Gewessler begrüßt die Notfallpläne der EU-Kommission.

Foto: APA / Roland Schlager

Wien – Geht es nach Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne), soll das Gas, das über die neu gewonnenen Pipeline-Kapazitäten der OMV aus Norwegen nach Österreich kommt, auch dort verbraucht oder gespeichert werden. Im Ö1-"Morgenjournal" vom Freitag ging Gewessler zudem davon aus, dass die OMV sich die Mehrkosten für die zusätzliche Transportkapazität vom Staat zurückholen wird. Im Gasdiversifizierungsgesetz wurden hierfür 100 Millionen Euro pro Jahr vorgesehen.

Wie die OMV gestern mitteilte, habe man sich für das kommende Gasjahr – 1. Oktober 2022 bis 30. September 2023 – zusätzliche europäische Transportkapazitäten nach Österreich im Ausmaß von 40 Terawattstunden (TWh) gesichert. Dass die zusätzliche Kapazität jetzt erst zur Verfügung steht, erklärte Gewessler im Ö1-Interview einerseits damit, dass die Pipeline-Kapazitäten jetzt neu versteigert wurden – andererseits damit, dass der Staat die Mehrkosten für den Transport von nichtrussischem Gas übernimmt.

Gassparen bleibt Thema

Die zusätzlichen Mengen an Gas, die nach Österreich gebracht werden können, würden die Abhängigkeit von Russland reduzieren; Erdgas bleibe aber ein knappes und teures Gut, betonte die Ministerin. Gassparen bleibe somit ein Thema. In dem Kontext befürwortete Gewessler auch Notfallpläne der EU-Kommission, die unter anderem vorsehen, in öffentlichen Gebäuden eine Temperatur-Obergrenze von 19 Grad einzuführen, um somit weniger Gas zu verbrauchen. Gleichzeitig erwartet die Ministerin von der Kommission mehr Tempo beim gemeinsamen Einkauf von Gas.

Energieexperte Boltz: "Löst keineswegs all unsere Probleme"

Der ehemalige Leiter der E-Control Walter Boltz bezeichnet die Wahrscheinlichkeit, dass mit der Maßnahme die Gasversorgung in Österreich gesichert sei, als "sehr hoch". Auch bei weiteren Engpasssituationen sollte der Transport durch Deutschland gesichert sein, sagte Boltz im "Ö1 Journal um acht". "Aber natürlich löst das keineswegs all unsere Probleme".

Er geht davon aus, dass die OMV das über die Pipelinekapazitäten bezogene Gas primär an österreichische Abnehmer liefern werde. Im Ernstfall gebe es aber auch eine "Solidaritätsverpflichtung", mit anderen Ländern zu teilen. Das wäre aber im eigenen Interesse, da Österreich auch wirtschaftlich von Nachbarstaaten abhängt.

Priorität habe die Versorgung der Haushaltskundinnen und Haushaltskunden und der Gaskraftwerke, die für die Aufrechterhaltung der Stromversorgung notwendig seien. Für Haushalte rechnet er zumindest mit einer Verdoppelung der Gaspreise. Sich damit zu befassen sei die nächste Aufgabe der Regierung. (APA, red, miwi, 15.7.2022)