Russland und der Ukraine im Fokus.

Leaks und FinCEN-Files

Zuletzt tauchte die RBI in den FinCEN-Files auf, im Herbst 2020. Da wurden 2100 Geldwäscherei-Verdachtsmeldungen von US-Banken an das Financial Crimes Enforcement Network (FinCEN; Behörde des US-Finanzministeriums) geleakt. Das Recherchenetzwerk International Consortium of Investegative Journalists (ICIJ) hat die Daten aufgearbeitet, es ging um Millionen weltumspannender Transaktionen zwischen 1999 und 2017. Die Recherchen legten u.a. die Wege von Mafia- und Drogengeldern frei.

Thematisiert wurde, dass nicht alle involvierten Banken ihrer Pflicht zur Geldwäscheverdachtsmeldungen nachgekommen waren. Die RBI sagte, auch bei ihnen sei im konkreten Fall Geldwäschealarm ausgelöst worden, man habe die Zahlungen unterbunden und die Geschäftsbeziehungen zum Kunden gelöst.

Problem mit Korrespondenzbanken

Bei diesen Geldflüssen spielen auch Korrespondenzbanken eine wesentliche Rolle; sie wickeln Geldgeschäfte für kleinere Banken im Ausland ab. Das Problem: Auch Korrespondenzbanken müssen Informationen über ihre Kunden recherchieren und allenfalls Verdachtsmeldung erstatten.

Was besonders schwierig wird, wenn die Korrespondenzbank wieder eine Korrespondenzbank hat, die die Vorschriften möglicherweise nicht so ernst nimmt. Auch in diesem Bereich hat RBI nach ihren Angaben nun aufgeräumt: Nur noch drei große Korrespondenzbanken seien berechtigt, Zahlungen, die von Kunden ihrer Korrespondenzbanken kommen ("nested" Zahlungen) über die RBI abzuwickeln.

"Ausgemistet"

Bankmanager räumen durchaus ein, dass all diese Schritte dazu dienten, sich von "historischen Altlasten nachhaltig" zu trennen. Auf Wunsch des Vorstands sei das gesamte Portfolio durchleuchtet und "ausgemistet" worden, sagt ein Banker leger. Derartige Prüfungen auf Herz und Nieren werde es künftig jedes Jahr geben.

Wie viel der Reinigungsprozess die Bank bisher an Geschäft gekostet hat? Brutto einen zweistelligen Millionenbetrag. (Renate Graber, 8.2.2022)