Investitionen in die eigenen vier Wände liegen seit Corona im Trend: Bausparfinanzierungen wurden 2021 stark nachgefragt.

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Die anhaltende Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zeigt auch beim Bausparen Wirkung. Im Vorjahr wurden etwas mehr als 443.000 neue Verträge abgeschlossen, das waren um elf Prozent weniger als im Jahr 2020. "Der Rückgang ist dem Niedrigzinsumfeld der vergangenen Jahre geschuldet", erklärt Christian Vallant, als Chef der Raiffeisen Bausparkasse derzeit auch Vorsitzender des Branchenverbands BVO, die zurückhaltende Nachfrage.

Dennoch hat diese Anlageform hierzulande bei der Bevölkerung weiterhin einen Stein im Brett: Laut einer Erhebung der Erste Bank schwören noch immer 38 Prozent auf einen Bausparvertrag. Beliebter ist nur das klassische Sparbuch mit 57 Prozent. Das bestätigen auch die Zahlen, denn es bestehen immer noch 3,45 Millionen Bausparkonten in Österreich – bei einem bisherigen Höchststand von etwa fünf Millionen.

Hoffen auf Trendwende

Folgt heuer die Trendwende im Neugeschäft? "Die hohe Nachfrage nach unseren Anspar- und Finanzierungsprodukten in den ersten Wochen und Monaten in diesem Jahr stimmt uns sehr positiv", sagt Vallant. Allerdings sei eine weitere Prognose aufgrund der unsicheren geopolitischen Situation und der noch nicht einschätzbaren Auswirkungen nicht einfach.

Allerdings hofft der Experte unter Verweis auf "klare Signale der Europäischen Zentralbank", dass im Jahresverlauf noch etwas Bewegung in das Zinsniveau kommen wird. "Wir gehen davon aus, dass wir noch in diesem Jahr eine Zinswende und damit verbunden höhere Zinsniveaus sehen werden", sagt Vallant und fügt hinzu: "Wir würden uns freuen, wenn wir zumindest leicht steigende Zinsen sehen und auch bald wieder höher verzinste Sparprodukte anbieten können."

Positiv bewertet Vallant auch die bereits erfolgte Anhebung der Darlehensobergrenze, nunmehr dürfen statt 220.000 bis zu 240.000 Euro pro Kopf vergeben werden, also bis zu 480.000 Euro für zwei Personen. Um den stark gestiegenen Immobilienpreisen gerecht zu werden, sollte diese Summe allerdings weiter erhöht werden.

Ausreichend Eigenkapital

Vallant betont zudem die Bedeutung eines guten Eigenkapitalpolsters für den Kauf einer Immobilie. Denn auch Bausparkassen müssten die strengeren Auflagen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) für Immobilienkredite erfüllen. Laut dieser hat das zuständige Finanzmarktstabilitätsgremium der Finanzmarktaufsicht eine maximale Beleihungsquote von 90 Prozent, eine Schuldendienstquote von 40 Prozent und eine Laufzeitbeschränkung von 35 Jahren empfohlen.

Weiterhin auf hohem Niveau haben sich die Finanzierungen entwickelt, denn seit Ausbruch der Corona-Pandemie liegen Investitionen in die eigenen vier Wände im Trend. Mit der Vergabe von 2,77 Milliarden Euro wurde der Rekordwert von 2020 nur um etwa ein Prozent verfehlt. "Am häufigsten genutzt werden Bausparfinanzierungen nach wie vor für den Kauf von Immobilien oder den Wohnbau", sagt Vallant. Zuwächse gebe es auch bei Sanierung und Renovierung, wobei er in diesem Bereich durchaus noch Luft nach oben sieht.

Für Walter Hager, Finanzexperte des Vereins für Konsumenteninformation (VKI), eignet sich das Produkt aus Verbrauchersicht vor allem zum sogenannten Zielsparen. Soll heißen, wer in sechs Jahren einen gewissen Betrag ansparen will, etwa für eine Auszeit, eine teurere Reise oder als Maturageschenk, der kann aus seiner Sicht zu einem Bausparvertrag greifen.

Dürftige Verzinsung

Die Vorteile: Die Laufzeit ist fix und der Auszahlungsbetrag dank vertraglich festgesetzter Bandbreiten für die Verzinsung nicht nur berechenbar, sondern auch sicher. Denn bis 100.000 Euro pro Person greift die Einlagensicherung. Der Nachteil: Die Effektivverzinsung fällt äußerst bescheiden aus. Diese bewegte sich im Jänner laut Berechnungen des VKI-Magazins Konsument für klassisches Bausparen – inklusive erhöhter Anfangszinsen und staatlicher Prämie – bloß in einer Bandbreite von 0,26 Prozent (Start) bis 0,51 Prozent (Raiffeisen). Bei monatlicher Einzahlung von 100 Euro käme man beim besten Angebot also auf einen Auszahlungsbetrag von 7313 Euro.

Etwas mehr können Verbraucher herausholen, wenn sie nicht monatlich einzahlen, sondern gleich den Jahresbetrag – höchstens 1200 Euro für prämienbegünstigtes Ansparen – begleichen. Im Optimalfall wird der gesamte Ansparbetrag von 7200 Euro für sechs Jahre – das bringt die maximale Prämie von 108 Euro – auf einmal angelegt, um stärker von erhöhten Anfangszinssätzen zu profitieren. Dennoch, aus Hagers Sicht bleibt das Produkt abgesehen vom Zielsparen vor allem etwas für sehr sicherheitsbedürftige Personen. (Alexander Hahn, 3.4.2022)