Mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ist auch ein Schreckenswort zurück: Tschernobyl. Es erinnert nicht nur an den Nuklearunfall von 1986, sondern auch daran, dass die Sowjetunion damals die Katastrophe herunterspielte und erst Tage nach der Explosion den Vorfall zugab. In der gegenwärtigen Situation warnen Forscherinnen und Forscher aber vor Panik: Aktuell gibt es in dem stillgelegten Kraftwerk nur Brennelemente, die mehr als 20 Jahre alt sind. Auch mit gekappter Stromzufuhr und ohne aktive Kühlung wäre derzeit nicht mit einem Anstieg der Radioaktivität über die Sperrzone hinaus zu rechnen.

Sind die Vorgänge in Atomanlagen transparent, lässt sich bei Sicherheitsproblemen schnell reagieren und kommunizieren.
Foto: imago images/ITAR-TASS

Gleichzeitig sind Kämpfe rund um laufende Atomkraftwerke – wie jenes in Saporischschja, das sich unter russischer Kontrolle befindet – besorgniserregend. Derzeit erhält die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) weder von dort noch aus Tschernobyl aktuelle Monitoringdaten. Und Meldungen vom Personal des AKWs Tschernobyl zeichnen ein problematisches Bild: Seit der russischen Übernahme sitzt die Belegschaft unter prekären Bedingungen im Dauereinsatz fest. Manche Spezialisten sind nicht mehr vor Ort. Für einen sicheren Betrieb ist aber eine funktionierende, transparente Weiterführung der Routine des eingespielten Teams notwendig.

Krieg bringt Unsicherheit – und das ist das Letzte, was man in AKWs brauchen kann. Eine stabile Situation ist auch im russischen Interesse. Sind die Vorgänge in Atomanlagen transparent, lässt sich bei Sicherheitsproblemen schnell reagieren und kommunizieren – und eine Katastrophe wie einst verhindern. (Julia Sica, 11.3.2022)