Foto: imago images/ZUMA Wire

Russische Apple-Fans haben es derzeit nicht einfach: Als Reaktionen auf den Angriffskrieg gegen die Ukraine hat der iPhone-Hersteller den Verkauf eigener Geräte in dem Land eingestellt. Doch auch der Betrieb des App Store wurde deutlich eingeschränkt, so können mittlerweile keinerlei Käufe mehr getätigt werden – also weder Apps erworben noch In-Game-Käufe erledigt werden. Eine von manchen Beobachtern erwartete Sperre des App Store durch die russische Medienaufsicht Roskomnadsor blieb hingegen bisher aus – obwohl andere große Plattformen wie Facebook oder auch Twitter mittlerweile blockiert wurden.

Unerwartete Rückkehr

Bei Apple legt man es nun aber offenbar gezielt auf eine Machtprobe mit den russischen Behörden an. Wie die "Washington Post" berichtet, ist seit kurzem die "Smart Voting"-App der Opposition rund um den bekannten Putin-Kritiker Alexej Nawalny zurück im russischen App Store.

Die App war im Vorjahr auf massiven Druck des Kreml aus den App-Stores sowohl von Apple als auch Google entfernt worden. Zuvor war in Russland arbeitenden Mitarbeitern der beiden Unternehmen mit persönlicher Strafverfolgung gedroht worden, falls die App nicht entfernt würde.

Kritik

Das Verhalten der beiden Unternehmen hatte zwar damals schon für Kritik gesorgt, die öffentliche Aufregung hielt sich aber in Grenzen – wohl nicht zuletzt deshalb, weil die Unternehmen sich ja auch in anderen Ländern den lokalen Gesetzen beugen müssen und gerade Apple in China seit Jahren auf Druck des Staates unerwünschte Apps entfernt, darunter auch von Protestierenden in Hongkong genutzte Programme.

Warum sich Apple nun für ein Umdenken entschieden hat, blieb vorerst unklar, eine Anfrage bei dem Unternehmen blieb zunächst unbeantwortet. In Googles Play Store ist die betreffende App übrigens schon seit einigen Monaten wieder verfügbar, sie wurde nach den letzten Wahlen wiederhergestellt.

Abgeschrieben

Die aktuelle Entwicklung verdeutlicht aber auch etwas anderes: dass Apple nicht davon ausgeht, auf absehbare Zeit im gleichen Ausmaß in Russland aktiv zu werden wie vor dem Ukraine-Krieg. Mit einem Rückzug des Personals aus Russland wird natürlich auch die Erpressbarkeit des Unternehmens geringer.

Eigentlich will niemand eine Blockade

Abzuwarten bleibt, wie der Kreml auf Apples Aktion reagiert. Von einer vollständigen Sperre des App Store scheint man bisher bewusst absehen zu wollen, würde dies doch russische iPhone-User komplett von neuen Apps und Updates für bestehende ausschließen und die Nützlichkeit dieser Geräte massiv einschränken. Das könnte wiederum die Betroffenen gegen die Regierung aufbringen.

Doch auch auf der anderen Seite tritt kaum jemand für eine Sperre des App Store ein. Oppositionelle verweisen immer wieder darauf, wie wichtig es ist, dass westliche Dienste überhaupt noch in Russland verfügbar sind, um die Bevölkerung unabhängig informieren zu können. (Andreas Proschofsky, 7.4.2022)