Wanderschuhe, die über die Knöchel reichen, können Unfälle vermeiden.

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Ein unachtsamer Schritt auf einen Stein beim Wandern, ein besonders abruptes Brems-Manöver beim Fußballspielen – und schon ist es passiert: Der Fuß knickt nach außen und man überknöchelt. Die Folgen dieses einen falschen Schrittes können Überdehnungen der Bänder, aber auch Einrisse und sogar Abrisse eines oder gleich mehrere Bänder im Sprunggelenk sein.

Eine Verletzung der Bänder im Sprunggelenk ist laut Florian Gruber, Orthopäde im Herz-Jesu-Krankenhaus Wien, die häufigste Sportverletzung. Und mit dem Beginn der wärmeren Tage kommen sie den Orthopädinnen und Orthopäden des Landes wieder öfter unter.

Häufig tritt die Verletzung bei jungen, sportlichen Menschen auf, die Hochgeschwindigkeitssportarten mit vielen Richtungswechseln machen, etwa bei Volleyball, Fußball und Basketball. Aber auch Faktoren wie Übergewicht, eine schlechte Muskelkoordination und bestimmte Fehlstellungen des Fußes begünstigen die Verletzung.

Ab zum Röntgen

Die meisten Hobbysportlerinnen und Hobbysportler wissen, was bei einer solchen Verletzung zuerst zu tun ist. Zuerst kommt die sogenannte PECH-Methode zum Einsatz, das Wort setzt sich aus den Wörtern Pause, Eis, Compression (bzw. Kompression) und Hochlagern zusammen.

Zum Arzt oder zur Ärztin sollte man spätestens dann, wenn man den Fuß nicht mehr belasten kann oder Schwellungen und ein Bluterguss auftreten, erklärt Orthopäde Gruber. Zuerst wird bei einem Röntgen eine Verletzung des Knochens ausgeschlossen. Wenn das Röntgen kein Ergebnis bringt, wird laut Gruber zuerst auf eine konservative Behandlung gesetzt, also mit einer Schiene das erneute Einknicken verhindert. Wichtig ist außerdem eine Physiotherapie, um die Bewegung zu erhalten und die Propriozeption, also die Wahrnehmung des eigenen Körpers, zu trainieren.

Diese Propriozeptoren sind Sensoren, die unter anderem in Gelenkskapseln und Muskeln sitzen und die dem Gehirn permanent Auskunft geben, etwa zur Position von Gelenken oder den Gliedmaßen, und so Unfälle vermeiden. Trainiert wird das beispielsweise auf einem Wackelbrett.

Instabilität bleibt bestehen

Laut Gruber bleibt bei rund 30 Prozent der Betroffenen aber auch nach korrekter konservativer Therapie eine Instabilität im Sprunggelenk bestehen. Das bedeute einerseits ein "subjektives Gefühl, dass man Angst hat, neuerlich umzuknicken, wenn der Boden uneben ist." Aber die Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich wieder etwas passiert, sei auch höher, weil die Bänder das Gelenk nicht mehr ausreichend stabilisieren können.

Die Folge: Durch vermehrtes Überknöcheln werde der Bandapparat und schließlich auch Knorpel und Sprunggelenk immer weiter geschädigt. "Letztendlich kann das zu einer Abnützung des Sprunggelenks führen", sagt Gruber.

Um diese Folgeerscheinungen zu vermeiden, rät Gruber besonders jungen, sportlichen Menschen mit chronischer Instabilität im Sprunggelenk zu einer Operation, um den Bandapparat zu stabilisieren. Dabei werden die betroffenen Bänder rekonstruiert oder – seltener – durch eine andere Sehne ersetzt. Bei einem Teil der Fälle können diese Eingriffe auch arthroskopisch über einen kleinen Hautschnitt durchgeführt werden. Sportlerinnen und Sportler wissen aber auch: Der Weg zurück kann dauern.

Gute Wanderschuhe

Die gute Nachricht: Man kann solche Verletzungen – zumindest in gewissem Ausmaß – vorbeugen. Besonders bei den erwähnten Sportarten wie Volleyball ist es laut Gruber eine Überlegung wert, ein prophylaktisches Stabilisierungstraining durchzuführen. Auch die Muskelkoordination lässt sich schulen.

Bei Fehlstellungen des Fußes, die das Überknöcheln begünstigen, helfen bestimmte Einlagen, sagt Gruber: "Und beim Wandern rate ich zu einem Schuh, der über den Knöchel reicht und stabil und gut gebunden ist." (Franziska Zoidl, 14.5.2022)