Baut die WM-Führung aus: Charles Leclerc.

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Geht leer aus: Max Verstappen.

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Hat die beste Sicht: der Vogel.

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Melbourne – Charles Leclerc hat seinen zweiten Saisonsieg in der diesjährigen Formel-1-Weltmeisterschaft gefeiert. Nach dem Auftaktsieg in Bahrain gewann der Ferrari-Pilot am Sonntag auch den dritten WM-Lauf in Australien. Im Albert Park Circuit in Melbourne feierte der Monegasse einen souveränen Start-Ziel-Sieg samt schnellster Runde, profitierte dabei aber auch vom Ausfall von Max Verstappen im Red Bull. Zweiter war Red-Bull-Mann Sergio Perez, Dritter George Russell im Mercedes.

In der WM-Wertung baute Leclerc seinen Vorsprung mit seinem insgesamt vierten Grand-Prix-Sieg deutlich aus, da auch sein Ferrari-Teamkollege Carlos Sainz nicht ins Ziel kam. Neuer Gesamtzweiter ist der Brite Russell, der 34 Punkte hinter Leclerc liegt. Siebenfach-Weltmeister Lewis Hamilton belegte im zweiten Mercedes den vierten Platz, dahinter folgte das McLaren-Duo mit dem Briten Lando Norris und Lokalmatador Daniel Ricciardo. Esteban Ocon (FRA/Alpine), Valtteri Bottas (FIN/Alfa Romeo), Pierre Gasly (FRA/AlphaTauri) und Alexander Albon (THA/Williams) vervollständigten die Top Ten.

"Das Auto war unglaublich heute. Was für ein Rennen, und was für ein Tempo", zeigte sich Leclerc glücklich. Dem 24-Jährigen gelang der erste "Grand Slam" (Pole Position/Sieg/schnellste Runde/jede Runde in Führung) eines Ferrari-Piloten seit Fernando Alonso 2010 in Singapur. "Wir haben erst drei Rennen gehabt, da ist es schwierig, an die Weltmeisterschaft zu denken. Aber wir haben ein starkes Auto. Wir waren bis jetzt immer da, ich hoffe, es geht so weiter." Perez freute sich über ein "gutes Resultat, aber leider haben wir Max verloren. Ein Doppel-Podium wäre toll für das Team gewesen. Wir hatten in den letzten Rennen ein bisschen Pech." Die Ausfallsquote sei "ein bisschen eine Sorge".

Verstappen ausgerollt

Verstappen rollte in der 39. Runde plötzlich aus, nachdem er davor das Tempo von Leclerc nicht mitgehen hatte können. Es roch – im wahrsten Sinne des Wortes – nach einem technischen Gebrechen. "Ich rieche eine merkwürdige Flüssigkeit", funkte Verstappen an seine Crew, ehe der Niederländer deftigere Worte folgen ließ. Schon zum Saisonauftakt in Bahrain war Verstappen wegen eines Benzinproblems unverschuldet ausgefallen und hatte dadurch wertvolle Punkte im WM-Kampf verloren. 46 Zähler fehlen dem Titelverteidiger bereits auf seinen Widersacher Leclerc.

"Wieder ein Ausfall ist natürlich schlecht für die Meisterschaft. Wieder ein schlechtes Wochenende", meinte Verstappen lapidar. "Ich hatte heute viel zu viel Graining (Körnung am Reifen/Anm.). Das ist, glaube ich, ein Thema mit dem neuen Asphalt für uns." Red-Bull-Berater Helmut Marko verriet im ORF-Interview, es habe ein Leck im Benzinleitungssystem gegeben. "Es ist Benzin ausgetreten, darum haben wir ihm gesagt, er soll so schnell wie möglich stehenbleiben. Nach Möglichkeit dort, wo ein Feuerlöscher ist. Die Ursache wissen wir nicht." Beunruhigend sei, dass man auf der weicheren Reifenmischung gegen Ferrari "chancenlos" gewesen sei, merkte der Grazer an.

Sainz im Kiesbett

Schon in der zweiten Runde drehte sich Leclercs Stallrivale Sainz nach einem total verpatzten Start ins Kiesbett und brachte das Auto nicht mehr zum Laufen. Die Rennleitung löste zunächst das virtuelle Safety Car aus und schickte dann die Realversion auf die Strecke. Der Spanier Sainz hatte im Qualifying am Samstag schon Pech gehabt: Eine Rote Flagge hatte seine beste Runde zerstört und er sich mit Startplatz neun begnügen müssen.

