Christian Heinle feuert die Spieler der SV Ried wieder an.

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Christian Heinle soll die SV Ried in die sichere Spur lenken. Als Spitzenreiter in die Quali-Gruppe gegangen, wurde der Fehlstart der Innviertler deren Coach Robert Ibertsberger zum Verhängnis. Heinle – unter dem Ried im Spätherbst reüssieren konnte – soll das Abstiegsgespenst vertreiben. Erste Station des Rückkehrers ist am Samstag (17 Uhr/Sky) Innsbruck. Die WSG Tirol ist aktuell punktegleich mit dem Vierten Ried Zweiter. Schlusslicht Hartberg liegt vier Zähler dahinter.

Das "Hinspiel" im Innviertel endete am vergangenen Samstag mit einem 3:2-Erfolg der Tiroler gegen den Cupfinalisten. Ibertsberger musste drei Tage später gehen, der vormalige Co-Trainer Heinle übernahm erneut den Chefposten. "Spätestens seit letzter Woche muss jedem klar sein, dass wir im Abstiegskampf sind. Das hat aber jeder begriffen", sagte der 37-Jährige. Künstlichen Druck müsse man keinen mehr erzeugen.

Neun Runden durfte Heinle die Rieder im Spätherbst nach dem Abgang von Andreas Heraf betreuen, drei Siege, drei Remis und drei Niederlagen standen in der Bilanz. Der Grieskirchner wurde von Christian Ilzer einmal als "Mini-Guardiola" beschrieben. Sein Ansatz liegt weg vom rasanten Umschaltspiel darauf, dass die Spieler in Ballbesitz Chancen kreieren und das Spiel kontrollieren können. Seine ureigene Zielsetzung kann Heinle im Moment aber nur bedingt ausführen. "Ich will offensiv spielen, aber man muss jetzt eine gesunde Balance finden. In der Quali-Gruppe spielen die Teams eher auf Sicherheit."

Heinle wurde auch als Trainer für die kommende Saison bestätigt. Dies ist möglich, da er seinen Platz im im Sommer startenden UEFA-Pro-Lizenz-Kurs sicher hat. Damit darf Heinle einen Bundesligisten als hauptamtlicher Trainer betreuen.

Sein Gegenüber Thomas Silberberger sah den Rollentausch bei den Oberösterreichern fast schon als Gewohnheit. "Seit meinem Amtsantritt in Wattens waren es in Ried 17 Trainer, gegen sieben oder acht davon habe ich selbst gecoacht", so der WSG-Langzeittrainer. "Wir haben ein Heimspiel und verspüren Aufbruchsstimmung. Die wollen wir uns nicht wieder zunichtemachen", sagte Silberberger. Beim 2:3 kassierte Ried ebenso wie beim 3:2 der SV im Februar zwei Treffer in den letzten Spielminuten. "Das belastet die Spieler", vermutete Wattens' Coach.

Unter Zugzwang

Der TSV Hartberg hofft am Samstag auf die Trendwende. Mit einem Auswärtssieg gegen die Admira würde man wohl den letzten Platz in der Qualifikationsgruppe der Fußball-Bundesliga hinter sich lassen und eine kapitale Negativserie beenden. Die Steirer warten schon seit elf Liga-Partien auf einen Sieg, zuletzt holten sie am 28. November des Vorjahres beim Heim-2:1 gegen den LASK drei Punkte.

In der Vorwoche kassierte der TSV gegen die Admira eine 1:2-Heimniederlage. Dass die Hartberger dabei nach 707 Spielminuten ihre Torsperre durchbrachen, war für Trainer Klaus Schmidt kein Trost – ebenso wenig wie die gute Leistung nach der Pause. "Wenn wir zwei schweinsmäßige Hälften gehabt hätten, aber etwas geholt hätten, wäre es in Ordnung gewesen. So war die zweite Hälfte ganz nett anzuschauen, doch im Endeffekt ist nichts rausgekommen. Es geht nicht um gute Leistungen, sondern um Punkte", betonte Schmidt.

