Paul Hofer bringt Kindern und Jugendlichen das Baggerfahren bei. Am Abend gibt’s dann ein Lagerfeuer.

"Also das, wo wir hier sind, ist alles in einem: Küche, Grillstation, Open-Air-Wohnzimmer, Empfangspult und Party-Location. Wenn ich allein bin, häng ich hier einfach ab, was eigentlich eh nie vorkommt, weil ich immer viel zu tun hab, oder krebse ein bissl durch die Natur und sehe nach dem Rechten, ob auf dem Grundstück eh alles passt. Am meisten aber taugt es mir, wenn der Ort voll ist mit Kindern, die hier ihren Spaß haben, und wir gemeinsam Maroni oder Bratkartoffeln machen. Viel anbieten kann ich nicht, weil ich auch nicht viel Geld hab, ich muss schauen, wie ich über die Runden komm, aber wenn der Hofer zum Hofer geht, dann gibt’s zumindest gute Qualität bei den Grillwürstln. Ich leb schon seit 30 Jahren von Würstln!

"Architekturpreis gewinnt man damit keinen": Paul Hofer im selbstgebauten Reich in Simmering.
Foto: Lisi Specht

Es gibt einen gemauerten Ofen, eine Grillstation und eine Edelstahlküche von Küppersbusch, die früher mal im Hilton am Stadtpark gestanden ist. Noble Sache! Damals hab ich beruflich Räumungen gemacht, und man kann sich nicht vorstellen, was einem da alles in die Hände kommt. Damit man bei Regen nicht im Nassen sitzt, hab ich ein paar Bühnenelemente zusammengeschraubt und mit Trapezblech zugedeckt. Architekturpreis gewinnt man damit keinen, aber es reicht.

Nach den Räumungen hat’s mir gereicht, ich wollte was G’scheites machen. Und nachdem ich ausgebildeter Baggerfahrer bin, dachte ich mir, ich kann Schulungen anbieten und auch Kindern und Jugendlichen das Herumbaggern beibringen. Einmal im Leben im Bagger sitzen? Ist ja ein großer Traum von vielen! Also hab ich in ganz Wien herumgesucht und bin dann auf dieses 6000 Quadratmeter große Grundstück in Simmering gestoßen, Alberner Hafenzufahrtsstraße 21, gleich beim Huma. Das Grundstück gehört der Stadt Wien, seit über 20 Jahren bin ich Pächter.

Früher war Paul Hofer beruflich mit Räumungen beschäftigt. "Man kann sich nicht vorstellen, was einem da alles in die Hände kommt."
Fotos: Lisi Specht

Ich habe hier ein paar Traktoren und Kettenbagger unterschiedlichster Größe, vom 1,5-Tonner bis zum 27-Tonner, zusammengekauft aus diversen Konkursmassen und Unternehmensauflösungen. Die kleinen Knirpse können sich mit dem Anderthalb- und Zweieinhalbtonner herumplagen, für die größeren Kinder, auch Erwachsene genannt, steht der 27-Tonner zur Verfügung. Mit dem kannst schon ein Haus umschmeißen! Außerdem hab ich eine alte Straßenbahn, Typ E1, die mir mal jemand von den Wiener Linien geschenkt hat, sowie eine Imbissbude und einen Container mit Duschen und Klos.

Die meisten spielen sich hier eine Stunde herum, natürlich unter meiner Aufsicht oder in den Händen meines Kollegen Stefan. Bei Firmenfeiern und Geburtstagsfestln versuchen wir uns auch im Schmieden und Schweißen, am Abend gibt’s ein Lagerfeuer. Weißt, ich hab in meinem Leben schon so viele Höhen und Tiefen durchgemacht, dass ich es als meine Aufgabe erachte, dieses Wissen und diese Lebenserfahrungen den Kindern und jungen Dreikäsehochs weiterzugeben, zumindest so gut ich kann.

Eine Wohnung im zweiten Bezirk hat Paul Hofer zwar auch, aber untertags ist er meistens draußen in der Natur.
Fotos: Lisi Specht

Ich hab zwar auch eine Wohnung im zweiten Bezirk, in der Nähe der Lassallestraße, aber untertags bin ich eigentlich immer hier draußen in der Natur. Manchmal muss ich hier sogar übernachten, in meinem Lieferwagen, weil wieder irgendwer irgendwas fladert in der Nacht. Außerdem teile ich meine Wohnung immer wieder mit Menschen in Notsituationen – meist mit alleinerziehenden Müttern mit ihren Kindern, die von häuslicher Gewalt betroffen sind und von zu Hause dringend wegmüssen. So was bricht mir einfach das Herz. Das geht gar nicht!

Wenn das irgendwer liest, der mir helfen kann: Ich krieg oft Besuch von Kindern, die im Rollstuhl sitzen. In den richtig großen Bagger können wir diese Kids mit ihrem schweren Gerät nicht hochheben. Das ist zu kompliziert. Ich hätte gerne eine Firma, die mir einen 15-Tonner sponsert, sodass ich auf der Seite eine kleine Hebebühne anschweißen und anschrauben kann, damit auch Kinder im Rollstuhl hoch hinaus können. Das ist mein Wunsch für die Zukunft." (Wojciech Czaja, 22.8.2022)