Früher Donnerstagabend, Stadtpalais Liechtenstein. Im Eingangsbereich Stehtische mit übergeworfenen Tischdecken. Auf ihnen wurden Sonnenbrillen im Glööckler-Design unter Glasglocken drapiert. Die Türen zum Palais bleiben verschlossen, auch das große Publikum lässt auf sich warten. "Trinken Sie noch ein Glas Sekt", wird den ratlos Wartenden zum Überbrücken der Zeit geraten.

Eineinhalb Stunden später sind die ORF-Seitenblicke, RTL und Medienpartnerin Uschi Pöttler-Fellner da. Und die Gäste? Haben sich aufgeputzt für den "Couture"-Event, der Abend soll ja pompös werden: bodenlange Robe und süßliches Parfum für sie, Anzug für ihn. Auf die Füße tritt sich an diesem Abend trotzdem niemand, der Andrang hält sich in Grenzen. Es stellt sich heraus: Man wartet nicht nur auf den Einlass zur Show. Glööckler höchstpersönlich ist noch gar nicht da. Der Dschungelcamp-Teilnehmer, Selfmade-Künstler, Schwaben-Versace und, ja, emsige Neuerfinder seiner selbst lässt auf sich warten. Der 57-Jährige will einen standesgemäßen Einmarsch.

Glööcklers Einfahrt

Da kommt er, der Glööckler!
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Den bekommt er. Nach einer Stunde rollt ein Wagen an. Der Deutsche, Plateauschuhe, goldig gemusterte Schlaghose, Sonnenbrille, rauscht durchs Barockportal. Es bildet sich ein Spalier, Glööckler hält Hof. Endlich öffnen sich auch die Türen des Palais, großes Staunen in den golden ausstaffierten Prunkräumen im Neo-Rokoko über die Putten am Luster. "Ist das nicht ganz der Harald?"

Harald Glööckler in Feierlaune.
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Nach langem Warten die "Couture"-Show im Wiener Liechtenstein-Palais.
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Wiener Wurschtigkeit

Den Schwaben als falschen Couturier abzutun wäre ein Leichtes. Mit Paris hat Glööcklers "Couture-Show" selbstverständlich nichts zu tun. Wiener Wurschtigkeit liegt in der Luft, es gibt keine Kontrolle der Gäste, keine Platzreservierungen, die Abendroben und Anzüge verteilen sich nach Lust und Laune auf den Sesseln, in der Front Row thront die Medienpartnerin.

Überall Gold, da staunten die Gäste.
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Die Gäste werden unterhalten: Glööckler richtet sich erst einmal ans Publikum auf den goldenen Sesseln. Neue Botschaften hat er nicht im Gepäck, aber das macht ja nichts. Er tut seine Liebe zu Wien kund, erklärt, dass er die Welt schöner und Frauen zu Prinzessinnen machen will. Der Zeit der Pandemie und der Jogginghosen hingegen will er ein Ende bereiten.

"Danke an meine Schneiderinnen, meinen Mann, an die Gäste, meinen Hund." Dann noch ein "Tauchen Sie ein in meine wunderbare Welt" – der ehemalige Shopping-Kanal-Verkäufer hat sein Handwerk nicht verlernt.

Immerhin, Glööckler gelingt es, die Zeit anzuhalten. Seine Modenschau? Ein Aufmarsch auftoupierter Prinzessinnen mit Handschuhen und Hüten. Genug gesehen, schnell die Treppe runter – und dabei bloß nicht den Schuh verlieren. (feld, 2.9.2022)