Die vier farbigen Abbildungen zeigen den Planeten in verschiedenen Wellenlängen des Lichts. Der Stern wurde dabei ausgeblendet.
Foto: NASA/ESA/CSA, A Carter (UCSC), the ERS 1386 team, and A. Pagan (STScI)

Webb hört nicht auf, Erstaunliches zu leisten – nämlich genau das zu tun, wofür es gebaut wurde. Nach mehreren Beobachtungen von Exoplaneten liefert das Weltraumteleskop nun erstmals ein Bild von einem Planeten außerhalb unseres Sonnensystems.

Der Planet, der auf den Namen HIP 65426 b hört, ist ein Gasriese von etwa der zwölffachen Masse des Jupiter, der mit nur etwa 15 bis 20 Millionen Jahren sehr jung ist. Entdeckt wurde er vor fünf Jahren mit dem Very Large Telescope in Chile, das zum European Southern Observatory gehört. Der Planet wurde zwar bereits von Teleskopen abgebildet, aber Webb kann mit seinen im Infraroten arbeitenden Sensoren neue Informationen gewinnen, die irdischen Teleskopen verborgen bleiben.

Es sei ein Moment, der vieles verändere, sagt Sasha Hinkley von der Universität Exeter in Großbritannien.

10.000-mal schwächeres Licht

Dass der Planet überhaupt mit Teleskopen zu sehen ist, liegt an seiner großen Entfernung zu seinem Stern, die hundertmal größer ist als die Entfernung zwischen Erde und Sonne. Trotzdem sei es nicht einfach gewesen, berichtet das Team: "Zuerst sah ich nur das Licht eines hellen Sterns. Doch durch sorgfältige Bildbearbeitung konnte ich das Licht des Sterns entfernen und den Planeten sichtbar machen", sagt Aarynn Carter von der University of California in Santa Cruz, die den Prozess der Bildbearbeitung geleitet hat. Das Licht des Planeten ist, je nach verwendetem Sensor, bis zu 10.000-mal schwächer als das des Sterns. Die unterschiedliche Form des Planeten stamme von der Art und Weise, wie die Optik von Webb Licht zu den einzelnen Sensoren leitet, die für Planetenbeobachtungen mit Masken ausgestattet sind, um Sternenlicht auszublenden und die Aufnahmen zu ermöglichen. Wissenschaftliche Ergebnisse aus den Bildern sollen folgen, eine Publikation wird vorbereitet. Erwartet wird unter anderem eine genauere Bestimmung seiner Masse.

Der Planet HIP 65426 b wurde bereits vom Very Large Telescope in Chile aufgenommen. Der Kreis entspricht der Größe der Bahn von Neptun.
Foto: ESO

Webb hat bereits zwei Planeten untersucht. Einmal gelang der Nachweis von CO2 in der Atmosphäre, ein anderes Mal wurde Wasser nachgewiesen. Abbilden konnte Webb die Planeten bisher aber nicht.

Auch dem Hubble-Teleskop gelang die Abbildung von Exoplaneten, allerdings nicht von HIP 65426 b. Webb hat erneut seine Leistungsfähigkeit demonstriert und gezeigt, dass es auch in der Lage ist, künftig vielleicht völlig neue Planeten zu entdecken. "Das ist erst der Anfang", sagt Carter. Genau das sei das Aufregende daran. (rkl, 1.9.2022)