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Immer mehr Studien deuten darauf hin, dass Geboosterte bei Erkrankung weniger ansteckend als ungeimpft Infizierte sind.

Foto: Reuters / Dado Ruvic

Die Entwicklung der Corona-Infektionszahlen und Hospitalisierungsraten in den vergangenen Wochen machte deutlich, was Fachleute seit Monaten betonen: Die Impfung schützt sehr zuverlässig vor schweren Erkrankungen und tödlichen Verläufen, der Schutz vor Ansteckung nimmt allerdings ab. Auch Geimpfte können sich mit dem Virus infizieren.

Doch ganz so unwesentlich für die Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung ist die Impfung nicht. Geimpfte mit Durchbruchsinfektion seien weniger ansteckend als Ungeimpfte, Boosterimpfungen würden demnach Ansteckungsketten ausbremsen. Das zeigt eine neue im Fachmagazin "Nature Medicine" veröffentlichte Studie von Virologinnen und Virologen der Universität Genf.

Das Team analysierte die Proben von 565 geimpften und ungeimpften Menschen mit Corona-Infektion und mildem Verlauf im Zeitraum von April 2020 bis 19. Februar 2022. Dabei untersuchten die Fachleute die Viruslast in den ersten fünf Tagen nach Symptombeginn.

Weniger infektiöse Viruslast bei Geboosterten

Das Ergebnis unterstreicht die Bedeutung der Booster-Impfung, schreiben die Expertinnen und Experten. Doppelt Geimpfte mit Durchbruchsinfektion hatten eine ähnlich hohe Viruslast wie Ungeimpfte. Bei Geboosterten reduzierte sich die Zahl der infektiösen Partikel auf ein Fünftel davon. Für die Studie wurde nämlich nicht nur die Virusmenge in den oberen Atemwegen mittels PCR-Verfahrens untersucht, sondern das Viruserbgut auch auf Infektiosität untersucht. Das Team der Universität Genf testete, ob sich Virusproben im Labor kultivieren ließen, um so zu ermitteln, wie viele infektiöse Viren sich darin befanden.

Die bloße Viruslast an sich sei für eine Weitergabe des Virus nämlich nur bedingt entscheidend, wie Dorothee von Laer, Virologin von der Med-Uni Innsbruck, erklärt: "Bei geimpften Personen ist viel Virus bereits mit Antikörpern beladen und nicht mehr infektiös." Die Booster-Impfung könne die infektiöse Viruslast verringern, was wahrscheinlich zu einer geringeren Weiterübertragung führt, schreibt die Studienautorin Isabella Eckerle auf Twitter.

Studienlage verdichtet sich

Damit fügt sich die Studie in internationale Forschungsergebnisse ein und verdichtet das Bild, dass Geimpfte weniger ansteckend sein könnten. Eine dänische Haushaltsstudie verzeichnet in der Praxis ähnliche Ergebnisse. Demnach stecken geimpfte Menschen seltener andere Haushaltsmitglieder an. In Zahlen bedeutet das: Ungeimpfte geben das Virus 1,4-mal so häufig weiter wie Geimpfte. Von Menschen, die dreifach geimpft und infiziert sind, gehen etwa 50 Prozent weniger Ansteckungen aus als von ungeimpft Infizierten.

Es gibt zwar auch Studien, die diesen Effekt, dass Geimpfte weniger ansteckend seien, nicht nachweisen konnten, merkt von Laer ergänzend an. Aber die Hinweise mehren sich, dass die Booster-Impfung nicht nur längerfristig vor schweren Verläufen schützt, sondern auch dass Geboosterte mit Durchbruchsinfektion weniger ansteckend sind: "Es ist nicht final geklärt, ob Geimpfte weniger ansteckend sind, aber die Studie aus Genf ist eine weitere Arbeit, die dafürspricht", sagt von Laer.

Maske schützt besser als Impfung vor Ansteckung

Die Erkenntnis, dass Impfungen das Infektionsgeschehen eindämmen könnten, wirft in weiterer Folge erneut die Frage nach der Sinnhaftigkeit von 2G als epidemiologische Maßnahme auf. "Der Effekt der Impfung zur Eindämmung des Infektionsgeschehens ist aber nicht sehr stark", sagt die Virologin von Laer. Andere Maßnahmen wären sinnvoller. Die Maske etwa schütze deutlich besser vor einer Weitergabe des Virus als die Impfung. Sie plädiert daher für eine stringente Maskenpflicht und eine Impfpflicht für vulnerable Gruppen, die bei Infektion das Gesundheitssystem gefährden: "Das sind die beiden Aspekte, auf die man sich mit Blick auf den Herbst nun konzentrieren sollte." (Magdalena Pötsch, 13.4.2022)