Österreichische Hochschulen sind für Studierende aus der Ukraine und aus Russland attraktiv.

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Auch die österreichischen Hochschulen erklären sich solidarisch mit der ukrainischen Bevölkerung und bieten Unterstützung an. Eine Verordnung des Bildungsministeriums, ukrainische Studierende in Österreich im Sommersemester von der Studienbeitragspflicht auszunehmen, sei in Begutachtung und solle nächste Woche in Kraft treten, heißt es aus dem Ministerium. Derzeit haben Studierende aus der Ukraine als Drittstaatsangehörige einen Studienbeitrag in doppelter Höhe des regulären Studienbeitrags zu entrichten (726,72 Euro).

An Fachhochschulen und Privatuniversitäten hat das Ministerium hingegen keine Eingriffsmöglichkeit bei den Studiengebühren. Derzeit studieren 190 Ukrainerinnen und Ukrainer an einer Fachhochschule und 174 an einer Privatuniversität in Österreich. An heimischen Unis sind 2.270 und an Pädagogischen Hochschulen 25 ukrainische Studierende inskribiert.

Konkrete Maßnahmen hinsichtlich bestehender Hochschulkooperationen von österreichischen Hochschulen mit russischen Universitäten gebe es aber vom Bildungsministeriums derzeit nicht. "Hier warten wir auf das Maßnahmenpaket der Europäischen Kommission", sagt Pressesprecher Andreas Jilly. Hochschulen können jedoch autonom entscheiden, wie damit umgegangen werden soll.

Zusammenarbeit auf Eis

Das Management Center Innsbruck (MCI) unterhält derzeit keine Universitätspartnerschaften und hat keine Studierenden in der Ukraine, beschäftigt aber mehrere ukrainische Mitarbeitende, die unterstützt werden. "Hinsichtlich russischer Partneruniversitäten setzen wir die Zusammenarbeit bis auf weiteres aus", sagt Andreas Altmann, Rektor des MCI. Das Team am MCI beschäftige sich gerade mit der Koordination.

Auch an der FH Burgenland wurden sämtliche Hochschulkooperationen mit der Russischen Föderation eingestellt, heißt es in einer Aussendung. Das betrifft neben dem fürs kommende Wintersemester geplanten Double-Degree-Programm "Internationale Wirtschaftsbeziehungen" mit der Plechanow-Wirtschaftsuniversität in Moskau auch das russischsprachige "Sommerkolleg" in Moskau sowie die Beziehungen im Bridging Programme zur Russischen Föderation und alle weiteren bilateralen Kontakte auf institutioneller Ebene mit russischen Universitäten.

Andere Hochschulen wollen hier noch die offiziellen Vorgaben des Bildungsministeriums abwarten – auch weil der Studierendenaustausch mit Russland dort bereits läuft. Zivilrechtlich habe man mit den Studierenden einen Vertrag abgeschlossen, der nicht einseitig gekündigt werden könne, sagt Gerald Reisinger, Geschäftsführer der FH Oberösterreich.

Von der TU Wien – sie hat eine ukrainische und fünf russische Partnerhochschulen – heißt es dazu: "Diese – wie auch alle anderen – Uni-Partnerschaften sind wissenschaftlicher Natur, und der Fokus der TU Wien liegt darauf, Studierende und Wissenschafter dieser Universitäten in der akuten Krisensituation bei Bedarf rasch und im Sinne von Forschung und Lehre/Studium so gut wie möglich zu unterstützen." Dazu gehören neben dem Erlass des Studienbeitrags für ukrainische Studierende auch die Verlängerung der Zahlungsfrist der Studienbeiträge für russische Studierende bis 30. September sowie die vereinfachte Beurlaubung für ukrainische und russische Studierende.

Kooperationsprogramme

Die Oead, die Agentur für Bildung und Internationalisierung, betreibt seit rund 20 Jahren ein Oead-Kooperationsbüro in Sankt Petersburg. Im Auftrag des Bildungsministeriums wird damit der Austausch und die Kooperation zwischen Bildungsinstitutionen in Ost- und Südosteuropa und Österreich bei nachhaltigen Bildungsreformen im voruniversitären Bereich unterstützt. Aufgrund der derzeitigen Rahmenbedingungen seien Projektaktivitäten in der Bildungskooperation im voruniversitären Bereich mit Sankt Petersburg derzeit ausgesetzt, heißt es dazu vom Oead. (Gudrun Ostermann, 3.3.2022)