Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich, ist tot.

Foto: Reporter ohne Grenzen/Valerie Voithofer

Wien – Rubina Möhring, die langjährige Präsidentin von Reporter ohne Grenzen in Österreich und unermüdliche Kämpferin für Pressefreiheit, ist nach Angaben der Menschenrechtsorganisation am Mittwoch, wenige Tage vor ihrem 72. Geburtstag, verstorben. Möhring schrieb seit 2011 für den STANDARD die Kolumne "Pressefreiheits-Watchdog".

Bei Reporter ohne Grenzen Österreich initiierte sie als geschäftsführende Vorsitzende 2001 den Press Freedom Award – A Signal for Europe für Journalistinnen und Journalisten in Südosteuropa. Möhring war Vizepräsidentin der internationalen Organisation Reporters sans Frontières.

Möhring wurde in Berlin geboren, sie studierte Germanistik, Soziologie sowie Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts mit Schwerpunkt Südosteuropa in Wien und Istanbul. Sie promovierte an der Universität Wien mit einer Dissertation über die Beziehungen zwischen Österreich-Ungarn und dem Osmanischen Reich 1908 bis 1912 als Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs ("Türkisches Wien").

ORF Redaktionsleiterin für 3sat

Möhring begann als Redakteurin bei der "Presse", wechselte in die TV-Information des ORF. Bis 2010 war sie beim ORF Redaktionsleiterin für 3sat, da Gemeinschaftsprogramm deutschsprachiger öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten mit ORF-Beteiligung, für Kultur und Wissenschaft. Seither war sie als freie Autorin und Journalistin tätig.

2014 wurde Möhring mit dem Concordia-Preis in der Kategorie Presse- und Informationsfreiheit ausgezeichnet. Wie der Presseclub Concordia damals mitteilte, habe Möhring "unermüdlich gegen jegliche Einschränkung der Presse-, Informations- und Meinungsfreiheit" gekämpft und sich als "leidenschaftliche Anwältin" von Journalisten bewährt. 2016 erhielt sie das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

"Nie gescheut, fundierte Kritik zu artikulieren"

"Rubina Möhring hat sich nie gescheut, ihre fundierte Kritik sehr klar öffentlich zu artikulieren. Das war gewiss auch ein Grund, warum Rubina viele für die Mitarbeit bei Reporter ohne Grenzen leicht gewinnen konnte", reagierte ROG-Vizepräsident Erhard Stackl. Die Pressefreiheits-NGO will "die von Rubina Möhring hierzulande mit Gleichgesinnten entzündeten Flammen für die Freiheit des Journalismus kräftig am Lodern" halten.

"Wir verlieren mit ihr eine aktive Vorkämpferin für Presse- und Medienfreiheit und Transparenz. Mein Mitgefühl und mein Beileid gilt nun ihren Angehörigen", so SPÖ-Mediensprecher Jörg Leichtfried. Auch Neos-Mediensprecherin Henrike Brandstötter zollte der langjährigen ROG-Präsidentin Respekt: "Mit ihr verlieren wir eine über die Maßen engagierte Kämpferin für Presse- und Medienfreiheit. In Zeiten, wo einerseits die unabhängige, freie und kritische Berichterstattung weltweit wohl wichtiger denn je ist, andererseits jedoch die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten immer mehr unter Druck gerät, wird die Tatkraft und das Engagement von Rubina Möhring besonders schmerzlich fehlen." (red, APA, 3.3.2022)