Am Palmsonntag war es wieder einmal – fast – wie immer: Bei prächtigem Frühlingswetter strömten laut Vatikanangaben 65.000 Pilger und Touristen auf den prachtvollen, von den Bernini-Kolonnaden gesäumten Petersplatz, um die traditionelle Papstmesse zum Auftakt der Osterfeierlichkeiten mitzuerleben. In den beiden vergangenen Jahren musste Papst Franziskus Ostern im kleinen Kreis im Vatikan feiern, auch die Kreuzwegzeremonie vor dem mit Fackeln erleuchteten Kolosseum fiel aus. Die Ewige Stadt befand sich im Lockdown; Bars, Pizzerien, Trattorien und Restaurants waren ebenso geschlossen wie die Vatikanischen Museen, der Petersdom, das Kolosseum. Touristen: null, zero.

Geschlossene Hotels

Die rote Zone in Rom ist Geschichte, und mit ihr die meisten Restriktionen. Dennoch geht es am Tiber immer noch vergleichsweise beschaulich zu: Laut Angaben des römischen Hotelierverbands sind immer noch 200 der insgesamt 1200 Hotels geschlossen, und diejenigen, die geöffnet sind, haben nur die Hälfte der Zimmer belegt. Wenn nicht noch ein österliches Last-Minute-Wunder passiert, wird Rom, das in der Karwoche und an Ostern normalerweise ausgebucht ist, erneut sehr verhaltene Osterfeiern erleben. "Die halbe Welt reist noch nicht, besonders China und der ganze Ferne Osten. Aber auch aus den USA und aus Zentral- und Südamerika treffen nur sehr spärlich Gäste ein", betont der Präsident der römischen Hoteliers, Giuseppe Roscioli. In Roms Hotellerie ist eine Entlassungswelle im Gange.

Es gibt sie wieder – Gäste aus vielen Ländern in der Ewigen Stadt.
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Keine Stadt Italiens ist, was den Tourismus anbelangt, von der Pandemie so gebeutelt worden wie Rom: Sowohl 2020 als auch 2021 brachen die Umsätze um 80 Prozent ein. Und die Hoffnungen der Tourismusbranche auf einen schnellen Wiederaufschwung sind vom Krieg in der Ukraine gleich wieder zunichtegemacht worden. Zum einen fehlen nun auch noch die Russen, weil ihre Fluggesellschaften mit Sanktionen belegt sind und nicht nach Italien fliegen dürfen. Bei den Touristen aus Russland handelt es sich oft um besonders zahlungskräftige Gäste, die in den teuren Modeboutiquen zwischen der Spanischen Treppe und der Piazza del Popolo während eines zwei- oder dreitägigen Aufenthalts nicht selten mehrere Tausend Euro liegen lassen.

In normalen Jahren bescheren sie dem Gewerbe einen Umsatz von 150 Millionen Euro. Für einen argen Dämpfer und das Ende aller Illusionen sorgte auch die Inflation, die durch den Krieg in der Ukraine noch verschärft worden ist. "Nach dem Kriegsausbruch am 24. Februar hat es bei uns Stornierungen gehagelt", klagt Roscioli. Auswirkungen hat die Inflation vor allem auf den Binnentourismus. Statt wie üblich etwa acht Millionen werden dieses Jahr nur vier Millionen Italiener in den Osterferien verreisen und außerdem den Aufenthalt verkürzen, hat eine Untersuchung des Gewerbeverbands Confcommercio ergeben. Davon sind auch Destinationen wie Venedig oder Florenz betroffen, aber wegen der päpstlichen Osterfeiern ganz besonders Rom.

Krieg und Inflation haben die Hoffnung auf eine schnelle Erholung im Keim erstickt.
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Teurer ist – wegen der hohen Treibstoffkosten – nicht nur die Anreise geworden, sondern auch der Aufenthalt selbst. Viele Hotels und Restaurants mussten ihre Preise erhöhen, weil auch bei ihnen Energie- und andere Kosten gestiegen sind, etwa jene für die Wäschereinigung und den Einkauf von Lebensmitteln. Bei Hotels und Pensionen beträgt die Preissteigerung gegenüber dem Vorjahr laut Confcommercio 8,4 Prozent, bei Pizzerien und Trattorien drei Prozent. Museen verteuerten die Preise im Schnitt um sieben Prozent.

Des einen Leid ist bekanntlich des anderen Freud: Zwar wird Rom an diesen Ostern im Vergleich zu den letzten beiden Jahren nur eine halbe Auferstehung feiern. Aber für jene, die sich trotz allem zu einer Reise an den Tiber entschließen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie das Kolosseum, das Pantheon, die Piazza Navona, den Trevi-Brunnen und die Stadtparks Villa Borghese und Villa Ada in Ruhe werden genießen können. Die langen Wartezeiten vor den Eingängen zu den Vatikanischen Museen und vor anderen Sehenswürdigkeiten dürften deutlich kürzer ausfallen – und wahrscheinlich wird man sogar bei der Papstmesse zu Ostern auf dem Petersplatz wie am Palmsonntag noch eine Lücke finden. (Dominik Straub aus Rom, 14.4.2022)