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Fed-Chef Jerome Powell zufolge könnte eine Leitzinserhöhung anstehen.

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Washington – Zur Bekämpfung der hohen Inflationsrate wird die US-Notenbank bei ihrer nächsten Sitzung Anfang Mai eine Erhöhung des Leitzinses um 0,5 Prozent erwägen. Das sagte Jerome Powell, der Chef der Notenbank Fed, am Donnerstag bei einer Veranstaltung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. Es sei angesichts der Inflation und der Erhöhung des Leitzinses um 0,25 Prozentpunkte im März "angemessen, ein bisschen schneller vorzugehen", sagte Powell.

Balanceakt

Bei der Sitzung des Zentralbankrats am 4. Mai werde daher eine Erhöhung um 50 Basispunkte zur Entscheidung anstehen, sagte Powell. Das Ziel sei es, die Werkzeuge der Zentralbank so einzusetzen, dass sich Angebot und Nachfrage wieder anpassten und die Inflation zurückgehe. Die Konjunktur solle sich in einer Weise abkühlen, die nicht einer "Rezession" entspreche, sagte Powell. "Das ist unser Ziel", sagte er.

Der Balanceakt werde nicht einfach sein. "Es wird eine große Herausforderung sein. Wir werden unser Allerbestes geben, um das zu erreichen", versprach Powell. "Und es ist absolut entscheidend, wieder für Preisstabilität zu sorgen", betonte Powell. Dies sei die Voraussetzung für einen starken Arbeitsmarkt und Stabilität auf den Finanzmärkten, sagte er.

Druck steigt

Der Leitzins für die weltgrößte Volkswirtschaft liegt seit März in der Spanne von 0,25 bis 0,5 Prozent. An den Märkten werden allein für dieses Jahr Anhebungen von insgesamt mehr als zwei Prozentpunkten erwartet. Der Druck auf die Fed ist groß, denn die Teuerungsrate ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr, was die Kaufkraft der Verbraucher schmälert. Im März stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,5 Prozent. Die Fed strebt mittelfristig eine Inflationsrate von zwei Prozent an.

Überhitzter Arbeitsmarkt

Laut Powell befindet sich der Arbeitsmarkt in den USA in einer Phase der Überhitzung. Es gebe aktuell einen "sehr, sehr guten Arbeitsmarkt für Arbeitnehmer" mit guter Bezahlung, insgesamt sei die "erhitzte" Lage aber "nicht nachhaltig", sagte Powell. "Es ist zu heiß", sagte er. Deswegen sei ein Einschreiten der Zentralbank gefordert.

Die Fed ist den Zielen der Preisstabilität und der Vollbeschäftigung verpflichtet. Die Arbeitslosenquote war zuletzt auf sehr niedrige 3,6 Prozent gefallen – praktisch den Stand von vor der Pandemie. Viele Firmen in den USA klagen bereits über einen Mangel an Arbeitskräften, die Löhne steigen. Die Fed will ihren Leitzins in diesem Jahr relativ schnell und nachhaltig erhöhen, um die Konjunktur etwas abzukühlen und damit die Inflationsrate zu senken. (APA, 21.4.2022)