Seine Liebe zu Porsche (nicht im Bild) könnte Christian Lindner nun zum Verhängnis werden.

Foto: imago/Mauersberger

Dass Christian Lindner ein großer Porsche-Fan ist, weiß in Deutschland jeder, der sich ein wenig mit der Person des Finanzministers und FDP-Chefs beschäftigt. Mit 20 Jahren, als Jungunternehmer, kaufte er seinen ersten 911er. Auch jetzt besitzt Lindner einen Porsche, unlängst, als er auf Sylt die Journalistin Franca Lehfeldt heiratete, wurde diese in einem Porsche Targa zur Kirche gefahren.

Die einen finden es ein grässliches FDP-Klischee, die anderen sagen: Recht hat er, er erarbeitet sich seine Autos ja selbst.

Doch jetzt wird Lindner enger als ihm lieb ist – unter dem Schlagwort "Porsche-Gate" – mit dem deutschen Sportwagenbauer in Verbindung gebracht. Die ZDF-Satiresendung "Die Anstalt" berichtet, dass Porsche-Chef Oliver Blume vor seinen Mitarbeitern mit seinem Einfluss auf Lindner und mit seinen guten Kontakten zu ihm während der Koalitionsverhandlungen im Herbst geprahlt habe. "Der Christian Lindner hat mich in den letzten Tagen fast stündlich auf dem Laufenden gehalten", wurde Blume zitiert.

Verhängnisvolle Ausnahme für E-Fuels

Es geht um die Pläne der Ampelregierung, ab 2035 nur noch CO2-neutrale Fahrzeuge zuzulassen. Allerdings mit einer Ausnahme. So heißt es im Koalitionsvertrag, "nachweisbar nur mit E-Fuels betankbare Fahrzeuge" sollen auch noch länger neu zugelassen werden können. "Da sind wir Haupttreiber gewesen", wird Blume zitiert. E-Fuels sind synthetische Kraftstoffe, die wegen ihrer energieintensiven Herstellung umstritten sind.

Die Affäre ist für beide peinlich. Blume nämlich, so wurde es am Freitag bekannt, soll ab 1. September an die Spitze von Volkswagen aufrücken und den bisherigen Vorsitzenden, Herbert Diess, ersetzen. Dieser ist gefeuert worden. Und für den Politiker Lindner ist die Situation noch unangenehmer.

Der Versuch, sie zu entschärfen, machte sie auch nicht besser. Zunächst hieß es bei der FDP, es habe keine engen Absprachen zwischen Lindner und Blume gegeben, bloß "im Oktober 2021 lediglich ein kurzes Telefonat zwischen Herrn Blume und Herrn Lindner zu Fragen der Verwendung von E-Fuels". Zudem sei die Position Lindners zu E-Fuels "seit Jahren bekannt" und stamme noch aus der Zeit der FDP in der Opposition.

Die "Bild"-Zeitung behauptete daraufhin, sie habe von einem Porsche-Sprecher irrtümlich eine SMS erhalten, die eigentlich an den Sprecher Lindners gehen hätte sollen. In dieser hatte sich der Sprecher erkundigt, wie man gegen die "Mauschel-Vorwürfe" vorgehen solle. Dann hieß es bei Porsche, "eine Satire-Sendung genießt bekanntlich Freiheiten". Und schließlich erklärte Blume selbst in der "Bild am Sonntag": "Ich habe in einer internen Veranstaltung falsche Worte gewählt. Dadurch ist ein falscher Eindruck entstanden. Das tut mir leid."

Der Müll des Bundeskanzlers

Nicht korrekten Umgang – allerdings mit Hausmüll – muss sich auch der deutsche Kanzler Olaf Scholz (SPD) vorwerfen lassen. Der "Spiegel" berichtet, dass Nachbarn im privaten Hausmüll des Kanzlers und seiner Ehefrau Britta Ernst immer wieder nachlässig geschredderte Unterlagen finden. So soll vor allem Ernst, die in Brandenburg sozialdemokratische Bildungsministerin ist, Papiere nur schlampig entsorgen.

Gefunden worden seien Auszüge aus ihrem Terminkalender ebenso wie eine Liste der Kleidung, die die Ehefrau des Kanzlers für verschiedene Anlässe auswählte. So plante sie für den 26. September, den Tag der Bundestagsauswahl, zwei Outfits: zur Stimmabgabe im Wahllokal Potsdam "Jeans, blaues Shirt, dünner blauer Blazer", abends, zum Auftritt in der SPD-Zentrale "schwarzer Hugo Boss Anzug, graues Shirt, Kette mit Stein, schwarze Sneaker, schwarze Anke Runge Tasche".

Der "Spiegel" berichtet aber auch von brisanterem Altpapier. So fanden sich kurz nach dem G7-Gipfel im bayerischen Elmau Papiere im Kanzler-Müll, die Beamte offiziell als vertraulich – "Verschlusssache: nur für den Dienstgebrauch" – eingestuft hatten. Es handelte sich um "Kurzprofile der Partner:innen" der Staats- und Regierungschefs. "Meidet die Öffentlichkeit", stand etwa unter dem Foto von Maria Serenella Cappello, der Ehefrau von Italiens Ministerpräsident Mario Draghi. "Sekretärin bei Mazda", hieß es im Eintrag für die Frau des japanischen Regierungschefs Fumio Kishida. Britta Ernst ging während des Gipfels mit den Partnerinnen walken. Dabei war auch der ehemalige Skirennläufer Christian Neureuther. Er hatte danach geschwärmt: "Wir haben so einen Spaß gehabt. Die sind so reizend, das war so herzlich. Das war, als ob wir uns schon lange kennen." (Birgit Baumann aus Berlin, 25.7.2022)