Illustration: Fatih Aydogdu

HANF

Cannabis sativa eignet sich nicht immer als Drogenlieferantin

Illustration: Fatih Aydogdu

Hanf ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt: Aus seinen Samen lässt sich Öl pressen, und seine Fasern können zur Herstellung von Seilen, Stoffen und Papier verwendet werden. Da er seit Jahrtausenden genutzt wird, lässt sich sein ursprüngliches Herkunftsgebiet nicht mehr mit Sicherheit bestimmen, vermutlich stammt er aber aus Zentralasien. Auch als Rauschmittel wurde er schon früh verwendet, etwa bei den Azteken. Er wird hauptsächlich in zwei Formen konsumiert: als Haschisch und als Marihuana.

Ersteres ist das getrocknete Harz der oberen Laubblätter, Letzteres sind die getrockneten weiblichen Blütenstände. Der wichtigste psychoaktive Inhaltsstoff ist Tetra-Hydro-Cannabinol, kurz THC. Seine Konzentration ist in Haschisch deutlich höher als in Marihuana. Im Gehirn und im Rückenmark gibt es spezifische Rezeptoren, die auf Cannabis ansprechen. Eigentlich binden sie an Anandamide, körpereigene Stoffe, die eine ähnliche Wirkung wie THC haben. Da sich im Hirnstamm, der lebenswichtige Funktionen wie die Atmung steuert, kaum derartige Rezeptoren finden, wirkt sich THC auch nicht auf lebenserhaltende Grundfunktionen aus.

Lachdrang bis Panikreaktion

Wird Cannabis geraucht, tritt die Wirkung nach wenigen Minuten ein und dauert zwei bis vier Stunden an. Während dieser Zeit stellen sich Empfindungen wie Entspannung, gesteigertes Gemeinschaftserleben, Rede- und Lachdrang und innere Ruhe ein. Bei hohen Dosen kann es zu Angst- und Panikreaktionen kommen. Studien über den Langzeitkonsum zeigten keine Hirnschäden, aber Veränderungen der Aufmerksamkeit und des Gedächtnisses. Im Blut ist THC bis etwa zwölf Stunden nach dem Konsum nachweisbar, im Speichel etwa 24 Stunden, im Urin tagelang und im Haar drei Monate lang. Doch nicht jede Pflanze dient dem Rausch: Sonnenmenge und Temperaturen, denen die Pflanze im Wachstum ausgesetzt ist, bestimmen den THC-Gehalt. In gemäßigten Breiten entwickelt natürlich angebauter Hanf so gut wie keine berauschenden Inhaltsstoffe.


SCHLAFMOHN

Papaver somniferum als Appetitzügler und politische Waffe

Illustration: Fatih Aydogdu

Der aus dem östlichen Mittelmeerraum stammende Schlafmohn wird seit Jahrtausenden genutzt: Seine Samen können direkt gegessen oder zu Öl gepresst werden. Außerdem enthält vor allem der Milchsaft, der in Röhren durch die ganze Pflanze zieht, verschiedene Alkaloide, darunter Morphin und Codein. Der getrocknete Milchsaft wird Opium genannt. Für die Herstellung von Opium werden die unreifen Samenkapseln des Schlafmohns angeritzt. Der austretende Milchsaft wird getrocknet, es entsteht Rohopium.

In China wurde die Droge ursprünglich gegessen, auch weil sie das Hungergefühl dämpft. Erst etwa ab dem 17. Jahrhundert wurde sie geraucht, und das in solchem Umfang, dass daraus massive soziale und ökonomische Verwerfungen entstanden. Einfuhrverbote wurden von westlichen Händlern – allen voran der englischen East India Company – missachtet, was im 19. Jahrhundert zu den Opiumkriegen führte, die China beide verloren hat. Erst mit Beginn des 20. Jahrhunderts ließ der Import der Droge nach, im Kommunismus wurde der Opiumkonsum abgestellt.

Stärker als Morphin

In der westlichen Welt und vor allem in Großbritannien verbreitete sich Opium im 19. Jahrhundert vor allem in den armen Bevölkerungsschichten, die auf diese Art ebenfalls ihren Hunger vergaßen. Opium ist der Ausgangsstoff für Heroin, das zu den halbsynthetischen Opiaten zählt, da es im Labor mittels chemischer Prozesse aus Rohopium hergestellt wird. Es wird gewöhnlich gespritzt und wirkt ähnlich wie Morphin, aber stärker. Es vermindert Schmerz, und Angst und löst innerhalb von Sekunden Wohlbefinden, Selbstzufriedenheit und Euphorie aus.

Die Wirkung hält drei bis sechs Stunden an, das Abhängigkeitspotenzial ist enorm. Heroin beziehungsweise seine Abbauprodukte können im Blut über einige Stunden und im Urin zwei bis drei Tagen nachgewiesen werden. In Österreich ist der Anbau von Schlafmohn erlaubt. Speisemohn enthält allerdings keine psychoaktiven Substanzen mehr – die wurden längst herausgezüchtet.


