Noch einige Anweisungen für Michael Gregoritsch.

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Trotz der Niederlage lobt Coach Rangnick seine Spieler.

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Wien – Wie schon in der vergangenen WM-Qualifikation hat es für Österreichs Fußball-Nationalmannschaft gegen Dänemark eine Niederlage gesetzt, aber diesmal zeigte die ÖFB-Auswahl ein anderes Gesicht als beim 0:4 und 0:1 im Vorjahr. Das 1:2 am Montag in der Nations League im Happel-Stadion kam unglücklich zustande, zumindest ein Punkt wäre für David Alaba und Co gegen den Europameister von 1992 möglich gewesen.

Vor allem in der zweiten Hälfte ließen die Gastgeber einige Sitzer aus, was bei Teamchef Ralf Rangnick eine gewisse Ernüchterung auslöste. "Wir hatten acht hochkarätige Chancen, Dänemark nicht halb so viele. Deshalb fühlt sich das Ergebnis an wie im falschen Film", erklärte der Deutsche und forderte: "Wir müssen in Zukunft, wenn es Spitz auf Knopf steht, das Spiel auf unsere Seite ziehen."

An die Stange

Dies wäre fast gelungen, doch der Schuss von Marko Arnautovic in dessen 100. Länderspiel landete an der Stange. Hätte der Bologna-Profi zum 2:1 getroffen, "wäre die Chancen groß gewesen, dass wir das Spiel gewinnen", sagte Rangnick. Bei zwei Top-Möglichkeiten in der ersten Hälfte – einem Stangenschuss von Sasa Kalajdzic und einem Versuch von Konrad Laimer – habe der Linienrichter fälschlicherweise auf Abseits entschieden. "Beide Tore hätten nach VAR-Studium gezählt", meinte der 63-Jährige.

Trotz der vielen vergebenen Gelegenheiten wollte der Trainer seiner Truppe keine Vorwürfe machen. "Es war ein Spiel, das wir über weite Strecken richtig gut gespielt haben, vor allem bei Ballbesitz von Dänemark. Bis auf die zwei Gegentore haben wir nicht viel falsch gemacht." Lediglich im Ballbesitz habe man "nicht immer die richtige Entscheidung getroffen".

Rangnick hatte wie schon am Freitag beim 3:0 in Kroatien zur Pause einen Dreifachwechsel vorgenommen. Eingetauscht wurden alle drei Torschützen von Osijek, darunter auch Arnautovic, der viel Schwung brachte. "Durch die Wechsel wurde unser Druck noch einmal größer, wir haben den Gegner phasenweise richtig reingedrückt. Vielleicht hat auch ein bisschen das Quäntchen Glück gefehlt, doch ich kann den Jungs nur ein Kompliment machen dafür, was sie nach einer langen Saison an Power auf den Platz gebracht haben. Was wir investiert haben, war überragend", sagte Rangnick. "Mit dem Auftritt bin ich über weite Strecken zufrieden, mit dem Ergebnis nicht."

Starke Rotation

Lange Zeit war gar nicht klar, ob die Partie überhaupt stattfindet. Ein Stromausfall in Teilen des zweiten Wiener Gemeindebezirks hatte eine 90-minütige Verschiebung zur Folge, Rangnick musste seine Truppe wieder auf Betriebstemperatur bringen. Während der Zwangspause habe er eine weitere Ansprache an die Mannschaft gerichtet, "damit der Akku wieder hochfährt", erzählte der Trainer. "Es war nicht einfach, den Spannungsbogen oben zu halten, aber es ist beiden Teams gelungen."

Rangnick änderte die Startformation im Vergleich zu jener gegen Kroatien gleich an neun Positionen. Er habe sogar über eine "komplette Rotation" nachgedacht, verwarf diesen Gedanken aber laut eigenen Angaben auch wegen der Verletzung von Hannes Wolf, der wegen Problemen an Schulter und Halswirbelsäule nicht einsatzbereit war.

Wohl auch deswegen absolvierten Konrad Laimer und Xaver Schlager die beiden bisherigen Partien zur Gänze. "Beide haben signalisiert, dass sie fit und frisch genug sind, um zu spielen", erklärte Rangnick. Über Laimer sagte der Coach: "Ich weiß nicht, ob einer jemals mehr gesprintet ist als er gegen Kroatien."

Dankbares Publikum

Sonderlob gab es auch für Nicolas Seiwald. "Er wird eine internationale Karriere machen. Wenn Scouts hier waren, haben sie gesehen, dass er für sein Alter ein außergewöhnlicher Spieler ist", sagte Rangnick über den 21-Jährigen.

Für den Teamchef gilt es nun, seine Truppe für die Partie am Freitag im Happel-Stadion gegen Frankreich wieder in Schuss zu bringen. "Wir brauchen gegen Frankreich eine möglichst ausgeruhte und frische Mannschaft auf dem Platz. Für solche Spiele muss genügend im Tank sein."

Während gegen Dänemark nur 18.700 Zuschauer in den Prater kamen, wird die Arena beim Duell mit dem Weltmeister prall gefüllt sein. "Die Stimmung heute war schon gut, obwohl das Stadion nur halbvoll war. Die Zuschauer haben honoriert, was die Jungs investiert haben", meinte Rangnick. Auch gegen Frankreich werde man wieder zügig den Weg nach vorne suchen, kündigte der Teamchef an. "Es würde keinen Sinn machen, mit dieser Gruppe von Spielern nicht aktiv zu sein."

Die Franzosen halten nach dem 1:1 am Montag in Kroatien erst bei einem Punkt aus zwei Matches, die Dänen hingegen sind mit zwei Siegen in die Nations League gestartet. Die Chance zur Revanche am EM-Semifinalisten des Vorjahrs bietet sich für die ÖFB-Auswahl bereits am kommenden Montag in Kopenhagen. (APA, 7.6.2022)