Es ist ein spannendes Experiment, das da in Österreich gerade läuft. Der Ausgang wird darüber mitentscheiden, wie gut es uns gelingt, die Klimakrise zu meistern. Die Frage, die nun vielleicht geklärt werden kann, lautet: Wie sehr sind Menschen bereit, weniger Auto zu fahren, also weniger fossile Brennstoffe zu verbrennen und stattdessen auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, wenn die Kostenkalkulationen sich komplett ändern?

Diesel als größter Preistreiber

Der Krieg in der Ukraine hat den Preisanstieg bei Sprit beschleunigt. Ein Blick in die am Mittwoch veröffentlichten Zahlen der Statistik Austria zur Inflation zeigt die Dimension. Diesel war demnach der größte Preistreiber im Warenkorb. Er verteuerte sich zwischen Februar 2021 und Februar 2022 um 30,7 Prozent. Bei Benzin waren es 27,7 Prozent. Bei den größten Preisdämpfern dagegen finden sich "Jahres- und Pendlerkarten" für Öffis, die im gleichen Zeitraum um mehr als ein Drittel billiger geworden sind. Verantwortlich dafür ist das Klimaticket der Regierung.

Alles wird teurer, aber doch in sehr unterschiedlichem Tempo. Bei Lebensmitteln sind die Preisanstiege bisher verhaltener.
Foto: imago/Maxym Marusenko

Noch lässt sich aus Mobilitätsdaten von Anbietern wie Apple nicht ablesen, wie sich diese Konstellation auswirkt. Die aussagekräftigen Daten dazu kommen erst mit einiger Zeitverzögerung.

Aber auch abseits von Benzin und Öffitickets gibt es einige Preissprünge, die Anlass sein könnten, Investitionsentscheidungen zu überdenken.

Haushaltsenergie

Mit etwas Zeitverzögerung schlagen die gestiegenen Preise für Gas voll auf die Haushalte durch. Der Arbeitspreis für tatsächlich verbrauchtes Gas war im Februar um 70,4 Prozent höher als noch vor einem Jahr. 2021 waren die tatsächlichen Preiserhöhungen noch moderat. Das liegt daran, dass Anbieter im Regelfall höhere Preise vertragsbedingt nicht sofort an ihre Kunden weitergeben können. Das ändert sich jetzt aber. Massiv waren auch Preissteigerungen bei Heizöl mit plus 48,9 Prozent.

Auch die Kosten für Strom sind gestiegen, aber in ganz anderen Dimensionen. Das Plus betrug hier beim Arbeitspreis nur 21 Prozent, also gut ein Drittel weniger als beim Gas. Warum wird Strom überhaupt teurer? Das liegt zu einem guten Teil daran, dass in Österreich etwa ein Drittel des Strombedarfs über Gaskraftwerke erzeugt wird. Der Vergleich zwischen Strom und Gas/Öl zeigt dennoch, dass Ersterer zunehmend die günstigere Alternative ist. Trotz hoher Anschaffungskosten wird sich eine elektrische Wärmepumpenheizung damit schneller rechnen. Noch geringer als bei Strom war der Anstieg des Preises für Fernwärme, hier lag die Teuerung bei 14 Prozent.

Mieten

Alles wird teurer: Heizen, Autofahren und Wohnen. Dieser Spruch ist derzeit oft zu hören. Richtig ist er allerdings nicht. Die Daten der Statistik Austria zeigen nämlich, dass Wohnen abseits von Energie im vergangenen Jahr sogar in einem zentralen Bereich etwas billiger geworden ist. Wohnungsmieten sind um 2,6 Prozent zurückgegangen. Das hat mehrere Gründe. So dürften die Preise für Neuabschlüsse bei Mietverträgen etwas moderater ausgefallen sein als zuvor. Zugleich sind Mieten für Wohnungen, bei denen der Richtwertmietzins angewendet wird, nicht gestiegen. Der Richtwert betrifft vor allem Altbauwohnungen, die vor 1945 erbaut wurden. Hier gibt es staatliche Mietobergrenzen. Eine Inflationsanpassung, die 2021 hätte erfolgen sollen, wurde wegen der Pandemie verschoben. So weit die guten Nachrichten für Mieter. Nun die schlechten.

Alles wird teurer? Das stimmt nur bedingt. Wohnungsmieten sind um 2,6 Prozent zurückgegangen.
Foto: Getty Images/iStockphoto

Laut Gesetz steht die nächste Erhöhung mit 1. April bevor. Für eine neuerliche Verschiebung dürfte es schon zu spät sein; nach dem Nein der ÖVP vor ein paar Wochen war der Zug ohnehin abgefahren. Dennoch fordern Mieterschützer weiterhin die Aussetzung. Auch im Parlament gab es Anträge von SPÖ und FPÖ, die Anhebung zu stoppen bzw. nochmals zu verschieben. Betroffen sind übrigens auch die Kategoriemieten, die vor 1994 abgeschlossene Mietverträge betreffen. Sowohl die Richtwert- als auch die Kategoriemieten-Erhöhung betrifft auch Wiener Gemeindewohnungen. Laut Berechnungen der Arbeiterkammer könnten die Richtwertmieten im April um 5,85 Prozent steigen, die Kategoriemieten um 5,47 Prozent. Gut eine Million Menschen wären betroffen. Der Preisanstieg hier würde auch die allgemeine Inflationsrate weiter befeuern.

Restaurants/Essen

Die Inflationsrate im Februar lag bei 5,9 Prozent. Neben Energie und Verkehr war auch der Restaurantbesuch ein Preistreiber, dieser verteuerte sich im Schnitt um 6,7 Prozent. Ein kleiner Trost angesichts der Entwicklung: Die Teuerungen bei Lebensmitteln und nicht alkoholischen Getränken sind zumindest bisher unterdurchschnittlich, die Preise stiegen um 4,3 Prozent. Der Preisauftrieb war hier im Februar sogar etwas geringer als noch im Jänner.

Noch ein Detail: Das Preisniveau des Mikrowarenkorbs, der überwiegend Nahrungsmittel, aber auch Tageszeitungen oder den Kaffee im Kaffeehaus enthält und den täglichen Einkauf abbilden soll, stieg um 6,3 Prozent. Das Preisniveau des Miniwarenkorbs, der einen wöchentlichen Einkauf abbilden soll, stieg im Jahresabstand um 9,5 Prozent. (András Szigetvari, Martin Putschögl, 18.3.2022)