PEYOTE-KAKTUS

Lophophora williamsii prägte Bücher und Bands der Popkultur

Illustration: Fatih Aydogdu

Der Peyote-Kaktus wächst einzeln oder bildet Gruppen, die bis zu einen Meter Durchmesser erreichen können. Die kugeligen Triebe werden nur einige Zentimeter hoch und tragen keine Dornen. Sein Verbreitungsgebiet reicht vom südlichen Nordamerika (Texas) bis Mexiko. Der Kaktus enthält mehr als 50 Alkaloide, von denen das wichtigste Meskalin ist. Seine Wirkung ist ähnlich der von LSD und äußert sich vor allem in Farbhalluzinationen. Auch kommt es zu Synästhesien, bei denen die Wahrnehmungen von Sinnen verschmelzen: Man sieht etwa Musik oder hört Gerüche.

Die Gefühlslage wird labil: Grundlose Lachanfälle können sich mit Angstzuständen abwechseln. Auch Horrortrips kommen vor. In hohen Dosen erzeugt Meskalin Blutdruckabfall, verlangsamten Puls und verminderte Atmung, in sehr hohen Konzentrationen ruft es Lähmungen hervor. Konsumiert wird die Droge, indem man die getrockneten Köpfe der Kakteen – die Buttons (Knöpfe) – isst, was Überwindung erfordert: Sie sind extrem bitter. Zudem setzt rund eine halbe Stunde nach Einnahme zuerst Übelkeit ein, während der Rausch erst nach etwa zwei Stunden beginnt, dann aber sechs bis neun Stunden anhält. Eine detaillierte Beschreibung eines Rausches lieferte Aldous Huxley in seinem Buch The Doors of Perception (Die Pforten der Wahrnehmung), das die Inspiration für den Band-Namen The Doors lieferte.

Kommunikation mit dem Großen Geist

Mittelamerikanische Ureinwohner nutzten den Peyote-Kaktus jahrhundertelang in religiösen Zeremonien, gingen aber in neuerer Zeit auf das Trinken von Mescal, einem aus Agaven hergestellten Schnaps, über. Allerdings entwickelte sich im 19. Jahrhundert bei den nordamerikanischen Ureinwohnern die Praxis, mittels Peyote Zustände herbeizuführen, die der Kommunikation mit dem Großen Geist dienten. Enttäuscht dürften jedoch die Diebe gewesen sein, die letzten September den Peyote-Bestand des Botanischen Gartens in Linz plünderten: Bei den hiesigen klimatischen Bedingungen bilden die Kakteen keine psychoaktiven Substanzen aus.


FLIEGENPILZ

Amanita muscaria berauscht neben Menschen auch Rentiere

Illustration: Fatih Aydogdu

Der Fliegenpilz stammt ursprünglich wahrscheinlich aus Sibirien, ist aber fast überall auf der Welt zu finden. Wie viele andere Ständerpilze geht er eine Symbiose mit Bäumen ein, deren Wurzeln er mit seinem Mycel umspinnt. Der Pilz liefert dabei Wasser und Nährstoffe und erhält im Gegenzug Zuckerverbindungen, die er selbst nicht herstellen kann. Seine bevorzugten Symbiosepartner sind Birken und verschiedene Nadelbäume.

Gezuckerte und in Milch eingeweichte Stücke des Pilzes wurden früher als Fliegenfänger verwendet: Die Insekten fielen nach dem Verzehr in die Flüssigkeit und ertranken. Dessen ungeachtet und entgegen der gängigen Vorstellung ist der Fliegenpilz kein tödlicher Giftpilz. Er enthält aber sehr wohl giftige Inhaltsstoffe: Frische Exemplare enthalten vor allem Ibotensäure, die sich beim Trocknen der Pilze in Muscimol umwandelt. Dessen psychoaktive Wirkung wird seit Jahrtausenden in schamanischen Ritualen genutzt, vor allem in Sibirien. Dabei werden getrocknete Pilze gegessen, aber auch der dabei entstehende Urin wird wiederholt getrunken, da er nach dem Pilzkonsum viel Muscimol enthält.

Schwierige Dosierung

Der Verzehr einer entsprechenden Menge getrockneter Pilze führt zuerst zu Schwindel, Herzrasen, geweiteten Pupillen, verzerrter Wahrnehmung der Realität und Halluzinationen, seltener auch zu Tobsuchtsanfällen. Ebenso können Übelkeit und Erbrechen auftreten. Darauf folgt ein tiefer, fester Schlaf. Die Dosierung ist beim Fliegenpilz besonders schwierig: Je nach Standort, Klima, Wachstumsphase, Erntezeitpunkt und anderen Faktoren schwankt die Konzentration der Inhaltsstoffe heftig.

Übrigens berauschen sich nicht nur Menschen am Fliegenpilz: So fressen skandinavische und sibirische Rentiere die Pilze gern und graben sie dafür auch gezielt aus dem Schnee aus. Nach dem Konsum schwanken sie gewöhnlich und geben seltsame Geräusche von sich. Ob der Rausch, den er bewirken kann, der Grund dafür ist, dass der Fliegenpilz seit ungefähr 1900 so gern als Glückssymbol verwendet wird, ist unklar.


