Experten würden attestieren, dass das Anti-Teuerungspaket der richtige Weg sei, meint Brunner – trotz Sorgen vor dadurch weiter steigender Inflation.

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Wien – Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) denkt daran, die Abschaffung der kalten Progression in Verfassungsrang zu heben. Notwendig dafür wäre eine Zweidrittelmehrheit im Nationalrat. "Ich kann mir das durchaus vorstellen", sagte Brunner dazu in Ö1. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) überlegt indes weitere Entlastungen für Mieter. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner bezeichnete das Antiteuerungspaket der Regierung unterdessen als "nicht treffsicher".

Brunner sagte in einem Interview des Ö1-"Mittagsjournals", man werde sehen, "wie die Mehrheitsverhältnisse sind" und ob die Oppositionsparteien – "die bisher auch die Abschaffung der kalten Progression immer gefordert haben" – auch dazu stehen dann, "wenn es um die Abgabe der Stimme geht". Brunner betonte: "Wir wollen das dauerhaft haben. Das ist unser Ziel."

Brunner glaubt an Experten

Gefragt, warum er davon ausgeht, dass diese von Türkis-Grün geplante Maßnahme die Inflation nicht weiter anheizt – wenn die Menschen mehr Geld zum Ausgeben haben –, verwies Brunner auf Expertenmeinungen. Diese würden attestieren, dass das "der richtige Weg" sei. Es sei an der Zeit, in Zeit der hohen Inflationsraten die Abschaffung der Kalten Progression durchzuziehen – "dass wir den Menschen das Geld zurückgeben", so der Minister.

Kogler will mehr Wohnbeihilfe

Vizekanzler Kogler denkt angesichts der Teuerung an weitere Entlastungen für Mieter. Diese sollen aber nicht über einen Mietpreisdeckel, sondern über Wohnbeihilfen kommen. "Wir sind dazu in Gesprächen mit den Bundesländern", sagte der Grünen-Chef zum STANDARD.

Unmittelbar seien Eingriffe nur bei Richtwert- und Kategorie-Mieten möglich, so Kogler – diese würden aber "nur einen kleinen Teil des Marktes" betreffen. Es sei auch verfassungsrechtlich ein Problem, "wenn man da dauernd eingreift". "Es ist daher wohl eine Frage, die über Wohnbeihilfen, also Hilfen für jene, die es brauchen, gelöst werden muss", so Kogler. Zusätzlich zu den Wohnbeihilfen komme, "dass die Bundesländer umtriebig dabei sind, Leerstandsabgaben einzuheben auf unvermietete Wohnungen". Dies habe "einen gewissen Lenkungseffekt, und da würden wir als Regierung unterstützen wollen".

Kogler betonte, dass die Wohnbeihilfe Aufgabe der Länder ist. "Wenn aber Hilfen Ausmaße annehmen, die so groß sind, dass Länder glaubwürdig sagen, das können sie nicht stemmen, dann können wir von Bundesseite etwas zuschießen", lautet sein Vorschlag. "Dazu laufen Gespräche."

Rendi-Wagner will weniger Benefits

SPÖ-Chefin Rendi-Wagner übte bereits am Freitagabend in der "ZiB 2" Kritik am Antiteuerungspaket. Sie ortete vor allem bei der sozialen Ausgewogenheit Schwächen. Spitzenverdiener – wie etwa sie selbst oder Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) – würden bis 2026 einen Benefit von fast 6.000 Euro aus diesem Paket ziehen. Eine Pensionistin mit nur 1.200 Euro Pension habe nur etwas mehr als ein Viertel davon. "Das ist nicht treffsicher, das ist nicht gerecht."

Meindl-Reisinger will keine "Mogelpackung"

Auch Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger sieht das Paket "teilweise" als "Mogelpackung" an, wie sie im "Club 3" von "Krone", "Kurier" und "Profil" sagte. So fehle etwa eine Automatik bei der Abschaffung der kalten Progression. Auch sie kritisierte, dass zu wenig treffsicher agiert werde, wenngleich sie sich grundsätzlich "froh" zeigte, "dass es jetzt ein Paket gibt". (APA, 18.6.2022)