Nicht für Menschen, sondern für Waren: die Drohnen des US-Start-ups Natilus. Durch das Design sollen sie mehr Waren als herkömmliche Flieger transportieren können.

Foto: Natilus

Wenn Sie sich am vergangenen Valentinstag über teure Rosen gewundert haben, waren Sie nicht der oder die Einzige. Mehr als 60 Euro konnte ein Rosenstrauß gut und gerne kosten. Vielerorts gaben Blumenhändler an, ihre Preise um bis zu 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöht zu haben.

Wenn die Rosen im Blumengeschäft ankommen, haben sie meist tausende Kilometer zurückgelegt: aus Ländern wie den Niederlanden, Ecuador oder Kenia, sorgsam verpackt in den Frachträumen tausender Flieger. Weil sich Frachtschiffe an vielen Häfen der Welt stauen und Container fehlen, haben die Preise von Frachtflügen allerdings ziemlich angezogen. Den Mehrpreis zahlten in vielen Fällen die, die zum Valentinstag Rosen kauften.

Nun verspricht ein Unternehmen, nicht nur Rosen, sondern auch viele andere Waren künftig günstiger und umweltfreundlicher als mit normalen Fliegern um die Welt zu transportieren: mithilfe von Drohnen, die so groß sind wie herkömmliche Passagierflugzeuge, aber eher aussehen wie fliegende Mantarochen.

Alternative zu Schiffstransport

440 Vorbestellungen im Wert von sechs Milliarden Dollar seien für die Riesendrohnen bereits eingegangen, verkündete kürzlich das US-amerikanische Start-up Natilus, das die Drohnen entwickelt. Laut dem Unternehmen haben die Drohnen durch ihr Design 60 Prozent mehr Stauraum für Waren, sind dadurch um 60 Prozent günstiger und verbrauchen um die Hälfte weniger CO2-Emissionen als herkömmliche Flugzeuge.

Derzeit werde ein Großteil aller Waren weltweit noch per Schiff transportiert, da dadurch der Transport dreizehnmal günstiger ist als per Flugzeug. Dafür dauere dieser mit dem Frachter aber auch 50-mal länger. Indem auch der Flugtransport künftig günstiger und etwas weniger CO2-intensiv wird, soll er zumindest teilweise eine Alternative für Schiffs- und Flugtransporte sein und einige der aktuellen Lieferschwierigkeiten ausgleichen, so Natilus.

Neues Design

Ein Großteil der CO2- und Kosteneinsparungen soll dabei vom Design kommen. Anstelle des klassischen Röhren- und Flügeldesigns, das man von herkömmlichen Passagierflugzeugen kennt, ist der Mittelteil der Drohnen wesentlich flacher und breiter – ein Aussehen, das Militärflugzeugen nachempfunden ist. Indem der Innenraum eher einem Rechteck als einer Röhre entspricht, soll laut dem Unternehmen um bis zu 50 Prozent mehr Ladung in der Drohne Platz finden. Zudem soll die Drohne durch ihre Form aerodynamischer sein und dadurch weniger Treibstoff verbrauchen.

Allerdings sind die Drohnen laut derzeitigem Stand wohl nach wie vor mit Kerosin unterwegs. Und obwohl der Verbrauch geringer sein soll als bei herkömmlichen Flugzeugen, ist der Transport immer noch weit CO2-intensiver als jener per Schiff oder Lkw. Von wirklich nachhaltig kann daher wohl auch bei den Drohnen nicht gesprochen werden. Gerade dort, wo Waren möglichst schnell, also per Flugzeug, transportiert werden müssen, könnten die Drohnen laut Experten aber zumindest einige CO2-Einsparungen bringen.

Bisher arbeitet das Unternehmen noch an der finalen Umsetzung der Drohnen.
Natilus

Autonome Drohnen

Ein zusätzliches Feature: Die Flieger sind laut dem Unternehmen bereits völlig autonom. Aufgrund von Sicherheitsvorschriften müssten die Drohnen im Moment allerdings noch von Pilotinnen und Piloten ferngesteuert werden. Allerdings soll es möglich sein, dass dabei ein Pilot die Steuerung von bis zu drei Drohnen gleichzeitig übernimmt.

Schon im kommenden Jahr soll es die ersten Flüge mit Prototypen geben. Danach sollen unterschiedliche Drohnen Waren mit einem Gewicht von acht, 60, 100 und 130 Tonnen über kürzere und längere Distanzen um die Welt transportieren und dabei standardmäßige Luftfrachtcontainer aufnehmen können.

Auch andere Drohnen

Natilus ist längst nicht das einzige Unternehmen, das Drohnen für den Warentransport einsetzen will. Schon jetzt beliefert beispielsweise das US-amerikanische Unternehmen Zipline abgelegene Dörfer und Orte in Ruanda mit Medikamenten. Das Unternehmen Swoop Aero wiederum versorgte in der Corona-Pandemie Inselstaaten und afrikanische Orte mit Impfstoff. Allerdings sind die Drohnen bisher für weit kleinere und leichtere Ladungen von meist nur einigen wenigen Kilogramm ausgelegt.

Auf zumindest etwas größere Maßstäbe für den Warentransport kommen die Drohnen des US-amerikanischen Start-ups Elroy Air. Diese sollen vertikal starten und landen und dann zwischen 130 und 230 Kilogramm Waren über 500 Kilometer weit transportieren können. Eine Alternative für Langstrecken-Lkws und den Schiffstransport werden sie damit aber nicht sein. Stattdessen sollen die Drohnen künftig vor allem Lagerhäuser mit Flughäfen verbinden. Dort könnten dann eines Tages bereits die weit größeren Natilus-Drohnen auf sie warten. (Jakob Pallinger, 16.2.2022)