Ein Beamer ist eine feine Sache. Er bietet großes Bild, Kinofeeling und ist netter zu den Augen als ein Bildschirm, der einem direkt ins Gesicht strahlt. Voraussetzung dafür ist freilich eine passende (Lein-)Wand. Waren die Projektoren lange Zeit wahre Ungetüme, hat sich in den letzten Jahren auch eine "Kompaktklasse" mit smarten Features entwickelt.

In diese Kategorie fällt auch der Xgimi Halo+, der mit Geräten wie Xiaomis "Mi Smart Projector" konkurriert. Wie dieser ist der Halo+ relativ klein, kommt mit vorinstalliertem Android TV auf Basis von Android 10 und Komfortfeatures wie automatischem Fokus und Trapezkorrektur. Obendrein soll er sich mit einem integrierten 59-Wh-Akku abheben, der mobiles Film- und Serienvergnügen erlauben soll. DER STANDARD hat das cineastische 850-Euro-Gerät getestet.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Basics

Der Beamer präsentiert sich in recht kompakten Maßen von 114 x 145 x 172 Millimetern und wiegt mit 1,6 Kilogramm in etwa so viel wie ein Laptop. Gehalten ist er in "Industrial"-Optik. Vorn befindet sich eine Linse, die ein von einem DLP-Chip erzeugtes Bild mit Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel) und maximal 900 Lumen Helligkeit ausstrahlt.

Je nach Abstand sind hier Diagonalen von 40 bis 200 Zoll möglich, der praktisch sinnvolle Bereich liegt aber bei 60 bis 120 Zoll, erzielbar mit einem Abstand von rund 1,6 bis 3,2 Metern bei einem Projektionswinkel von idealerweise maximal 40 Grad. Außerhalb dieses Bereichs kann es zu Problemen mit der automatischen Scharfstellung und Trapezkorrektur kommen bzw. leidet bei größerer Distanz auch die Helligkeit der Abbildung. Für die Lampe gibt Xgimi eine Lebensdauer von 25.000 Stunden an.

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Neben dem Netzteilanschluss verfügt der Beamer auf der Rückseite über einen HDMI-Port, eine 3,5-mm-Klinke sowie einen USB-A-Anschluss. Über Letzteren lassen sich gängige Videoformate direkt von einem USB-Stick oder einem anderen Datenträger abspielen, wenn man eigene Offline-Inhalte hat oder den Projektor dort einsetzen möchte, wo kein Internetempfang möglich ist.

Auf der Oberseite finden sich drei Bedienfelder, über die man vorspulen und die Lautstärke ändern kann. Zur Steuerung dient aber primär die beigelegte Fernbedienung, die mit zwei AAA-Batterien bestückt wird. Sie bringt die gängigen Navigationstasten mit sowie den Schnellzugriff auf die Einstellungen und Spracheingabe per Google Assistant über das integrierte Mikrofon. Die Unterseite des Beamers offenbart gummierte Füße sowie eine Art "Mini-Kickstand", mit dem sich der Wiedergabewinkel etwas verstellen lässt. Dazu gibt es auch einen kleinen Stativanschluss. Seitlich verbergen sich zwei Stereolautsprecher mit Harman/Kardon-Branding und Ausgabeleistung von jeweils fünf Watt.

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Verwendung

Die Einrichtung ist schnell erledigt. Der Beamer wird mit einem WLAN (unterstützt wird Wifi 5/802.11ac) verbunden und anschließend mit einem Google-Account gekoppelt. Bei jeder Inbetriebnahme (sowie beim Aufwecken aus dem Stand-by) vermisst der Beamer die Wandfläche, auf die er zielt, und stellt das Bild scharf. Beim ersten Mal und auch beim Erkennen von Messänderungen nimmt er eine automatische Trapezkorrektur vor, um ein möglichst "gerades" Bild zu zeigen. Diese kann anschließend über einen eingeblendeten Dialog nachjustiert werden. Das Gerät erkennt auch, wenn es verkehrt aufgehängt wird, und spiegelt das Bild dann entsprechend entlang der Horizontalachse.

Beide Automatismen funktionieren recht zuverlässig. Ein Bug fiel im Rahmen des Tests aber auf. Gelegentlich kann es vorkommen, dass die Fokussierung nach dem Aufwachen aus dem Stand-by versagt und eine leichte Unschärfe erzeugt. Dies ist aber lösbar, in dem man den Beamer kurz etwas bewegt, was ihn zu einer automatischen Korrektur verleitet.

