Vieles wird in Kriegszeiten unklar und undurchsichtig, ein Phänomen, für das Generalmajor Clausewitz den schönen Begriff "Nebel des Krieges" geprägt hat. Manches wird aber transparenter und sichtbarer, jene Wohnzimmerstrategen zum Beispiel, die jeden Abend an ihrem Kartentisch die Gefechtslage analysieren und hernach über die "sozialen Medien" den Rest der (militärischen) Welt an ihrer Expertise teilhaben lassen ("Nicht erst am Wochenende in den Dombass einmarschieren! Sofort in einer Zangenbewegung angreifen! Nachschub nicht vergessen!").

Ein anderer Menschenschlag, der im Scheinwerferlicht steht, ist der russische Oligarch. Hier ein paar Merkmale, die ihn auszeichnen. Der Aufstieg der Oligarchen begann meist in den 1990ern, unter der feuchtfröhlichen Präsidentschaft von Boris Jelzin, als jedes Zimmer im Kreml zwanzig Zentimeter unter Wodka stand.

Die Oligarchen in spe waren fleißige Leute, die hart arbeiteten, jeden überschüssigen Rubel ins Sparschwein steckten und das Ersparte klug in Top-Aktien investierten (Libro, Meinl European Land, Wirecard). So erwarben sie sich mit ihrer eigenen Hände Arbeit großen Reichtum, Freunde und mächtige Beschützer.

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Ein beliebtes Hobby unter Oligarchen sind Yachten.
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Trotz aller persönlichen Unterschiede ist die Lebensführung der Oligarchen ähnlich. Sie sind in fünfter Ehe mit einer 22-jährigen Blondine verheiratet, treffen einander monatlich beim Stiefelwettlecken im Kreml ("Willst du leben, musst du dienen", Georg Wilhelm Friedrich Hegel), und sie erwerben gern Immobilien aus der 5000-Quadradmeter-plus-Kategorie in New York, Paris, London und in Österreich (wobei sie sich hierzulande eher in der Wiener Innenstadt einkaufen als in Simmering oder Linz-Urfahr). Ein weiteres Hobby sind Yachten, die recht groß sind und vom Flugzeug aus oft mit Sizilien oder Kreta verwechselt werden. Unter Oligarchen gilt es aber als Frage der Ehre, die allergrößte zu haben, so wie ja auch der Chef Wert darauf legt, dass keiner einen längeren Tisch vor sich herschiebt als er selbst. Vermutlich sind schon Yachtmodelle in Bau, die von Marseille geradewegs bis nach Tanger reichen.

Hoffen wir, dass man sie unseren Oligarchen nicht unter dem Popsch wegpfändet. Den bürokratischen Neidhammeln, die so etwas übers Herz brächten, sähe das freilich ähnlich. (Christoph Winder, 21.3.2022)