US-Finanzministerin Janet Yellen versuchte zuletzt, die Angst vor einer Rezession zu dämpfen. Das BIP ging aber bereits zurück.

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Die US-Notenbank Fed wird am Mittwochabend weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Inflation verkünden. Erwartet wird, dass die Währungshüter den Leitzins erneut um 0,75 Basispunkte anheben. Dann würde der US-Leitzins die Spannbreite von 2,25 bis 2,50 Prozent erreichen, was als neutrales Niveau gilt.

Die US-Inflationsrate ist im Juni auf 9,1 Prozent gestiegen. Verteuert haben sich vor allem Lebensmittel und Energie. So hoch wie aktuell war die Inflation in den USA zuletzt Mitte/Ende der 1980er-Jahre.

Angst vor Rezession

Steigen die Zinsen, steigen auch die Finanzierungskosten – für Private und Unternehmen. Das wiederum wird die Nachfrage reduzieren und somit das allgemeine Preisniveau senken. Das ist die Idee hinter den Zinserhöhungen. Denn aktuell ist die Inflation getrieben von einer Angebotsverknappung bei Öl und Gas und Lieferkettenproblemen aufgrund der Zero-Covid-Politik in China. Höhere Zinsen nähren aber auch die Angst vor einer Rezession.

Eine weitere Zinserhöhung birgt aber auch Gefahr für die Fed, erklärt Monika Rosen-Philipp, Börsenexpertin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft (ÖAG). "Erhöht die Fed die Zinsen erneut, und sie löst damit eine Rezession aus und die Inflation sinkt nicht, wäre das ein Dilemma für die Fed", sagt Rosen-Philipp mit Blick auf die im November anstehenden Kongresswahlen.

Die Rezession könnte zwar leicht verlaufen, die Stimmung wäre damit wohl aber gedämpft, zumal die US-Wirtschaft derzeit nicht floriert. Im ersten Quartal ist das US-BIP um 1,6 Prozent geschrumpft. Für das zweite Quartal erwarten Ökonomen einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um lediglich 0,4 Prozent. Es gibt aber auch Stimmen im Markt, die von einem weiteren Rückgang ausgehen. In diesem Fall – also einem Rückgang in zwei Quartalen in Folge – spricht man von einer technischen Rezession.

Yellen versucht zu beruhigen

Finanzministerin Janet Yellen sieht trotz einer Wachstumsschwäche der US-Wirtschaft und eines Rezessionsrisikos einen Abschwung nicht als unvermeidlich an. "Ich sage nicht, dass wir eine Rezession mit Sicherheit abwenden können", sagte Yellen zuletzt. "Aber ich denke, es gibt einen Pfad, der den Arbeitsmarkt robust hält und die Inflation senkt", erklärte sie. "Eine Rezession ist eine Wirtschaftsschwäche auf breiter Grundlage. Das sehen wir momentan nicht."

Die Fed hatte zuletzt im Juni das Zinsniveau um 0,75 Prozentpunkte angehoben. Experten erwarten, dass die Fed die Zinsen bis zu einem Niveau von 3,3 Prozent erhöht. Dann soll es wieder Zinssenkungen geben. "Etwas mehr als 40 Prozent der von Bloomberg befragten Ökonomen erwarten eine erste Zinssenkung in der zweiten Jahreshälfte 2023", sagt Rosen-Philipp. (Bettina Pfluger, 27.7.2022)