Von Pflegeassistenz über OP-Träger bis zur Fachärztin: 8000 Bedienstete der städtischen Spitäler in Wien gehen bis 2030 in Pension.

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Wien – Fachkräfte im Gesundheitsbereich sind heiß begehrt. Die Krankenhäuser der Stadt Wien sehen sich allerdings seit der Pandemie mit einer höheren Fluktuation als zuvor konfrontiert. Das gab Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, Generaldirektorin des Wiener Gesundheitsverbundes (Wigev), am Montag im Zuge eines Pressegesprächs bekannt. Hintergrund des Termins waren die in den vergangenen Tagen medial bekannt gewordenen Gefährdungsmeldungen vom Personal der Klinik Ottakring und von einer Station der Klinik Favoriten.

In Vor-Corona-Zeiten lag die Fluktuation bei sieben Prozent, im Vorjahr wechselten rund neun von 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu anderen Arbeitgebern. Seit dem Sommer frage man seitens des Wigev nun genauer nach, warum jemand gekündigt habe, und man habe eine interne Jobbörse eingerichtet, um Alternativen innerhalb des Wigev anzubieten und die Arbeitskraft im Verbund zu halten. Maßnahmen wie diese sind dringend notwendig: Rund 8000 Bedienstete gehen bis 2030 in Pension. Derzeit sind rund sieben Prozent der insgesamt 28.150 Stellen nicht besetzt. Die Dauer der Krankenstände stieg zugleich leicht an: von durchschnittlich 10,2 Tagen Anfang 2021 auf elf Tage 2022.

Mitunter konzentrieren sich die Ausfälle: In den vergangenen Tagen wurde bekannt, dass das Personal der Urologie an der Klinik Favoriten eine Gefährdungsmeldung an seine Vorgesetzten verfasst hat, wonach die Bediensteten seit Monaten am Limit arbeiten. Eine derartige Anzeige liegt, wie die Krone berichtete, auch für die Klinik Ottakring vor – dort sogar für das gesamte Spital. 53 solcher Meldungen gab es von Mai 2021 bis April 2022, darunter waren etwa auch Meldungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hietzing, die medial Aufmerksamkeit erregten.

Schäden verhindern

Beim Wigev sieht man diese Anzeigen als Frühwarnsystem, dem man zum Beispiel kurzfristig mit vorübergehenden Bettensperren begegne, um das Personal nicht zu überfordern und Schäden für Patientinnen und Patienten zu vermeiden. Ist so eine Anzeige oder Meldung eingelangt, werden schriftlich Maßnahmen festgelegt, die erfolgen sollen, um die Situation zu verbessern. Beim Wigev weist man in dem Zusammenhang aber auch darauf hin, dass es in ganz Österreich und international einen Fachkräftemangel im Gesundheitsbereich gebe.

In Wien habe man deshalb zum Beispiel die Ausbildungsplätze im Bereich der Pflege massiv aufgestockt, dies werde sich bis 2024 massiv auswirken. Bis dahin wird die Anzahl der Ausbildungsplätze im Bereich Bachelor, Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz auf über 4.100 erhöht – aktuell sind es noch 2.390.

"Systemversagen" laut FPÖ

Die Wiener FPÖ teilte am Montag in Reaktion auf das Pressegespräch des Wigev mit, dass hier "eine Gefährdung von Patienten bagatellisiert" werde. Es werde mit allen Mitteln versucht, "das Systemversagen von SPÖ-Gesundheitsstadtrat Hacker und des Managements unter den Teppich zu kehren". Zudem werde laut FPÖ Personal unter Druck gesetzt, keine Gefährdungsanzeigen zu machen. Diesen Vorwurf weist man beim Wigev vehement zurück. Gefährungsmeldungen seien ein wichtiges Tool, um Gefahren vorbeugen zu können. (Gudrun Springer, 29.8.2022)