Mit 900 Lumen macht der Beamer nicht die größten Sprünge, die Helligkeit ist aber ausreichend, um in einem halbwegs abgedunkelten Raum schönes Filmvergnügen genießen zu können. Unter den mobil nutzbaren Projektoren gehört er allerdings zu den helleren. Netflix, Amazon Prime und natürlich Googles eigene Streamingangebote Youtube und Play Movies sind vorinstalliert. Weitere Apps lassen sich per App-Store nachinstallieren. Von anderen Geräten lassen sich Inhalte auch kabellos mit dem Beamer streamen, entweder über die Chromecast-Funktion oder mit der App Airscreen auch via Miracast und Apples Airplay.

Allerdings: Der Beamer verfügt zwar über Widevine L1, nicht aber über eine eigene Netflix-Zertifizierung. Das hat zur Folge, dass Netflix-Inhalte nicht in Full-HD-Auflösung abspielbar sind. In Onlineforen melden vereinzelt Nutzer auch Loginprobleme.

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Schaltet man den Beamer ein oder weckt ihn aus dem Ruhezustand, benötigt er einige Sekunden, um Befehle der Fernbedienung abzuarbeiten. Generell reagiert die Oberfläche gern etwas träge. Mit welcher Plattform der Halo+ läuft, verrät Xgimi auf der Produktseite nicht. Mit 2 GB RAM und 16 GB für Betriebssystem und Daten hält sich aber auch die Speicherbestückung in Grenzen.

Bild, Sound, Akkulaufzeit

Die Bildqualität gefällt, die Farben sind kräftig, und die Bewegungsunschärfekorrektur des Geräts leistet recht gute Arbeit für eine scharfe Abbildung. Der beworbene HDR10-Support funktioniert ebenfalls, auch wenn der visuelle Effekt aufgrund der limitierten Helligkeit nicht gar so spektakulär rüberkommt.

Lob gebührt den akustischen Eigenschaften des Beamers. Zwar kann man ihn per Klinkenkabel oder via Bluetooth 5.0 mit Lautsprechern verbinden, nötig ist das aber allenfalls, wenn man große Räume mit 25 Quadratmeter Fläche oder beschallen will. Denn ab etwa 80 bis 90 Prozent maximaler Lautstärke stellen sich doch hörbare, unschöne Verzerrungen ein.

Ein (aufgrund der Aufnahmequalität) nicht repräsentatives Abbild der Wiedergabe in einem dunklen Zimmer.
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Die integrierten Lautsprecher bieten darunter jedoch erstaunlich guten Klang, der auch die geringe Lärmkulisse durch die Kühlung des Halo+ gut überdeckt. Sie schwächeln etwas bei den Bässen, haben aber sonst ein akustisch passables Repertoire. DTS und Dolby Digital Plus werden unterstützt.

Mobil ist der Projektor auch flott aufgestellt, um ein aufgespanntes Leintuch oder eine Hauswand zu bestrahlen. Ohne Stromversorgung sollte man bei der Wahl der Inhalte auf die Länge schauen. Bei mittlerer Lautstärke und originaler Full-HD-Auflösung ging im Test nach rund 105 Minuten der Akku aus. Hier lässt sich natürlich etwas tricksen, etwa durch verringerte Lautstärke, alternativ einen externen Lautsprecher, Offline-Nutzung und niedrigere Auflösung und Helligkeit. Viel mehr als 15 bis 20 weitere Minuten sind damit aber nicht zu gewinnen.

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Fazit

Der Xgimi Halo+ macht Freude. Der kompakte, smarte Beamer bietet viel Komfort, dem nur gelegentliche Aussetzer des Autofokus und der etwas überforderte Prozessor gegenüberstehen, der das Gerät bei der Verwendung gelegentlich träge reagieren lässt. Dafür bietet er gelungene Akustik und ordentliche Bildqualität, wobei die Helligkeit von 900 Lumen eine Kompromisslösung für den mobilen Einsatz darstellt.

Die Verwendung "on the go" ist allerdings, wenn man nicht die eine oder andere "Sparmaßnahme" trifft, auf höchstens zwei Stunden beschränkt. Das reicht für viele Filme oder die eine oder andere Serienfolge. Wer sich unterwegs die Special-Extended-Version eines "Herr der Ringe"-Films in voller Länge ansehen möchte, wird allerdings nicht um eine Steckdose herumkommen. (Georg Pichler, 23.7.2022)

Update, 15:40 Uhr: Hinweis zu Netflix (fehlende Zertifizierung) ergänzt.