Ebubekir ist 24, er ist in der Wiener Leopoldstadt drüben geboren und aufgewachsen.
Von seinem Papa, der am Alsergrund ein Geschäft hat, lernte er die Handwerke der Schlüsselnachfertigung mittels Kopierfräsmaschine sowie der Schuhreparatur, für die man damals noch einen Gewerbeschein brauchte.

Ebubekir fertigt Schlüssel nach und repariert Schuhe.
Foto: Manfred Rebhandl

Sein Bruder hilft ihm, wenn er mal rauswill aus dem kleinen Laden in der Lugner City unterste Ebene, gleich neben dem Bankomaten, gegenüber vom Libro. "Meistens brechen die Leute in der Hektik die Schlüssel ab, Kinder verlieren sie", oder Frauen fänden sie nicht mehr in ihren Handtaschen. Wenn die Leute verbogene Schlüssel zurückbiegen, werden diese weich, dann sollte man dringend einen nachmachen lassen.

Gebrochene Schlüssel können zwar auch rekonstruiert werden, sie kosten halt mehr. Wenn der letzte Schlüssel verlorenging, ist oft große Verzweiflung angesagt, ein Aufsperrdienst kostet schließlich nicht zehn bis 50 Euro, wie ein neuer Schlüssel bei ihm, sondern … eh schon wissen. Einfache Wohnungsschlüssel (z._B. von EVVA) oder Postkastlschlüssel (z._B. von Gege) kann er sofort machen, Sicherheitsschlüssel dauern ein bisserl, patentierte Schlüssel (z. B. Pöllmann Multilock) müssen bei der Herstellerfirma in Auftrag gegeben werden, das dauert bis zu zehn Tage.

Die älteren Balkan-Schlüssel der Firma Erwe (Altbauzimmertüren, WC-auf-dem-Gang-Türen) haben eine Nummer von 1 bis 60, da legt er den Schlüssel auf einen Vorlagenzettel und schaut, welcher passt. Schlüsselkappen wählten die Damen meist in Rot oder Lila, die Herren meist in den Farben Schwarz oder Blau. Den Standort hat er vom Vorgänger übernommen, Richard Lugner sei ein guter Vermieter, aber auch ein guter Auftraggeber. (Manfred Rebhandl, 18.6.2022)