Was für ein Restaurant fast schon eine Auszeichnung ist, wird bei einem öffentlichen Dienstleister schnell zu einem Problem. Die Rede ist davon, dass Kundinnen und Kunden ohne Sitzplatzreservierung des Ortes verwiesen werden. Genau das musste die ÖBB in den vergangenen Monaten mehrmals mit Passagieren machen – sie aus dem Zug schmeißen, obwohl die Fahrgäste gültige Tickets hatten. Denn wenn der Zug so überfüllt ist, dass die Sicherheit auf dem Spiel steht, braucht man zusätzlich zum Ticket auch eine Sitzplatzreservierung, um den gewünschten Service zu bekommen.

In den vergangenen Monaten musste die ÖBB mehrmals Passagiere aus bereits vollen Zügen werfen.
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Es ist sehr ärgerlich, wenn man dann auf den nächsten Zug warten muss. Genauso ärgerlich, wie jeden Montag in der Früh auf der Tangente im Stau zu stehen. Aber so ist das nun einmal: Wenn zu viele dasselbe im selben Moment wollen, werden mitunter zumindest ein paar den Kürzeren ziehen, wenn nicht alle.

Neben dem Klimaticket spielen die Treibstoffpreise und die angestaute Reiselust der ÖBB die Kunden zu wie selten zuvor. So viele, dass nicht alle gleichermaßen bedient werden können. Wie wird das erst, wenn die Maske in den Öffis fällt?

Apropos öffentlich: Helfen könnte, wenn wir die Öffis als Gemeinschaftsprojekt verstehen. Für geplante Reisen reserviert man seinen Sitzplatz, bei spontanen Fahrten ist man flexibel. Im Gegenzug könnte die ÖBB die Reservierung ja einfacher machen – und gratis. (Guido Gluschitsch, 17.5.2022)