Roman Abramowitsch war jüngst bei den russisch-ukrainischen Verhandlungen in Istanbul beteiligt. Angesichts des Krieges werden seine Geschäfte nun näher unter die Lupe genommen – auch in Österreich.

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Saint Helier / Kiew / Wien – Die Regierung der britischen Kanalinsel Jersey hat Vermögen im Wert von 6,45 Milliarden Euro des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch eingefroren. Der Royal Court in der Hauptstadt Saint Helier habe eine entsprechende Anordnung erlassen, teilte die Justizbehörde am Mittwoch mit. Der Multimilliardär gilt als einer der reichsten Einwohner Jerseys. Er war zuvor bereits von der EU und Großbritannien sanktioniert worden.

Der Beschluss betreffe Werte, die mit dem bisherigen Eigentümer des Londoner Fußballclubs FC Chelsea in Verbindung stünden und sich entweder auf der Kanalinsel oder im Besitz von in Jersey eingetragenen Unternehmen befänden. Abramowitsch war jüngst bei den russisch-ukrainischen Friedensverhandlungen in Istanbul dabei gewesen. Kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte er bekanntgegeben, den Champions-League-Sieger FC Chelsea verkaufen zu wollen. Der bevorzugte Bieter für den Fußballklub soll am Ostermontag bekanntgegeben werden.

Briefkastenfirmen bei der Raiffeisen Bank International

Wie Recherchen von "Profil" und ORF ergeben, die bei dem vom International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) koordinierten Projekt "Pandora Papers Russia" dabei sind, unterhielt der Oligarch auch enge Geschäftsbeziehungen in Österreich, namentlich zur Raiffeisen Bank International (RBI). Laut den Berichten hätten Briefkastenfirmen des russischen Oligarchen bei der RBI und ihrer Wiener Privatbanktochter Kathrein etliche Konten gehabt, über die bis 2017 Milliardenbeträge geflossen seien.

So hätten 2015 und 2016 drei RBI-Konten Ein- und Ausgänge von rund 2,3 Milliarden Euro verzeichnet, 2017 sollen die Konten geschlossen worden sein. Rund ein Jahr davor hatte die Finanzmarktaufsicht FMA die Offshore-Kundenbeziehungen der RBI unter die Lupe genommen, Abramowitschs Firmenkonstruktion habe sich auch darunter gefunden. Im Jahr 2018 verdonnerte die FMA die RBI, wie berichtet, zu einer Geldbuße von rund 2,7 Millionen * Euro wegen Verstößen gegen die Regeln zur Geldwäscheprävention. Das Bundesverwaltungsgericht reduzierte die Strafe auf 824.000 Euro – dieses Erkenntnis ist aber noch nicht rechtskräftig. (Reuters, red, 13.4.2022)

*Sorry, es geht um Millionen; geändert am 14.4.2022 um 9 Uhr.