Der Stau auf der Tauernautobahn, hier bei Salzburg-Süd, war am Pfingstwochenende 28 Kilometer lang.

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Der prognostizierte Urlauberreiseverkehr hat das Land Salzburg am Pfingstwochenende mit voller Wucht getroffen. 28 Kilometer Stau zwischen dem Knoten Salzburg und Golling meldete die Asfinag am Samstag. Auch zwischen dem Knoten Pongau und Flachau standen die Urlauber 20 Kilometer auf der Tauernautobahn (A10). Der Stau mit bis zu drei Stunden Zeitverlust hat viele Autofahrer dazu veranlasst, die Autobahn zu verlassen und auf Nebenstraßen auszuweichen. Die geltenden Abfahrtssperren wurden vielfach ignoriert.

In Hallein und Kuchl stand auf den Nebenstraßen am Samstag teilweise alles. Der Halleiner Bürgermeister Alexander Stangassinger (SPÖ) kritisiert, dass die Abfahrtssperren nicht wirken und dieses Problem seit drei Jahren unaufhaltsam gewachsen sei. "Die Landesregierung ist nicht fähig, Herr der Lage zu werden und die Menschen davor zu schützen", schreibt der Bürgermeister auf seiner Facebook-Seite. Stangassinger fordert Blockabfertigungen am Grenzübergang Walserberg.

Blockabfertigungen an der Grenze

Ein Dosiersystem an der Grenze zu Bayern möchte auch Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP) umsetzen. Laut einem juristischen Gutachten seien Blockabfertigungen auch mit dem Unions- und Verfassungsrecht vereinbar, erklärte der Verkehrslandesrat vor dem Stauwochenende in der Landtagssitzung. Doch es gebe noch keine konkreten Pläne für die technische Umsetzung. Diese werde derzeit von der Asfinag geprüft und könnte dauern. Die Lkw-Blockabfertigung Tirols an der Grenze zu Bayern habe drei Jahre gedauert, erinnerte Schnöll.

Die Opposition kritisiert Schnöll scharf und fordert von ihm ein wirkungsvolles Staumanagement. Lückenlose Kontrollen der Abfahrts- und Durchfahrtssperren seien ein Muss, sagt SPÖ-Verkehrssprecherin Sabine Klausner. "Das ist eine untragbare Situation für die Einheimischen." Schnöll solle zudem den Druck auf die Asfinag erhöhen, damit diese Baustellen auf der A10 in den Sommermonaten aussetzt, verlangt Klausner. "Anstatt Nägel mit Köpfen zu machen, prüft Schnöll jede Möglichkeit zu Tode und verpasst damit die Chance, das Stauchaos zu verhindern", ärgert sich FPÖ-Landesparteisekretär Andreas Schöppl und fordert ebenfalls Blockabfertigungen.

Fahrverbote auch in Tirol teils wirkungslos

Auch in Tirol sorgte der Pfingstreiseverkehr am Samstag vielerorts für Staus. Am stärksten betroffen war diesmal die Route über den Fernpass (B179). Aus Deutschland über die A7 kommend, mussten die Reisenden am Grenztunnel Vils/Füssen wegen Blockabfertigung lange Wartezeiten in Kauf nehmen. In weiterer Folge kam es im Westen Innsbrucks und auf der Brennerautobahn Richtung Italien bei der Mautstelle Schönberg staubedingt zu längeren Wartezeiten. Trotz verhängter Fahrverbote für den Durchreiseverkehr wichen auch am Samstag wieder zahlreiche Pkws unerlaubt auf Nebenstraßen aus, wodurch es in manchen Ortschaften zu Staus und Behinderungen kam. Für Probleme sorgte der Reiseverkehr aus Deutschland auch in der Region Achensee (B181) und am Seefelder Plateau (B177).

Das Tiroler Transitforum wandte sich wegen der Verkehrsbelastung vom Pfingstwochenende am Dienstag in einem offenen Brief an die Landesregierung. Zum wiederholten Mal wies Transitforum-Obmann Fritz Gurgiser in dem Schreiben darauf hin, dass es keine neuen Gesetze brauche, um verkehrsgeplagte Anrainerinnen und Anrainer zu schützen, sondern schlicht die Anwendung bereits geltender Schutznormen aus der Straßenverkehrsordnung.

Nach dem Stau ist vor dem Stau

Fronleichnam stehe vor der Tür und damit die Rückreise der Pfingsturlauber, erklärte Gurgiser. Es gelte daher, sich dementsprechend und im Sinne der Bevölkerung vorzubereiten. Dazu wurde der Landesregierung in dem Schreiben ein zehn Punkte umfassendes Maßnahmenpaket übermittelt. Darin wird unter anderem die Überprüfung bestehender Lkw-Fahrverbote gefordert sowie die Installierung und Evaluierung von Dosiersystemen oder Abfahrtsverboten für den Pkw-Verkehr. Auch eine allgemeine Reduktion des Tempolimits auf Freilandstrecken von 100 auf 80 km/h als "billigste Maßnahme, um Verkehrslärm an besiedelten Hanglagen zu reduzieren", oder generell 40 km/h Höchstgeschwindigkeit in allen Tiroler Ortschaften sind Teil des Maßnahmenpakets. (Steffen Arora, Stefanie Ruep, 7.6.2022)