Menschen überprüfen die Wechselkurse auf einer Tafel in einer Wechselstube in Istanbul, nachdem die türkische Zentralbank den Leitzins gesenkt hat.

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Ankara – Die Inflation in der Türkei zieht weiter an. Im August stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 80,2 Prozent, teilte das nationale Statistikamt am Montag mit. Analysten hatten sogar mit einer noch höheren Rate gerechnet. Im Vormonat hatte die Inflation etwas weniger als 80 Prozent betragen. Auf Monatssicht stiegen die Verbraucherpreise im August um knapp 1,5 Prozent.

Wie stark der Preisdruck auf vorgelagerten Wirtschaftsstufen ist, zeigen die Produzentenpreise. Sie stiegen im August um fast 144 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Nach wie vor liegen die Erzeugerpreise also mehr als doppelt so hoch wie vor einem Jahr. Die Herstellerpreise beeinflussen die Lebenshaltungskosten mittelbar und mit Zeitverzug.

Mehrere Faktoren

Die Inflation wird durch mehrere Faktoren getrieben. Seit längerem sorgt die schwache Landeswährung Lira für Preisauftrieb, da sie importierte Güter verteuert. Hinzu kommen anhaltende Probleme in den internationalen Lieferketten, die Vorprodukte teurer machen. Daneben steigen die Preise von Energie und Rohstoffen, vor allem wegen des russischen Krieges gegen die Ukraine.

Die Notenbank stemmt sich gegen die Entwicklung im Gegensatz zu vielen anderen Zentralbanken nicht mit Zinsanhebungen. Vielmehr hat sie ihren Leitzins zuletzt sogar verringert. Fachleute verweisen auf politischen Druck. (APA, 5.9.2022)