TOLLKIRSCHE

Atropa belladonna, für Augen und vermeintliche Schönheit

Illustration: Fatih Aydogdu

Die Tollkirsche gehört zu den Nachtschattengewächsen und ist in Mittel- und Südeuropa sowie Anatolien verbreitet. Man findet sie an offenen, hellen Standorten, vor allem auf Lichtungen und an Wegrändern. Die glänzenden schwarzen Früchte treten von August bis Oktober auf. Die ganze Pflanze enthält Tropanalkaloide, allen voran das nach ihr benannte Atropin, wobei die reifen Früchte besonders viel davon enthalten.

Tollkirschenextrakte wurden bereits in der Steinzeit zum Vergiften von Pfeilspitzen für die Jagd eingesetzt. Seit der Antike werden Blätter und Wurzeln der Pflanze medizinisch genutzt – als Schmerzmittel, zur Behandlung von Depressionen, als Aphrodisiakum und bis heute in der Augenheilkunde, da Atropin eine Erweiterung der Pupillen bewirkt. Schon früh dürfte die Tollkirsche auch im Dienste der Schönheit gestanden sein: Da große Pupillen als attraktiv galten, tropften sich manche Frauen Atropin nur zu diesem Zweck in die Augen. So etwa Greta Garbo, die in der Folge schwere Augenschäden erlitt. Für Kinder können zwei bis fünf Beeren tödlich sein, für Erwachsene gelten zehn bis zwanzig als lebensgefährlich. Allerdings können auch deutlich geringere Dosen bei oraler Aufnahme sehr unangenehme Wirkungen haben.

Schicksalsgöttin Atropos

Die psychoaktive Wirkung der Tollkirsche stellt sich gewöhnlich nach rund 15 Minuten ein und äußert sich unter anderem in Unruhe, Rededrang, emotionaler Labilität – sowohl Euphorie als auch Weinkrämpfe sind möglich –, Schreien, Tobsucht und Halluzinationen. Letztere werden meist von Angst und Schrecken dominiert. Diese Zustände halten gewöhnlich drei bis vier Stunden an, es kann aber auch zum Tod durch Atemlähmung kommen.

Ihren wissenschaftlichen Namen Atropa hat die Tollkirsche übrigens von der griechischen Schicksalsgöttin Atropos, der ältesten der drei Moiren, deren Aufgabe es war, den Schicksalsfaden zu durchtrennen, den ihre Schwester Klotho gesponnen und ihre Schwester Lachesis bemessen hat. Der deutsche Name Tollkirsche verweist auf ihre Tobsucht auslösende Wirkung.


MAGIC MUSHROOMS

Viele Arten und ein wissenschaftlich interessanter Wirkstoff

Illustration: Fatih Aydogdu

Bei den als Magic Mushrooms bekannten Pilzen handelt es sich nicht um eine einzelne Art, sondern um eine große, in Nord- und Mittelamerika sowie in Europa verbreitete Gruppe mit mehr als 200 Spezies. Die meisten gehören zur Gattung der Kahlköpfe, wissenschaftlich Psilocybe. Ihnen allen gemeinsam ist, dass sie den Wirkstoff Psilocybin enthalten. Dieses wird in der Leber in Psilocin umgewandelt, das in höheren Dosen Rauschzustände auslöst, die LSD-Trips ähneln, aber nicht so lange anhalten. Die Wirkung setzt ungefähr 30 Minuten nach dem Konsum der Pilze ein und hält zwischen zwei und acht Stunden an.

Für gewöhnlich stellen sich Gefühle der Leichtigkeit und Euphorie ein sowie Effekte, die von einer leichten Veränderung der Wahrnehmung bis zu ausgeprägten Halluzinationen reichen können. Seltener kommen Angst- und Panikerlebnisse vor. Höhlenmalereien legen nahe, dass Zauberpilze schon in der Steinzeit zu rituellen Zwecken verwendet wurden, auch die Maya und Azteken führten mit ihnen Rauschzustände herbei.

Antidepressivum

In den 1950er- und 1960er-Jahren waren sie Gegenstand erfolgreicher Forschungen bezüglich Depressionen und Alkoholismus, bis sie 1970 verboten wurden. In den letzten Jahren ist das wissenschaftliche Interesse an ihnen wiedererwacht – mit vielversprechenden ersten Ergebnissen. Bei schwer Krebskranken zeigten sie eine klar antidepressive Wirkung, die nach nur einer Verabreichung monatelang anhielt.

Forschende nehmen an, dass Psilocybin beziehungsweise Psilocin es ermöglicht, aus ständig kreisenden negativen Gedanken auszubrechen. Studien dazu laufen unter anderem in den USA, Großbritannien und Deutschland. Vorsicht ist geboten, da der Wirkstoff schizophrene Krankheiten auslösen kann. An der Med-Uni Innsbruck werden derzeit gemeinsam mit der Universität Jena im Rahmen eines FWF-Projekts die molekularen Strukturen der Enzyme entschlüsselt, die die Produktion von Psilocybin im Pilz verantworten. Ziel ist, sie in der Folge gezielt verändern zu können. (Susanne Strnadl, 22.5.2022)