Durch die Pleite gegen die Admira liegen die Hartberger einen Punkt hinter dem SCR Altach, der am Dienstag in der Oststeiermark der Gegner des TSV ist. "Wichtig ist, dass wir die beiden nächsten Spiele nicht verlieren, ansonsten wird es ganz schwer", sagte Schmidt. "Wir sind auf jeden Fall unter Zugzwang."

Respekt für Magnin

Sein Klub hätte ohne die Punkte-Halbierung drei Punkte Vorsprung auf die Altacher. Deren Coach Ludovic Magnin kritisierte am Donnerstag den Modus, obwohl sein Verein der große Profiteur davon ist. Schmidt rang dies Respekt ab, er selbst wollte sich jedoch zu dieser Thematik zumindest vorerst nicht äußern. "Ich sage erst dann etwas dazu, wenn wir den Klassenerhalt geschafft haben." Und falls man in die 2. Liga absteigen muss? "Dann sage ich gar nichts, sonst heißt es, der jammert nur und sucht Ausreden", meinte Schmidt.

Ein Nutznießer der Punkte-Halbierung ist auch die Admira. Die seit fünf Matches ungeschlagenen Südstädter sind mit neun Zählern aus den ersten fünf Runden gemeinsam mit Altach das beste Team der Qualifikationsgruppe und führen das untere Play-off sogar an. Fünf Punkte beträgt das Guthaben der Niederösterreicher auf Hartberg, mit einem Sieg am Samstag wäre der Klassenerhalt nur noch ein Formalakt.

Diese Gelegenheit will Trainer Andreas Herzog beim Schopf packen. "Wir haben dank des Sieges vor einer Woche eine gute Ausgangsposition. Wenn wir Hartberg erneut besiegen, schaut es für uns gut aus. Der Gegner wird wahrscheinlich viel Risiko nehmen, das müssen wir ausnützen", sagte der ÖFB-Rekordteamspieler und forderte: "Wichtig ist, dass wir von Beginn an aggressiv in die Zweikämpfe gehen."

Altach könnte LASK einholen

Derweil sitzt dem LASK plötzlich Altach in Nacken. Mit einem Sieg bei den Linzern könnte das einstige Schlusslicht mit den "Athletikern" punktemäßig gleichziehen. Coach Magnin hält freilich trotz fünf Partien ohne Niederlage nichts von einer Art Euphorie: "Vor einiger Zeit hat man gesagt, wir steigen fix ab. Nun sehen uns alle bereits fix oben. Uns auf diese Aussagen zu konzentrieren, bringt schlicht weg nichts."

"Es geht in erster Linie darum, keine Chancen zuzulassen. Wir waren im Play-off hinten sehr stabil. Das möchten wir beibehalten", gab Magnin die Marschroute vor. Mit Fabio Strauß und Bakary Nimaga muss der Schweizer allerdings zwei Defensivleute mit einer Sperre vorgeben.

Das jüngste Remis gegen den LASK war zwar auch dem offensiven Unvermögen der Linzer geschuldet, stellte die neu gewonnene Stabilität Altachs aber unter Beweis. Der Lohn: Ein Punkt Vorsprung auf Schlusslicht Hartberg, der Klasserhalt, der noch vor gut einem Monat weit weg schien, ist wieder realistisch. "Wir haben immer gut gearbeitet und stets an uns geglaubt, auch wenn der Start unter Magnin ergebnistechnisch keine Verbesserung mit sich gebracht hat. Mittlerweile sieht man die Früchte dieser Arbeit", war Sturm-Routinier Atdhe Nuhiu überzeugt.

