Die 3G-Regel sei keine ausreichende Zugangsbeschränkung, finden Virologinnen und Virologen.

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Eigentlich wurde der Gecko-Krisenstab eingeführt, um politische Entscheidungen auf Basis von wissenschaftlichen Einschätzungen treffen zu können. Eigentlich.

Tatsächlich würden die Corona-Maßnahmen fachliche Empfehlungen nicht genügend widerspiegeln, kritisierten Fachleute immer wieder. Auch dieses Mal: Die Maskenpflicht sei sinnvoll, findet die Virologin Dorothee von Laer von der Med-Uni Innsbruck, nicht aber die 3G-Regel. Christoph Steininger, Virologe von der Med-Uni Wien, – beide sind keine Gecko-Mitglieder – sieht das ähnlich. In manchen Settings können Betreiber zwischen 3G und Maske wählen. Die Maske sei da die zuverlässigere Variante, aber: "Wenn man auf die Maske verzichtet, muss man an anderer Stelle nachschärfen", findet er und plädiert wie auch von Laer für 1G: Zutritt nur für Getestete. Denn auch Geimpfte und Genesene könnten sich mittlerweile wieder infizieren und das Virus weitergeben.

Mit 2G ist die Wahrscheinlichkeit zwar geringer, dass sich Ungeimpfte anstecken und die Krankenhäuser belasten, aber: "1G wäre ideal. Testen ist das Einzige, was Sinn macht", sagt von Laer. Steininger sieht vor allem die Lockerung der Quarantäne kritisch: "Ich verstehe, dass man auf medizinisches Personal nicht verzichten kann", sagt er, aber Menschen, die möglicherweise ansteckend sind, arbeiten zu lassen, "entzieht sich der Logik".

Impfpflicht für Ältere?

Es brauche ein langfristiges Konzept, um die Omikron-Welle zu verlangsamen, sagt Steininger: "Aufhalten werden wir sie ohnehin nicht mehr können." Das Ziel der Impfpflicht wäre gut gewesen, findet er: "Die Maßnahme wird begraben, aber nicht durch eine neue ersetzt."

Von Laer spricht sich für eine Impfpflicht für über 60-Jährige aus. In dieser Gruppe seien mehr als 15 Prozent noch ungeimpft. Diese Immunitätslücke sei entscheidend für eine mögliche Überlastung des Gesundheitssystems – vor allem mit Blick auf den Herbst. Der saisonale Vorteil werde diesen Sommer nicht so groß sein wie in den vergangenen zwei Jahren, "weil die Varianten ansteckender sind", sagt von Laer. Auch Steininger ist besorgt, "dass im Sommer wieder eine politische Party mit Katerstimmung im Herbst gefeiert wird". Man müsse sich jetzt auf den Herbst vorbereiten – es dauere schließlich ein halbes Jahr, bis Geimpfte vollen Schutz aufbauten.

Hohe Inzidenzen bedeuteten zudem ein Risiko für Mutationen. Steininger: "Es kommen neue Varianten. Eine Immunität durch Omikron hilft dann wahrscheinlich nur wenig. Der Herbst wird intensiv." Wie intensiv, sei noch offen, sagt von Laer. "Wir können nur beraten, am Ende sind es politische Entscheidungen." (Magdalena Pötsch, 25.3.2022)