Mit dem Crash an sich hat eine Fünf-Sterne-Bewertung heute nicht mehr viel zu tun. Wichtig ist auch, dass in der Basisversion eines Fahrzeuges bestimmte Assistenzsysteme verbaut sind. Finden Sie das richtig und wichtig?

Foto: Mercedes-Benz

"Ich verkauf ihn jetzt. Keinen Meter mehr lass ich sie damit fahren." So reagierte K. auf die Nachricht, dass der neue Renault Zoe "beim Crashtest null Sterne bekommen hat". Der Zoe, den seine Frau damals seit wenigen Tagen fuhr, war eben nagelneu, das aktuelle Modell. Mit dem Vorgängermodell waren sie sehr zufrieden. Der hatte aber auch fünf Sterne. Was ist inzwischen passiert?

Facelift-Änderungen

Eigentlich nicht viel. Der Renault ist mit dem Facelift an vielen Ecken und Enden modernisiert geworden. Allein den integrierten Seitenairbag hat man gestrichen, weil die Franzosen der Überzeugung waren, dass die Brustairbags genügen. Warum stürzte dann der Zoe vom Hero zu Zero ab?

Das liegt weniger am Renault als viel mehr an Euro-NCAP. Die Vereinigung, die sich gerne als Konsumentenschützer darstellt und sicher auch Verdienste im Bereich der Fahrzeugsicherheit für sich verbuchen kann, hat wieder einmal die Regeln für die Sterne geändert. Die Vorgaben des Euro-NCAP sind überhaupt nicht rechtlich bindend – genauso gut könnten wir beide jetzt ein System für die Sterne definieren und das über eine Mediaagentur ausschicken lassen – die Autohersteller lassen sich von dem System aber antreiben. Oder man muss sagen, sie ließen.

Langsam werden sie zuwider

Denn immer mehr Unmut kommt auf. Nicht weil man keine sicheren Autos bauen will, sondern wegen der Kriterien, die von Euro-NCAP immer wieder neu und willkürlich gesetzt werden. Es geht nämlich schon lange nicht mehr um den Crash, inzwischen geht es darum, eine Reihe von Assistenzsystemen verpflichtend im Auto zu haben, um alle Punkte zu erreichen. Und diese Assistenten müssen in der Basisversion vorhanden sein.

Das wurde Renault zum Verhängnis. Der Spurhalteassistent etwa – das ist der Assistent, den viele oft ausschalten, weil er eh oft nicht tut, was er soll – ist beim Zoe ein Extra. Das deswegen, weil man den Preis für die Basisausstattung niedrig halten möchte, um den Einstieg in die E-Mobilität nicht noch schwerer zu machen. Der Zoe, den die K.s gekauft haben, ist vollausgestattet, hat also auch den Notbremsassistenten, den Notbremsassistenten für verletzliche Verkehrsteilnehmer, wie ihn Euro-NCAP nennt, und den Spurhalteassistenten – und damit eigentlich auch eine gute Sternebewertung, wäre er das Basismodell.

Alles beim Alten

Am Ende ist der Zoe dann doch geblieben. Beim Probefahren in anderen Autos fühlte sich Frau K. weniger sicher als im Renault. Nach Jahren im meist jeweils aktuellsten Zoe ist sie mit dem Auto so vertraut, dass sie alle Funktionen wie automatisch bedienen kann. In anderen Fahrzeugen musste sie erst die Knöpfe suchen. Und die Ablenkung sei schlimmer als der geänderte Airbag, kamen die K.s zum Schluss.

Wie denken Sie über Assistenten und Sterne?

Wie ist das bei Ihnen? Lassen Sie sich von den Euro-NCAP-Ergebnissen beeinflussen? Kennen Sie die aktuell gültigen Kriterien für fünf Sterne? Wie wichtig sind Ihnen Assistenzsysteme in Basisversionen eines Fahrzeuges, die man dann auch gar nicht mehr abschalten kann oder die sich beim Starten des Fahrzeuges automatisch einschalten? Sollen Autohersteller dem Euro-NCAP-Diktat blind folgen – oder dem Kunden die Wahl lassen, welche Assistenzsysteme er im Auto haben will? Wissen Sie, welche Systeme schon verpflichtend in neuen Autos verbaut sein müssen und welche demnächst dazu kommen?

Lassen Sie uns wissen, was Sie zu diesem komplexen Thema denken. Auch ob ihre Entscheidung eine andere wäre, wenn Sie ein Auto für sich oder Ihre Kinder oder Ihre Partnerin, Ihren Partner kaufen. (Guido Gluschitsch, 25.4.2022)