Die Autobranche hat der Chipmangel besonders schwer erwischt.

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Wien – Die Pläne der EU-Kommission, die europäische Chipbranche mit Milliardenbeträgen anzukurbeln, werden auch außerhalb Europas interessiert registriert. Taiwans Regierung sieht "enormen" Spielraum für die Zusammenarbeit bei Halbleitern mit der EU.

Das am Dienstag von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Grundzügen vorgestellte Vorhaben sieht vor, dass der zuletzt auf acht Prozent gesunkene Anteil Europas an der weltweiten Chipproduktion bis 2030 auf 20 Prozent steigen soll.

Die aus staatlichen wie privaten Mitteln für Investitionen vorgesehenen 30 Milliarden Euro der EU-Länder will die Kommission mit elf Milliarden aus dem gemeinsamen Forschungsbudget auffetten. Mit privatem Kapital soll die Summe auf 15 Milliarden steigen. Wirtschaftsministerin Margarethe Schramböck (ÖVP) erhofft sich noch mehr, wie sie im ORF-Radio sagt. Von Überförderung der Branche will sie nichts wissen. "Im Gegenteil, wir müssen die Möglichkeit schaffen, dass so etwas ähnliches wie ein Airbus der Chipproduktion hier in Europa entsteht."

Private Investitionen erhofft

Die öffentlichen Subventionen sollen private Investitionen anlocken. Chipriesen wie der US-Konzern Intel, die taiwanesischen Konzerne TSMC und GlobalWafers suchen bereits nach Standorten in Europa und nehmen finanzielle Zuckerl wohl gern. Am meisten von der EU-Chipoffensive würden wohl große europäische Länder profitieren, schätzt Gartner-Analyst Alan Priestley gegenüber Reuters. "Ich sehe nicht, wie sich das vermeiden lässt, denn das liegt einfach in der Natur der Sache ... genau wie in den USA, wo die Staaten verschiedene Subventionen geben, um die Unternehmen dazu zu bringen, in einem bestimmten Staat zu bauen."

Experten gehen davon aus, dass die Chip-Förderinitiative erst in mehreren Jahren Wirkung zeigt. Wifo-Industrieökonom Andreas Reinstaller ortet angesichts dessen bei der EU eine gewisse Hinwendung zu "alter Industriepolitik", die zwar angesichts des Chipmangels verständlich sei, aber womöglich ins Leere laufe: "Es besteht die Gefahr, dass man zu spät kommt und dann Überkapazitäten produziert." Um so eine Produktion hochzuziehen und sie entsprechende Kapazitäten liefern könne, dafür brauche es lange Vorlaufzeiten. (rebu, 9.2.2022)