Foto: Augustin/P&B
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Wien – Die Wiener Straßenzeitung "Augustin" startet unter dem Motto "Besser für alle" eine neue Kampagne, die auf die schwierige finanzielle Situation hinweisen soll und um den "Augustin" wieder stärker im Bewusstsein der Wiener Bevölkerung zu verankern. Der "Augustin" wurde 1995 gegründet und ist ein "Stehaufmanderl", sagte Redakteurin Ruth Weismann am Dienstag bei der Präsentation der Kampagne. Die Straßenzeitung werde als das "soziale Gewissen der Stadt" wahrgenommen: "Wir sind aber nicht nur ein Sozialprojekt, sondern eine gute Zeitung", so Weismann, die sich Themen widme, die andere Medien nicht am Radar hätten.

Am Beginn der Corona-Pandemie seien die Verkaufszahlen zum Stillstand gekommen, sie hätten sich aber auch zwei Jahre später nicht erholt. Die derzeitige Auflage des "Augustin" beträgt 16.000 Stück, die von rund 400 Verkäuferinnen und Verkäufer an den Mann und die Frau gebracht werden, vor einigen Jahren waren es schon einmal 35.000 gedruckte Exemplare – der STANDARD berichtete darüber. Aufgrund der prekären Lage mussten bereits Projekte wie TV und Radio eingestellt werden.

Gusti im Wert eines "Augustins"

Abhilfe soll eine neue Vertriebsidee schaffen: die Gusti. So heißt das neue Zahlungsmittel, das im "Augustin"-Büro im fünften Wiener Gemeindebezirk oder direkt bei den Verkäuferinnen und Verkäufern erworben werden kann. Die Gusti ist eine Münze aus Holz, die den Gegenwert eines "Augustins" von drei Euro hat und die leicht ins Geldbörserl – oder wohin auch immer – passt. Sie soll als Zahlungsmittel für den "Augustin" zum Einsatz kommen und bis zu einem gewissen Grad den Rückgang des Bargeldes kompensieren, der dem Straßenverkauf zu schaffen macht.

Die Gusti.
Foto: Augustin

Um den "Augustin" wieder präsenter zu machen, hat die Agentur P&B Agentur für Kommunikation pro bono eine Kampagne mit dem Claim "Besser für alle" entwickelt, die aus drei verschiedenen Sujets besteht. Slogans wie "Besser für dein Hirn als eine Gratiszeitung" sollen in sozialen Medien Stimmung für den "Augustin" machen, denn: "Viele Leute lesen nur die Gratiszeitungen", sagte "Augustin"-Verkäufer Jan Pisar. Die Pandemie habe zu einem massiven Rückgang des Verkaufs geführt, so Pisar, der den "Augustin" beim Auhof Center verkauft. Die Slogans finden sich auch auf T-Shirts, die im "Augustin"-Webshop um 19 Euro gekauft werden können.

Dass es auch um das Schaffen von Bewusstsein geht, erklärt "Augustin"-Verkäuferin Bright Amen Oyairo bei der Pressekonferenz. Sie verkauft die Straßenzeitung seit ein paar Jahren, weil sie mit ihrer Mindestpension nicht über die Runden kommt. Was sie sich neben mehr verkauften Exemplaren wünscht, ist mehr Freundlichkeit der Wiener Bevölkerung. "Wir beißen nicht. Und wenn ich 'Guten Morgen" sage, verschwindet die Geldbörse nicht", so Oyairo. Ein einfaches Zurückgrüßen würde reichen. "Freundlichkeit gibt uns Kraft." (omark, 24.5.2022)