Zum Thema "Zeitenwende – Wie verändert der Krieg unsere Welt?" wurde bei "Im Zentrum" diskutiert.

Screenshot: tvthek.orf.at

Warum müssen wir aus der deutschen Bild-Zeitung erfahren, dass Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) von Kiew nach Moskau reist? Mitten in der Klug-unklug-Debatte über die offenbar geheim gehaltene Russland-Mission des Kanzlers am Sonntagabend versuchten Ex-Außenministerin Ursula Plassnik, die Zeitgeschichte-Professorin Barbara Stelzl-Marx, die Sinologin Susanne Weigelin-Schwiedrzik und der britische Diplomat Leigh Turner die Fragen auf den aktuellen Umbruch der globalen Kräfteverhältnisse zu lenken.

Obwohl: Diese Runde begleitet Nehammer mit "Hoffnung", nicht mit Empörung. Jede Möglichkeit einer Beendigung des Krieges nutzen zu wollen lässt sich auch schwer verurteilen. Und dann? Welches Kriegsende mit welchen geopolitischen Folgen? Wohin verschiebt sich die bekannte Ordnung?

"Der Traum eines geeinten Europa von Lissabon bis Wladiwostok ist ausgeträumt", wir seien Teil der "Feindlandschaft Putins", darüber müssten wir uns klar sein, sagt Plassnik. Über Russlands Angriffskrieg gebe es keinen globalen Konsens, stellt sie klar. China, analysiert Sinologin Weigelin-Schwiedrzik, werde abwarten und seine Karte für die neue Machtordnung erst später ziehen.

Klar fallen die Aufforderungen aus, jetzt über eine neue europäische Sicherheitsarchitektur zu debattieren. Die Diskussion über eine "wehrhafte Neutralität Österreichs" müsse stattfinden, gerade Neutralität sei eine wichtige Grauzone in der künftigen Ordnung – wie immer sie aussehen werde. Es ist auch für uns angesichts nackter, roher Gewalt und umfangreicher wirtschaftlicher Abhängigkeiten fast alles auf dem Tapet. (Karin Bauer, 11.4.2022)