LASK-Coach fordert Dynamik

Derartiges Selbstvertrauen strahlt der LASK derzeit nicht aus, die Saison bleibt eine schwierige. Dem 6:0 gegen die WSG Tirol zum Qualigruppenauftakt folgten drei Remis und eine Niederlage, Trainer Andreas Wieland peilt nun den erst zweiten Sieg im Frühjahr an. "Wir haben in Altach kaum Torchancen zugelassen, das war erfreulich", meinte Wieland, der aber zugleich von der Offensive wesentlich mehr sehen will. "Da bedarf es mehr Dynamik und besserer Entscheidungen im Angriffsdrittel. Wir müssen mit mehr Speed in die Box, den letzten Pass besser spielen", forderte Wieland. (APA, red, 22.4.2022)

Mögliche Aufstellungen zur 6. Runde in der Qualifikationsgruppe (6. Runde):

LASK – SCR Altach (Pasching, Raiffeisen-Arena, 17.00 Uhr, SR Harkam). Bisherige Saisonergebnisse: 1:0 (h), 0:1 (a), 0:0 (a)

LASK: Schlager – Flecker, Boller, Sako, Filipovic – Holland, Michorl – Goiginger, Horvath, Renner – Balic

Ersatz: Gebauer – Maresic, Letard, Twardzik, Luckeneder, Potzmann, B. Jovicic, Gruber, Nakamura, Hong, Schmidt

Es fehlen: Wiesinger (nach Sprunggelenks-OP), Raguz

Altach: Casali – Zwischenbrugger, Nanizayamo, Netzer – Mischitz, Haudum, Gaudino, Aigner, Schreiner – Monschein, Bischof

Ersatz: Gremsl – Bumberger, Ndiaye, Bitsche, Reiter, Prokop, Tartarotti, Nuhiu, Nussbaumer

Es fehlen: Strauß, Nimaga (beide gesperrt), Edokpolor (rekonvaleszent), Thurnwald (bei Amateuren), Krizman (Bänderverletzung), Bukta (Aufbautraining), Riegler (Schulterverletzung)

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WSG Tirol – SV Ried (Innsbruck, Tivoli-Stadion Tirol, 17.00 Uhr, SR Jäger). Bisherige Saisonergebnisse: 4:2 (h), 2:3 (a), 3:2 (a)

WSG: F. Oswald – Koch, Behounek, Stumberger, Schulz – Smith, Blume – Prica, Ogrinec, Rogelj – Sabitzer

Ersatz: Ozegovic – Ranacher, Bacher, Müller, Ertlthaler, Tomic, Skrbo

Es fehlen: Vrioni (gesperrt), Anselm (nach Kreuzbandriss), Awoudja (verletzt)

Ried: Sahin-Radlinger – Meisl, Lackner, Plavotic – Wießmeier, Ziegl, Stosic, Pomer – Nutz – Nene, Bajic

Ersatz: Haas – Weberbauer, F. Seiwald, Offenbacher, Satin, Mikic, Canadi, Chabbi

Es fehlt: Gragger (Schambein)

Fraglich: Plavotic (Knie), Wießmeier (Zerrung)

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FC Admira – TSV Hartberg (Maria Enzersdorf, BSFZ-Arena, 17.00 Uhr, SR Heiß). Bisherige Saisonergebnisse: 1:1 (h), 1:1 (a), 2:1 (a)

Admira: Leitner – Zwierschitz, Schmiedl, Ostrzolek, Lukacevic – Malicsek, Vorsager – Surdanovic, Ristanic, Vodhanel – Mustapha

Ersatz: Hadzikic – Ebner, Bauer, Brugger, Luan, Major, Elmkies, Gattermayer

Es fehlen: Kerschbaum (Knöchel), Babuscu (Oberschenkel)

Fraglich: Ebner (Adduktoren), Bauer (Oberschenkel)

Hartberg: Swete – Farkas, Steinwender, Gollner, Klem – Kainz, Diarra, Aydin – Lemmerer, Tadic, Niemann

Ersatz: Sallinger – Rotter, Horvat, Schmerböck, Erhardt, Schantl, T. Kofler, Heil, Paintsil

Es fehlen: Sturm, Avdijaj, Sonnleitner, Kröpfl (alle verletzt)