Eine Brille als Schnittstelle zwischen realer und digitaler Welt. Auch für Anleger kann dieses Paralleluniversum spannende Aspekte bereithalten. Doch die Ausgestaltung des Metaverse von Mark Zuckerberg ist noch mit vielen Unsicherheiten behaftet.

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Mark Zuckerberg hat mit dem Metaverse die Zukunft des Internets ausgerufen. Auch wenn diese digitale Parallelwelt für einige noch nicht wirklich greifbar ist, fällt doch auf, dass sich viele Unternehmen bereits überlegen, wie sie im Metaverse präsent sein können. In jenem Raum, in dem digitale Währungen Standard sind und in dem Menschen in Form von Avataren mit anderen Menschen kommunizieren können – in einer Welt, deren Zugang derzeit nur über Virtual-Reality-Brillen (VR) gegeben ist.

Hier ergibt sich eine Schnittstelle von realer und digitaler Welt. Die Neugier auf das Metaverse hat dazu geführt, dass sich viele Menschen zuletzt eine VR-Brille gekauft haben. Die App, die etwa zur Installation der VR-Brille von Oculus (einer Facebook-Tochter) nötig ist, wurde über die Weihnachtsfeiertage weltweit knapp zwei Millionen Mal heruntergeladen. Zeitweise führte die Oculus-App damals sogar das Download-Ranking in den App-Stores von Apple und Google an.

Welten verschmelzen

Die Verschmelzung der realen Welt mit der digitalen Virtualität ist auch für Anleger ein interessantes Umfeld. Viele Investoren sehen im Metaverse die Chance, sich frühzeitig am Potenzial eines Milliardenmarkts zu beteiligen. Denn als solchen will Zuckerberg das Metaverse etablieren. Innerhalb kürzester Zeit haben Großkonzerne wie Samsung, SAP, H&M oder Walmart verkündet, dass sie im Metaverse Fuß fassen wollen.

"Das ist nicht verwunderlich, denn Zuckerberg kündigte an, dass Meta (so heißt der Mutterkonzern nun, Anm.) bis 2022 mindestens zehn Milliarden Dollar ausgeben wird, um die virtuelle Welt des Meta-Universums zu erschaffen", sagt Andrey Wolfsbein, Österreich-Sprecher bei der Investmentgesellschaft Freedom Finance. Laut dem Facebook-Gründer soll Metaverse der GoldStandard für Spiele, soziale Netzwerke und virtuelle Arbeitsumgebungen werden.

Noch im Entstehen, lässt Metaverse die Erwartungen schon davongaloppieren: Laut EarthWeb.com wird der Marktwert des Metaverse bis 2024 auf 708 Milliarden Euro prognostiziert. Grayscale geht davon aus, dass ein Jahresumsatz von knapp 885 Milliarden Euro möglich ist. Auch Emergen Research schätzt, dass der Markt für Virtual Reality- und Meta-Universum-Technologien im Schnitt um mehr als 40 Prozent pro Jahr wachsen wird.

Hard- und Software

Hier liegen auch jene Bereiche, die für Anleger interessant sein können. Zur Entwicklung des Metaverse werden einerseits Server, Netzwerke oder Chips gebraucht. Um im Metaverse aktiv zu sein, braucht es andererseits neben technischem Zubehör wie etwa Computer, Konsolen, Controller oder Smartphones auch Augmented- bzw. Virtual-Reality-Brillen und Mixed-Reality-Headsets. Wer in Hersteller dieser Produkte, die das Metaverse mitformen werden, frühzeitig investiert, könnte gute Gewinne erzielen, wenn der Hype um die Parallelwelt so richtig losgeht.

Das Metaverse soll seinen Nutzern eine Verschmelzung der physischen und der virtuellen Welt ermöglichen. Daher sei davon auszugehen, dass Technologieunternehmen intensiv an Zubehör arbeiten, die das Erlebnis des Metaversums auf die nächste Stufe heben werden, heißt es bei Freedom Finance.

Der Mix aus digitaler Infrastruktur, Netzwerken und Datenübertragung in Echtzeit könnte jener sein, der auch Anleger zu Gewinnen verhelfen könnte. Auch im Entertainment-Bereich tun sich zahlreiche Investitionsmöglichkeiten auf – etwa bei Videospielherstellern, die ein noch besseres Feeling für ihre Spiele im Metaverse bieten wollen, digitalen Assets und Non-Fungible Token (NFT), die eine Möglichkeit darstellen, digitale Unikate zu erschaffen, die nicht kopiert werden können. Mit NFT können Eigentumsanteile erworben und verbrieft werden. Schon heute wird mit solch digitalem Eigentum am Gaming- sowie am Kunstmarkt gehandelt.

Ruhe bewahren

"Die wichtigste Voraussetzung für das Metaverse ist eine noch nie dagewesene Rechenleistung. Diese muss hauptsächlich aus der Cloud kommen. Große Technologieunternehmen, wie Apple, Microsoft, Google, Amazon, und Halbleiterfirmen, wie ASML Holdings, werden von der neuen Welt profitieren", sagt Wolfsbein. Zu den derzeit etablierten Akteuren gehören Meta und sein Oculus Quest, Sony und seine PlayStation VR sowie HP und sein Reverb.

Trotz des Hypes um das Metaverse sollten Anleger aber mit Bedacht agieren. Aufgrund des frühen Zeitpunkts lassen sich die genauen Entwicklungen für das Metaverse nur sehr grob einschätzen. Anleger sollten daher nicht resignieren, wenn ein Unternehmen, auf das sie in Bezug auf die Parallelwelt gesetzt haben, im Hier und Jetzt nicht oder nicht gleich reüssiert. Hinzu kommt, dass die Pläne der Tech-Konzerne auf politischen und gesellschaftlichen Gegenwind stoßen könnten, der mögliche regulatorische Eingriffe mit sich bringt, die jetzt noch nicht absehbar sind.

Wolfsbein warnt zudem vor Immobilieninvestitionen im Metaverse: "Das Risiko bei Metaverse-Immobilien ist beträchtlich", sagt der Finanzexperte. Im Gegensatz zu realen Immobilien, die man bauen, vermieten oder selbst bewohnen könne, könnten Metaverse-Immobilien komplett verschwinden, wenn die Plattform scheitert. "Digitale Immobilien sind ein riskantes und sehr spekulatives Geschäft", fasst der Experte zusammen. (Bettina Pfluger, 17.2.2022)