Die Energierechnungen treiben vielen Konsumenten und Konsumentinnen bereits jetzt den kalten Schweiß auf die Stirn.

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Während in Deutschland die Teuerungsrate dank des Neun-Euro-Tickets und des Tankrabatts leicht sinkt, dürfte in Österreich der Höhepunkt der Teuerung erst bevorstehen. Wifo-Ökonom Josef Baumgartner erwartet, dass die Inflationsrate im September, spätestens aber im April 2023 die Zehn-Prozent-Marke überspringt, sagt er im Kurier. Die Preissteigerungen bei Strom, Gas und Fernwärme schlagen auf die Inflationsrate durch. Laut Energiepreisindex der Energieagentur zeigen sie weiter nach oben: im Juni im Vergleich zum Vormonat Mai um 6,2 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresjuni liegt das Plus bei 45 Prozent. Während die Preise für Treibstoffe leicht gesunken sind, ziehen jene für Strom und Erdgas für Haushalte weiter an. Im Juni war der heimische Strompreisindex mit einem Plus von 203 Prozent dreimal so hoch wie im Vorjahr, der Gaspreisindex um satte 424 Prozent höher. Viele Energieversorger haben bereits mit Preiserhöhungen reagiert oder solche angekündigt.

Gas- und Strompreisbremse

Vor dem Hintergrund denkt der Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) im ORF-Sommergespräch über eine Gaspreisbremse nach. Sie würde laut Kogler ähnlich wie die Strompreisbremse funktionieren, die im Herbst kommen soll, Details sind noch offen. Die Idee geht auf einen Vorschlag von Wifo-Chef Gabriel Felbermayr zurück. Felbermayr hat sich im Juli dafür ausgesprochen, dass vor dem Hintergrund der exorbitanten Preisanstiege den Haushalten ein Teil der Stromrechnung vom Staat abgenommen werden soll. Das würde bedeuten, dass Haushalte etwa für den Grundbedarf ihres Stromverbrauchs günstigere Konditionen bekämen, die sich am durchschnittlichen Kilowattstundenpreis vor der Pandemie orientierten, führt Kogler im Sommergespräch aus. Um Preissignale – also Anreize zum Energiesparen – nicht außer Kraft zu setzen, müssten die Kunden für den Rest die hohen marktüblichen Preise zahlen. Für Durchschnittshaushalte und kleinere gewerbliche Verbraucher sollten die Rechnungen dann nicht um mehr als zehn oder 20 Prozent steigen, rechnete Felbermayr im Juli vor.

Kaufkraft stärken

Das gleiche Prinzip könnte man auf Gas ausweiten, sagte Kogler: "Das ist ein naheliegender Gedanke. Durchaus denkbar und sinnvoll." Ob damit im September zu rechnen sei, könne er nicht prognostizieren. Zunächst gelte es, die Strompreisbremse "fertig zu machen". Johannes Mayer, Experte bei der E-Control, kann der Idee, eine Bremse auch beim Gaspreis einzuführen und eine bestimmte Menge Gas zu subventionieren, im Ö1-Mittagsjournal jedenfalls etwas abgewinnen. Das könne die Kaufkraft stärken und wäre eher eine Inflationsbekämpfungs- als eine Sozialmaßnahme. Eine weitere – indirekte – Entlastungsidee schwebt Kogler bei den Mieten vor: "Im Übrigen schlagen wir vor oder denken darüber nach, dass die Richtwertmieten einen Abschlag kriegen, wenn sie Gasheizungen haben." (Regina Bruckner, 17.8.2022)