Rund 61.000 Menschen kamen zum Mobile World Congress 2022 – mehr als im Vorjahr, aber weit weniger als vor der Pandemie.

Foto: IMAGO/Matthias Oesterle

Während am anderen Ende des Kontinents ein grausamer Krieg herrscht, kam die Mobilfunkbranche vergangene Woche im spanischen Barcelona zu ihrem alljährlichen Branchentreffen, dem Mobile World Congress (MWC), zusammen – eine Messe, die sich nun von der seit zwei Jahren wütenden Pandemie zu erholen versucht.

Kriege und Pandemien

Dies zeigt sich allein schon in den Teilnehmerzahlen: Kamen im Jahr 2019, vor der Pandemie, noch 110.000 Menschen auf die Messe, so waren es im vergangenen Jahr nur etwa 20.000. In diesem Jahr beehrten rund 61.000 Menschen aus knapp 200 Ländern das Event – weit mehr als im Vorjahr also, aber noch deutlich weniger als in besseren Zeiten. Anderen Veranstaltern geht es ähnlich: Die CES in Las Vegas zog in diesem Jahr 45.000 Menschen an, vor der Pandemie waren es 200.000 gewesen.

Eine Absage des Events anlässlich des Krieges hatten die Veranstalter ausgeschlossen, wohl aber den russischen Pavillon auf der Messe gesperrt. Zudem hatte der Veranstalter GSMA im Vorfeld des MWC betont, dass einzelne russische Unternehmen aufgrund der Sanktionen nicht teilnehmen können. Anwesend waren aber unter anderem das russische IT-Sicherheitsunternehmen Kaspersky Labs sowie Russlands größter Mobilfunkanbieter Veon.

Bild nicht mehr verfügbar.

Das russische Unternehmen Kaspersky Labs ließ sich den Auftritt in Barcelona nicht nehmen.
Foto: Reuters/ALBERT GEA

Trotz allem dürfte die heurige Teilnehmerzahl die Erwartungen aber übertroffen haben. "Ich denke, der Enthusiasmus war noch nie so groß, das Bedürfnis nach dieser Messe war noch nie so groß", sagt etwa Mats Granryd, Generaldirektor des Veranstalters GSMA, gegenüber Reuters. Er betont, die Pandemie habe die Menschen dazu gebracht, die Vorteile des geselligen Beisammenseins auf großen Konferenzen schätzen zu lernen.

Kämpferisches Huawei

Doch der Krieg und die Pandemie sind nicht die einzigen Metathemen, welche die Branche derzeit umtreiben. So rückten etwa erneut die US-Sanktionen den chinesischen Huawei-Konzern ins Rampenlicht – das Unternehmen betonte auf der Messe, trotz allem am Smartphone-Geschäft festzuhalten.

Huawei war einst die Nummer zwei im Smartphone-Geschäft, der Marktanteil schrumpfte als Folge der Sanktionen insbesondere im Westen drastisch. Das liegt unter anderem daran, dass Huawei keine Telefone mit Google-Diensten und 5G-Technologie liefern kann. An einer eigenen 5G-Lösung werde gearbeitet, heißt es von Westeuropachef William Tian. Wegen der fehlenden Google-Dienste musste Huawei außerdem eine eigene Plattform für App-Downloads etablieren.

Alles aus einer Hand

Ebenso stellte Huawei auf der Messe den Plan vor, durch das Zusammenspiel verschiedener Geräte in einem Ökosystem zu punkten. Damit ist der Konzern nicht alleine: Auch die Konkurrenz stellt die Verzahnung diverser Geräte in den Mittelpunkt – freilich mit dem Ziel, die Kundinnen und Kunden enger an sich zu binden.

Nicht nur Smartphones: Auch Roboter wie der Xiaomi CyberDog wurden auf der Messe präsentiert.
Foto: imago images/Xinhua

So stellte Samsung auf der Mobilfunkmesse Mobile World Congress in Barcelona neue Notebooks vor und legte einen besonderen Fokus auf ihr Zusammenspiel mit hauseigenen Smartphones wie dem aktuellen Flaggschiff-Modell Galaxy S22. Und bei Apple ist das iPhone zwar noch immer die große Cashcow – der Konzern verfolgt jedoch seit Jahren die Strategie, seine verschiedenen Geräte zu einem einzigen Organismus zusammenwachsen zu lassen. So lassen sich Anrufe mit der Apple Watch annehmen und anschließend mit dem iPhone fortführen, iPads können als erweiterte Bildschirme für Macs verwendet werden.

Gadgets und Netze

Doch wie für den MWC üblich, waren auch in diesem Jahr neue Gadgets und Entscheidungen zu Netzwerktechnologien die Themen, die auf der Messe für den größten Newswert sorgten. So sorgte etwa Hersteller Oppo mit einem Smartphone-Akku für Aufsehen, der mit 240 Watt in neun Minuten komplett aufgeladen wird. Der Hersteller erzielte den Rekord mit einem Prototypen. Noch in diesem Jahr sollen aber Handys auf den Markt kommen, die in nur 15 Minuten vollständig geladen werden.

Faltbare Handys wie das Samsung Z Fold 3 5G gehörten zu den Stars des heurigen MWC.
Foto: imago images/NurPhoto

Der taiwanesische Hersteller HTC wiederum will ein Comeback auf dem Smartphone-Markt versuchen – und setzt dabei auf das Hype-Thema Metaverse. Gemeint sein dürfte damit wohl, dass das kommende Highend-Handy diverse Virtual- und Augmented-Realiy-Funktionen bietet. Auf den Markt kommen soll das Gerät im April.

HTCs Fokus lag in den vergangenen Jahren stärker auf Virtual Reality – und auch dieses Thema gehörte zu den größeren der heurigen Messe, ebenso wie die AR-Brillen, welche die reale Welt durch eingeblendete Informationen digital anreichern. Bis diese wirklich im Markt ankommen, wird es laut Einschätzung des Chipkonzerns zwar noch fünf bis zehn Jahre dauern. Am Ende der Entwicklung stünden aber Brillen, die anfangen könnten, Smartphones und PCs zu ersetzen, sagt Qualcomm-Manager Hugo Swart auf dem Mobile World Congress: Und man werde diese Brillen den ganzen Tag tragen können.

Auch Virtual- und Augmented-Reality-Fragen werden die Branche noch über Jahre hinweg beschäftigen.
Foto: imago images/Xinhua

Aus Österreichs Politik war Telekommunikationsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) auf der Messe anwesend, die ergänzend zu den Besuchen diverser Messestände auch ein neues 5G-Förderprogramm für Österreich ankündigte. Das nächste Event dieser Art, der MWC Shanghai, wird von 29. Juni bis 1. Juli stattfinden. (Reuters/APA/stm, 5.3.2022)