Als der Shooter Quake vor 26 Jahren erschien, kam das einer Revolution gleich. Erstmals bestand die Welt vollständig aus 3D-Objekten, Gegner und Gegenstände wurden mit Polygonen dargestellt und nicht mehr wie noch in Doom oder Duke Nukem 3D als Sprites. Die Zeit der Pappaufsteller-Optik war vorüber.

Für all die Grafikpracht verlangte der Shooter aber für damalige Verhältnisse beinahe obszön leistungsstarke Hardware. Ein Pentium mit mindestens 75 Megahertz musste es sein. Wer das Spiel unter Windows 95 zocken wollte, brauchte 16 Megabyte RAM. Aber das war längst noch nicht alles. Wollte man wirklich alles grafischen Schmankerl sehen, dann war auch eine damals völlig neue Peripherie nötig: eine Grafikkarte, oder 3D-Beschleuniger, wie man damals sagte, wie die Voodoo von 3dfx.

Praktisch ist es nicht

Heute läuft Quake auf einer Uhr. Der Entwickler Tomas "MyOwnClone" Vymazal konnte das Spiel auf seine Apple Watch portieren. Für diesen Zweck nutzte er eine Open-Source-Portierung des Spiels für Mac und iOS. Die Steuerung auch nur halbwegs sinnvoll umzusetzen war dabei die größte Herausforderung, schließlich verfügt die Apple Watch nur über eine Taste. Also verwendete Vymazal das Kronenrad seiner Uhr für die Y-Achse, also um die Waffe der Spielfigur nach oben unter unten zielen zu können. Die anderen Steuerungselemente werden am unteren Displayrand eingeblendet. Auf Wunsch kann die Drehung der Spielfigur auch per Neigung vorgenommen werden, denn Vymazal ist es gelungen, Quake eine Gyroskop-Steuerung zu verpassen.

MyOwnClone

Das Resultat ist zwar spielbar, aber großer Spaß wird dabei nicht aufkommen. Es ging dem Entwickler eher darum zu zeigen, was technisch alles möglich ist. Mit Erfolg: Quake läuft auf der Apple Watch stabil mit 58 Frames – und das, obwohl die smarte Uhr keinen Voodoo-Grafikbeschleuniger verbaut hat. Wer jetzt selbst Quake auf seiner Apple Watch installieren möchte, hat dank Vymazal die Gelegenheit dazu. Er veröffentlichte sein Projekt auf Github, wie Techcrunch berichtet. Einen Haken gibt es allerdings: Die Grafikassets sind nicht Open Source, weshalb Nutzende andere Quellen dafür auftun müssen.

In der Gaming-Szene machen sich Entwickler schon seit Jahren einen Spaß daraus, die Spiele aus dem Hause id Software auf möglichst außergewöhnlichen Geräten zu spielen. So kann man etwa den Shooter-Uropa Doom mittlerweile auf Schwangerschaftstests, Digitalkameras und Ultraschallgeräten "genießen". (pez, 8.9.2022)