"Tages-Anzeiger" (Zürich): Mut und Risiko

"Selbst das zögernde Deutschland liefert nun Panzer. Dass das nicht nur ein Freundschaftsdienst ist, versteht sich von selbst. Europa müsse der Ukraine zum Sieg verhelfen, um Europa zu verteidigen, schrieb der russische Schriftsteller Wladimir Sorokin.

Damit zeigt auch der Westen Mut gegenüber dem Bully im Kreml. Und er geht ein Risiko ein, weil die Atommacht Russland den Krieg eskalieren kann."

"Frankfurter Allgemeine Zeitung": Viele Eskalationsstufen

"Die entscheidende Frage lautet, ob (Russlands Präsident Wladimir) Putin die Schwelle zum direkten militärischen Konflikt mit der Nato überschreiten wird. Das kann niemand verlässlich vorhersagen. Bisher hat er es nicht gewagt, was dafür spricht, dass die westliche, im Wesentlichen amerikanische Abschreckung noch funktioniert. Trotzdem gibt es vor dem Atomkrieg, den auch Putin fürchten sollte, viele Stufen der Eskalation."

Deutschland will die Ukraine mit Flugabwehrpanzern und der Ausbildung von Soldaten unterstützen, kündigte die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht am Dienstag an.
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"die tageszeitung" (Berlin): Rote Linien

"Dass nach Dutzenden bereits aus Nato-Staaten gelieferten Panzern aber ausgerechnet ein deutscher Gepard Moskaus rote Linie zum Atomkrieg überschreitet, ist unwahrscheinlich; umgekehrt würde eine ukrainische Kapitulation den Frieden in Europa langfristig sicher nicht garantieren.

Sind mit der Einsicht, dass diese Exporte richtig sind, alle Argumente der Vergangenheit hinfällig? Sicher nicht. Strengere Regeln für Rüstungsexporte, die sich die Koalition eigentlich vorgenommen hat, werden nicht dadurch falsch, dass in einer Extremsituation Ausnahmen nötig werden. (...) In der Friedenspolitik bleibt also genug zu tun. Wer Frieden will, muss sich dafür nicht an diesen Waffenexporten verkämpfen."

"Neue Zürcher Zeitung": Schweizer Götterdämmerung

"Die Schweiz erlebt eine ähnliche Götterdämmerung wie Deutschland. (...) Freiheit und Demokratie wiegen als Werte höher als die Neutralität. Bern muss seine politischen Maximen genauso hinterfragen wie Berlin. Indirekte Waffenlieferungen über ein Drittland müssten mit dem Neutralitätsrecht vereinbar sein. Dies wäre heute der richtige Schweizer Standpunkt." (APA/red, 27.4.2022)