Nach Freigabe des Rennens fuhren sich Leclerc und Verstappen einen kleinen Vorsprung heraus. Ab etwa der zehnten Runde setzte sich Leclerc dann sukzessive von seinem Red-Bull-Verfolger ab, der nach der 18. Runde für Hard-Reifen die Boxengasse ansteuerte. Leclerc folgte vier Runden später und blieb an der Spitze. Nach einem Crash des dreimaligen Melbourne-Siegers Sebastian Vettel kam erneut das Safety Car zum Einsatz, der zwischenzeitlich schon beträchtliche Vorsprung von Leclerc schmolz damit weg. Beim Restart behauptete er Platz eins gerade noch gegen Verstappen, im normalen Rennmodus war er aber wieder schneller.

Mercedes auf drei und vier

Russell hatte bei der zweiten Safety-Car-Phase Glück, weil er dadurch bei seinem Boxenstopp weniger Zeit verlor, und hielt sich lange auf Platz drei vor Perez. Schließlich zog der Mexikaner an ihm vorbei, der holte durch das Verstappen-Out trotzdem seinen ersten Podestplatz in dieser Saison. Als einziges der drei Topteams brachte Mercedes beide Autos über die Ziellinie. "Die meiste Zeit des Wochenendes waren wir im Hintertreffen, aber wir bleiben dran", sagte Russell nach seinem ersten Podium für Mercedes. "Wir müssen ein bisschen vom Pech der anderen profitieren, und das tun wir." Teamchef Toto Wolff meinte: "Wir verlassen Melbourne in einer besseren Verfassung als bei unserer Ankunft."

Bemerkenswert war der Zuspruch der Motorsport-Fans in Australien nach zwei Jahren Pandemie-Pause. Laut Formel-1-Angaben lag die Gesamtzuschauerzahl über das Wochenende bei 419.114. Damit wäre der Grand Prix die bestbesuchte Sportveranstaltung in der Geschichte des Landes. (APA; 10.4.2022)

Großer Preis von Australien
58 Runden = 307,574 km

1. Charles Leclerc (Monaco) Ferrari 1:27:46,548 Stunden
2. Sergio Perez (Mexiko) Red Bull-Honda + 20,524 Sekunden
3. George Russell (Großbritannien) Mercedes 25,593
4. Lewis Hamilton (Großbritannien) Mercedes 28,543
5. Lando Norris (Großbritannien) McLaren-Mercedes 53,303
6. Daniel Ricciardo (Australien) McLaren-Mercedes 53,737
7. Esteban Ocon (Frankreich) Alpine-Renault 1:01,683
8. Valtteri Bottas (Finnland) Alfa Romeo-Ferrari 1:08,439
9. Pierre Gasly (Frankreich) AlphaTauri-Honda 1:16,221
10. Alexander Albon (Thailand) Williams-Mercedes 1:19,382
11. Zhou Guanyu (China) Alfa Romeo-Ferrari 1:21,695
12. Lance Stroll (Kanada) Aston Martin-Mercedes 1:28,598

eine Runde zurück:

13. Mick Schumacher (Schweiz) Haas-Ferrari
14. Kevin Magnussen (Dänemark) Haas-Ferrari
15. Yuki Tsunoda (Japan) AlphaTauri-Honda
16. Nicholas Latifi (Kanada) Williams-Mercedes
17. Fernando Alonso (Spanien) Alpine-Renault

ausgeschieden:

Carlos Sainz jr. (Spanien) Ferrari (3. Runde/Unfall)
Sebastian Vettel (Deutschland) Aston Martin-Mercedes (24./Unfall)
Max Verstappen (Niederlande) Red Bull-Honda (39./Defekt)

Schnellste Runde:

Charles Leclerc (MON) Ferrari in der 58. Runde in 1:20,260 (Schnitt: 237,860 km/h)

WM-Fahrerwertung:

1. Charles Leclerc (Monaco) 71 Punkte
2. George Russell (Großbritannien) 37
3. Carlos Sainz jr. (Spanien) 33
4. Sergio Perez (Mexiko) 30
5. Lewis Hamilton (Großbritannien) 28
6. Max Verstappen (Niederlande) 25
7. Esteban Ocon (Frankreich) 20
8. Lando Norris (Großbritannien) 16
9. Kevin Magnussen (Dänemark) Haas 12
10. Valtteri Bottas (Finnland) 12
11. Daniel Ricciardo (Australien) 8
12. Pierre Gasly (Frankreich) 6
13. Yuki Tsunoda (Japan) 4
14. Fernando Alonso (Spanien) 2
15. Zhou Guanyu (China) 1
16. Alexander Albon (Thailand) Williams 1

Bei Punktgleichheit werden für die Ermittlung der jeweiligen Platzierung die besten Einzelresultate hinzugezogen.

WM-Teamwertung:

1. Ferrari 104
2. Mercedes 65
3. Red Bull 55
4. McLaren-Mercedes 24
5. Alpine-Renault 22
6. Alfa Romeo-Ferrari 13
7. Haas-Ferrari 12
8. AlphaTauri 10
9. Williams-Mercedes 1

Nächstes Rennen:

Grand Prix der Emilia Romagna am 24. April in Imola