Das Symbol der QAnon-Bewegung ist das Q.

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Es gibt wenige Internetforen, die so umstritten sind wie 4chan. Die Plattform gilt als Geburtsort der rechtsextremen QAnon-Verschwörungserzählung und stand in Verbindung mit den sexistischen Attacken auf Anita Sarkeesian und weibliche Games-Entwicklerinnen im Kontext der Gamergate-Bewegung. Auch der mutmaßliche Attentäter von Buffalo soll sich dort radikalisiert haben, bevor er zehn Menschen tötete. Vergangene Woche verbreiteten User zudem transphobe Desinformation über die Identität des Amokläufers von Uvalde.

Möglich ist all dies, weil rassistische, sexistische und extremistische Inhalte – die von Unternehmen wie Facebook oder Twitter üblicherweise entfernt werden – hier keine Löschung befürchten müssen. Hinzu kommt, dass die genauen Besitzverhältnisse bis heute nicht wirklich durchschaubar sind.

Das könnte sich nun jedoch ändern. "Wired" berichtet, Zugang zu neuen Informationen erlangt zu haben, die eine neue Verbindung zwischen 4chan und dem japanischen Spielzeughersteller Good Smile Company aufzeigen sollen. Das Unternehmen habe demnach eine wichtige Rolle bei der Übernahme des Imageboards durch den Japaner Hiroyuki Nishimura im Jahr 2015 gespielt. Dieser gilt als Gründer des japanischen Imageboard-Pendants 2channel.

Lauter als gedacht

Bisher habe Good Smile Company als stiller Investor gegolten. Laut den Berichterstattern zeigen interne Dokumente, Unterlagen und Interviews nun aber, dass das Unternehmen gemeinsam mit dem japanischen Telekomanbieter Dwango direkt an der Übernahme durch Nishimura beteiligt war.

Die Firma 4chan LLC ist laut "Wired" in Delaware eingetragen, habe aber zusätzliche Unternehmen in New York, Virginia und Ohio registriert. Als Eigentümer der Webseite selbst sei hingegen das Unternehmen 4chan Community Support LLC gelistet, das ebenso in Delaware ansässig sei. Gleichzeitig, so die Berichterstatter, würden Eintragungen beim US-Patentamt zeigen, dass der US-amerikanische Hauptsitz von 4chan in Los Angeles ist. Physische Büros oder Mitarbeiter soll es in den USA hingegen nicht geben.

US-Ermittlungen

Anders sieht es bei der Good Smile Company aus. Diese vertreibe unter anderem Actionfiguren und habe Lizenzverträge mit Branchenriesen wie Disney oder Warner Bros. Während zumindest das Investment in 4chan bereits bekannt gewesen sei, sei eine mögliche Beteiligung von Dwango eine Neuigkeit, heißt es im Bericht. Ob alle genannten Parteien am fertigen Deal beteiligt waren, könne allerdings nicht mit Sicherheit gesagt werden.

Infolge des Terroranschlags in Buffalo kündigte die New Yorker Staatsanwaltschaft mittlerweile an, Ermittlungen gegen alle Social-Media-Plattformen einzuleiten, die mit ebendiesem in Verbindung stehen. In einer Presseaussendung wurden dabei spezifisch die Streamingplattform Twitch, Discord, aber auch 4chan und 8chan genannt. Möglicherweise werden im Laufe der Ermittlungen weitere Details zu den Besitzverhältnissen des Unternehmens bekannt. (red, 30.5.2022)