Die Bestätigung von Fed-Chef Jerome Powell gilt als sicher – seine zweite Amtszeit dürfte herausfordernd werden.

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Just am Tag der ersten US-Zinserhöhung seit der Covid-Krise wurde Notenbankchef Jerome Powell vom Bankenausschuss des Senats für eine zweite Amtszeit bestätigt. Diese dürfte für den 69-Jährigen wohl noch herausfordernder werden als die erste. Zunächst musste sich Powell, dank einer Nominierung durch den damaligen Präsidenten Donald Trump seit 2018 im Amt, mit dessen verbalen Attacken wegen zu hoher Zinsen herumschlagen und danach die Schockwellen der Corona-Krise dämpfen. Nun meldet sich auch noch die Inflation mit einer Wucht zurück, wie sie seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen wurde.

Den ersten Schritt zu ihrer Bekämpfung hat der Fed-Chef am Mittwochabend gesetzt. Fast auf den Tag zwei Jahre nachdem der Leitzins wegen Corona an die Nulllinie geheftet wurde, erhöhte ihn Powell um einen Viertelprozentpunkt. Dabei wird es nicht bleiben, vielmehr will die Notenbank das Zinsniveau weiter hinaufschrauben, um die Inflation, die im Februar mit 7,9 Prozent den höchsten Stand seit vier Jahrzehnten erreichte, einzudämmen.

Stakkato an Erhöhungen

Denn Powell zufolge ist die US-Wirtschaft trotz der "sehr unsicheren" Auswirkungen des Ukraine-Kriegs stark genug, um ein höheres Zinsniveau zu verkraften. Es dürfte heuer zu einem Stakkato an Zinserhöhungen kommen, das den Leitzins bis Jahresende in den Bereich von 1,75 bis zwei Prozent nach oben hievt. Möglich ist auch, dass es dabei zu stärkeren Zinsschritten um einen halben Prozentpunkt kommt. "Falls wir zu dem Schluss kommen, dass es angemessen wäre, die Zinsen schneller zu erhöhen, werden wir es tun", sagte Powell.

Dies könnte sich tatsächlich als notwendig erweisen. "Dieser erste kleine Zinsschritt war mehr als überfällig und wirkt halbherzig", sagt etwa ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann. "Die US-Inflationsrate nähert sich mit großer Geschwindigkeit der Zehn-Prozent-Marke, und auch die Inflationserwartungen sind kräftig gestiegen." Die Notenbank Fed müsse nun vermeiden, dass aus einer temporären Corona- und Kriegsinflation ein längerfristiger Prozess der Geldentwertung wird. "Dafür sind weit höhere Zinsen unausweichlich", betont Heinemann.

Allein vielen Ursachen des Preisauftriebs wird die Fed mit Zinserhöhungen schwer beikommen können. Weder die Unterbrechungen globaler Lieferketten noch die durch den Ukraine-Krieg und die Russland-Sanktionen zusätzlich angefachten Energiepreise werden auf höhere US-Zinsen reagieren. Vielmehr dürften der Krieg und die neuerlichen Lockdowns in China die Lieferketten sogar zusätzlich strapazieren. In den USA hat die Inflation eine größere Breite erreicht als in Europa, wo die Teuerung vor allem von den Energiepreisen getrieben wird. Zu Jahresbeginn trugen Energie und Nahrung jedoch nur 20 Prozent zur US-Inflation bei.

Angespannter Arbeitsmarkt

Gegen Zweitrundeneffekte wie die gefürchtete Lohn-Preis-Spirale, bei der sich steigende Einkommen und Inflation gegenseitig hochschaukeln, ist eine straffere Geldpolitik durchaus wirksam. Und der Jobmarkt ist mit einer Arbeitslosenquote von 3,8 Prozent sehr angespannt und dadurch anfällig für starke Lohnsteigerungen. Neben Zinserhöhungen will Fed-Chef Powell übrigens demnächst auch ihre durch Anleihenkäufe auf fast neun Billionen Dollar aufgeblähte Bilanz abbauen, indem ausgelaufene Schuldverschreibungen nicht reinvestiert werden – was der US-Wirtschaft direkt Liquidität entzieht.

Es besteht Handlungsbedarf für Powells zweite Amtszeit, die formal noch vom gesamten US-Senat bestätigt werden muss. Im Bankenausschuss blockierten die Republikaner noch die Nominierung der Wirtschaftswissenschafterin Lisa Cook, die Präsident Joe Biden als erste Afroamerikanerin für den Fed-Vorstand auserwählt hatte. Dank der hauchzarten Mehrheit der Demokraten im Senat kann Cook aber trotzdem noch abgesegnet werden. (Alexander Hahn, 18.3.2022)