Ursula Berner, Grüne bei der Eröffnung des Jüdischen Filmfestivals 2022.

Foto: Robert Newald

Wien – Die Umstände um die Neubesetzung der Leitung des Kunst Haus Wien haben auch die Wiener Grünen auf den Plan gerufen. Gegenüber der APA urgiert Kultursprecherin Ursula Berner eine "Wiener Kulturstrategie" und fordert, alle Kulturstätten (VBW, Haus der Musik, Jüdische Museum, Mozarthaus Vienna und Kunst Haus Wien) aus der Wien Holding zu lösen und in die Verantwortung des Kulturressorts zu legen: "Damit wäre mehr Transparenz bei Personalentscheidungen möglich."

Das Kunst Haus Wien sei von der in die Museumsquartier-Geschäftsführung gewechselte Leiterin Bettina Leidl erfolgreich als Hotspot für Fotografie etabliert worden. Durch die Bestellung von Gerlinde Riedl, bisher Co-Chefin des Wiener Stadtmarketing und ehemalige Pressesprecherin des damaligen Wiener Kulturstadtrats Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ), mit der "die Marke Hundertwasser" wieder in den Vordergrund gerückt werden soll, werde "diese Aufbauarbeit zunichtegemacht", zeigte sich Berner enttäuscht: "Die Stadt Wien verliert einen spannenden Ausstellungsort, nur weil es keine gemeinsame Kulturstrategie für Wien gibt, die mit allen Stakeholdern abgestimmt und auch von allen mitgetragen wird." Diese Kulturstrategie solle auch die jetzt nicht zur Kultur-, sondern zum Finanzressort zählenden Kulturstätten der Wien Holding umfassen: "Sinnvoller für die Stadt wäre es, alle kulturrelevanten Entscheidungen aus einer Hand, zumindest aus einem Büro zu treffen."

Eine echte Kulturstrategie

So eine Kulturstrategie solle transparente Schwerpunkte für die nächsten Jahre festlegen und strategische kulturpolitische Fragen beantworten, meint die Gemeinderätin der Grünen Wien. "Wo können neue innovative Räume entstehen? Wo ist Platz für Experimente? Wo findet das traditionell interessierte Publikum Angebote? Welche Funktion erfüllen einzelne Häuser in der Kulturlandschaft, welche Lücken gilt es zu füllen? Und natürlich auch: Welche Angebote braucht der Tourismus?" seien Fragen, die etwa auch der Bund im Rahmen eines umfassenden Strategieprozess diskutiere. "Es wäre auch einfacher, sich für die Kulturarbeitenden in Wien einzusetzen, wenn allen Beteiligten klar wäre, in welche Richtung es in Zukunft gehen soll. Wir brauchen transparente Rahmenbedingungen für Personalentscheidungen und die Ausrichtungen der Häuser und eine echte Kulturstrategie für Wien."

Diese strategische wie personalpolitische Offenheit vermisse sie auch beim gegenwärtigen Findungsprozess der Theaterleitungen von Werk X, Dschungel Wien und Schauspielhaus Wien, so Ursula Berner zur APA. "Es wurde in den letzten Jahren verabsäumt, darüber zu reden, was alles diese Häuser leisten sollen und welches Zielpublikum sie haben." (APA, 8.4.2022)